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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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sie hat
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    ihn eine rückgratlose kleine Kröte genannt, weil er nicht gewagt habe, ihr seine Meinung ins Gesicht
    zu sagen. Nun, daraufhin hat er seine Beleidigung wortgetreu wiederholt, und Roxanne hat ihm
    beinahe die Augen ausgekratzt, bevor er sich mit den Fäusten auf sie stürzte. Ich bin natürlich
    rübergelaufen, um die beiden auseinanderzubringen; es war ein Gefühl, als wäre ich zwischen zwei
    rasende Katzen geraten. Roxanne hat ganz schön was abbekommen, und Myers hat im Gesicht und am
    Hals tiefe Kratzer von ihren Krallen davongetragen. Ich habe keinen von ihnen ärztlich versorgt, weil
    ich fand, sie hätten es beide verdient - Myers für seine Beleidigungen, Roxanne für ihre
    Unbeherrschtheit.«
    »Myers sollte etwas vorsichtiger sein, wenn er nicht verfrüht das Zeitliche segnen will«, bemerkte
    Gage. »Schon manch einer hat es heftig bedauern müssen, sich mit den falschen Gegnern angelegt zu
    haben.«
    »Diplomatie war nie Myers' Stärke, wie Sie und ich wissen, aber ich glaube kaum, daß er uns allzusehr
    verunglimpfen kann, da die Wahrheit auf unserer Seite steht. Ihretwegen ist Annie jetzt vor seinen
    Mißhandlungen sicher und hat sich eng mit Calley angefreundet. Annies Leben hat sich zum Besseren
    gewandelt, und wenn sie will, können wir bald unsere eigene Familie gründen. Vielleicht wird sie
    dann eines Tages das Kind, das ihr geraubt wurde, vergessen können. Mit Ihrem Einverständnis
    möchte ich Ihnen gern das Geld zurückerstatten, das Sie für sie bezahlt haben.«
    »Ich bin mehr als einverstanden«, erwiderte Gage und hob trotz seiner Schmerzen fragend die Brauen.
    »Werden Sie uns zu Ihrer Hochzeit einladen?«
    Colby lachte. »Wenn Annie mich nimmt.«
    »Das wird sie.«
    Der Arzt legte einen Lederbeutel voller Münzen auf den Nachttisch und verließ dann leise das
    Zimmer. In der darauffolgenden Stille spürte Gage, wie die Hand auf seiner Brust sich zu regen
    begann und ihn gemächlich liebkoste. Als er den Blick senkte, sah er, daß seine Frau lächelnd zu ihm
    aufschaute.
    »Habe ich Ihnen eigentlich je gesagt, Mr. Thornton«, flüsterte Shemaine verschlafen, »wie überaus
    teuer Sie mir sind?«
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    Sein Herz schien vor Glück einen Purzelbaum zu schlagen. »Soll das heißen, daß du mich liebst,
    Shemaine?«
    »Ja, Gage. Das heißt, daß ich dich sehr, sehr liebe.« Gage nahm ihre schlanken Finger in seine Hand
    und führte sie zu einem sanften Kuß an die Lippen. »Und ich liebe dich, Shemaine, ich liebe dich über
    alle Maßen.«
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    19. Kapitel
    William und Gage Thornton ähnelten einander wahrhaftig nicht nur äußerlich, überlegte Shemaine,
    nachdem sie versucht hatte, beide Männer länger als einen Tag im Bett zu halten. Obwohl Gage am
    folgenden Morgen immer noch unter bohrenden Kopfschmerzen litt, versah er wie gewohnt seine
    Pflichten und ging dann zur Arbeit in die Werkstatt. Am selben Nachmittag versuchte sein Vater,
    während Shemaine vor der Hütte im Bach Kleider wusch, vom Dachboden zur Außentoilette zu
    gelangen, obwohl man ihm in bequemer Reichweite in seinem Zimmer einen Nachttopf aufgestellt
    hatte. Nachdem er den größten Teil der Treppe hinter sich gebracht hatte, wurde ihm schwarz vor
    Augen. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte die letzten Stufen hinunter, wobei nicht wenige der
    Stiche aufrissen, mit denen die Wunde genäht war, und diese von neuem zu bluten begann. Andrew
    sah den Sturz vom Flur aus mit an und rannte mit angstgeweiteten Augen auf die Veranda, um nach
    Shemaine zu schreien, die schnell zurückkommen und seinem Großvater helfen solle.
    Vor Schreck stieß sie den Wäschekorb um, und die Kleider flogen kunterbunt durcheinander. Als
    Shemaine William erreichte, hatte dieser gerade den Zipfel seines Nachthemds über seine nackten
    Lenden gezogen, um wenigstens bis zu einem gewissen Grad den Anstand zu wahren. Dann zog er
    sich in eine sitzende Position hoch, bis er an der Wand am Fuß der Treppe lehnte. Sein verzerrter
    Gesichtsausdruck verriet, welche Schmerzen er litt. Trotzdem kam nicht mehr als ein ersticktes
    Stöhnen über seine Lippen, als Shemaine versuchte, ihn aufzurichten. William war zu schwach, um ihr
    dabei helfen zu können, und zu schwer, als daß es ihr allein hätte gelingen können, so sehr Andrew
    sich bemühte, sie zu unterstützen.
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    »Andy, geh und hol deinen Vater aus der Werkstatt«, bat sie den Jungen. »Und eil dich!«
    Kurze Zeit später kehrte Gage mit Sly Tucker zurück, und zu zweit trugen

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