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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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die
    Lanze steckte. Und die Schmerzen würden sich gewiß noch verschlimmern, wenn er versuchte, sich
    aufrecht hinzusetzen. »Aber wie soll Seine Lordschaft denn trinken...«
    William sah sich mit einer schmerzverzerrten Grimasse um und bedeutete den beiden Männern, ihm
    den Krug zu geben. Dann stützte er sich mit Colbys und Gillians Hilfe auf einen Ellbogen, während
    die beiden schnell einige Kissen unter ihn schoben. Zu—
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    frieden damit, daß sein Patient nicht widerspenstig war, überließ der Arzt dem Iren die ungewöhnliche
    Aufgabe, einen englischen Lord betrunken zu machen.
    Colby ließ die beiden allein und ging die Treppe hinunter, um Gages Kopfverletzung zu untersuchen.
    Mittlerweile hatte der Riß aufgehört zu bluten, aber unter der Wunde hatte sich ein großer Bluterguß
    gebildet. Im Augenblick konnte Colby den Zustand seines Patienten nicht endgültig einschätzen.
    »Möglich, daß Ihr Mann die Sache unbeschadet übersteht...«, sagte er zu Shemaine. »Kann aber auch
    sein, daß er's nicht tut. Sorgen Sie einfach dafür, daß stets eine kühle, feuchte Kompresse auf der
    Wunde liegt, und behalten Sie ihn genau im Auge. Sobald ich mit seinem Vater fertig bin, werde ich
    die Wunde an Gages Kopf nähen müssen. Ihr Mann hat offensichtlich eine Gehirnerschütterung und
    wird für eine Weile vielleicht nicht wieder zu Bewußtsein kommen. Es hängt alles davon ab, wie stark
    der Druck ist, der sich unter dem Schädel aufbaut.«
    Shemaine spürte, wie ihre Beine unter ihr nachgaben. Eine lähmende Kälte fuhr ihr in die Glieder,
    aber sie biß mit jäher Entschlossenheit die Zähne zusammen und weigerte sich, der lauernden Angst
    nachzugeben. Dies war ihr Mann, und er brauchte sie! Sie durfte nicht ohnmächtig werden!
    Bei all dem Aufruhr im Haus war natürlich auch Andrew aufgewacht. Shemaine nahm sich ein paar
    Minuten Zeit, um dem Jungen zu essen zu geben und ihn anzuziehen, bevor sie selbst sich wusch und
    ankleidete. Dann trugen sie zu zweit den Schaukelstuhl aus seinem kleinen Schlafzimmer in das
    größere, wo sie über Gage wachen konnten. Den kleinen Andrew dicht an sich gedrückt, schaukelte
    Shemaine hin und her und sang ihm etwas vor, und gemeinsam warteten sie und beteten, daß mit dem
    Ehemann und Vater, den sie beide liebten, alles wieder gut werden würde. Nach einer Weile schlüpfte
    Andrew von ihrem Schoß und kletterte auf das Bett, um sich an seinen Vater zu schmiegen. Shemaine
    folgte ihm, schlang einen Arm um den Jungen und bettete den Kopf an die Brust ihres Mannes, bis
    sein starker und gleichmäßiger Herzschlag ihr ein wenig Trost spendete.
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    Als Colby Ferris auf den Dachboden stieg, um zu sehen, wie es Gillian mit Lord Thornton ergangen
    war, fand er Seine Lordschaft mit klarem Kopf und bei vollem Bewußtsein vor. Gillian dagegen
    nuschelte nur noch, da er dem scharfen Getränk nicht viel entgegenzusetzen hatte. Colby ahnte, daß
    der junge Schiffsbauer dringend ein wenig frische Luft benötigte, und da er selbst zwei starke Männer
    brauchte, die Seine Lordschaft festhielten, schickte er Gillian aus, Ramsey Täte und Sly Tucker zu
    holen. Die beiden halfen im Augenblick, die Leichen auf einen Wagen zu laden, damit sie ihre letzte
    Reise nach Newportes Newes antreten konnten.
    Außer zum Säubern der Wunde war der Whisky nicht so hilfreich gewesen, wie Colby gehofft hatte,
    denn Seine Lordschaft blieb während der ganzen schmerzhaften Prozedur, bei der ihm die Pike aus
    dem Rücken gezogen wurde, bei vollem Bewußtsein. Es waren zwar keine lebenswichtigen Organe
    beschädigt worden, aber die Wunde ging sehr tief. Die Säuberung der offenen Wunde mit der feurigen
    Flüssigkeit hätte einen schwächeren Mann umgeworfen, aber William, der während des ganzen
    Martyriums auf dem Bauch liegen mußte, biß die Zähne zusammen und begrub das Gesicht in den
    Kissen, um jedes Geräusch zu ersticken. Das Zittern, das seinen angespannten Leib durchlief, war ein
    lebhafter Beweis für die Anstrengung, die es ihn kostete, nicht laut zu schreien. Erst im allerletzten Stadium, als der gewaltige Schnitt in seiner Schulter genäht wurde, verlor Seine Lordschaft endlich das Bewußtsein. Der Arzt, der ihn versorgte, konnte über die Zähigkeit und Willenskraft des Mannes
    nur staunen.
    Als Colby wieder die Treppe hinunterging, fand er Andrew und Shemaine dicht aneinandergeschmiegt
    neben Gage auf dem Bett. Sie waren beide eingeschlafen, aber Gage war aufgewacht und betrachtete
    seine

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