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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schritte, so daß Shemaine erschrocken herumfuhr, aber
    dann atmete sie mit einem Seufzer der Erleichterung auf. Es war Gillian. Mit wachsender Panik hatte
    der junge Mann die Leichen entdeckt, die um das Schiff herum lagen, bevor er auf die Helling
    gestiegen war. Jetzt entdeckte er außerdem noch eine Leiche auf Deck und eine weitere am Fuß der
    Kajüttreppe. In maßlosem Entsetzen sah er Shemaine an.
    »Was ist passiert?«
    »Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen, Gillian«, erwiderte sie
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    rasch. »Helfen Sie mir, Gage und seinen Vater zur Hütte zu bringen. Sie sind beide verletzt, vor allem Seine Lordschaft.«
    Die Situation verlangte augenblickliches Handeln. Das sah Gillian nun selbst. Er rannte zur Reling und blickte zu dem kleinen Boot hinab, das er und sein Vater gerade ans Ufer gezogen hatten. Als er den älteren Mann in der von Bäumen überschatteten Dämmerung erblickte, brüllte er zu ihm hinab: »Beeil
    dich, Pa! Die Thorntons sind verwundet!«
    Flannery Morgan war weit beweglicher und flinker, als man vielleicht vermutet hätte. Es dauerte nur
    ein paar Sekunden, da stand er auf dem Deck und half seinem Sohn, William Thornton vom Schiff zu
    tragen. Flannery war dagegen, die Pike ohne einen Arzt herauszuziehen, aber um dem Verletzten die
    zusätzlichen Schmerzen des Gewichts zu ersparen, sägte er den Schaft ab, während Gillian ihn
    festhielt; sie ließen die Waffe gerade weit genug aus William Thorntons Fleisch herausragen, um sie
    noch mit festem Griff umfassen zu können. Gemeinsam trugen die beiden dann den älteren Thornton
    in die Hütte und legten ihn auf dessen Bett. Anschließend kamen sie zurück, um ihren Käpt'n zu holen.
    Gage war in den Armen seiner Frau in eine tiefe Ohnmacht gesunken. Die Tatsache, daß er sich nicht
    wecken ließ, vergrößerte Shemaines Furcht, und sie eilte neben den beiden Schiffsbauern her, während
    diese ihren Mann ins Schlafzimmer trugen. Sie bat sie, Gage die Stiefel und das Hemd auszuziehen,
    auf das von der offenen Wunde an seinem Schädel Blut getropft war. Dann säuberte sie die
    Verletzung, bevor sie die Treppe hinauflief, um festzustellen, wie sie William helfen konnte. Mit
    Tränen der Angst in den Augen schnitt sie dem älteren Mann das Nachthemd vom Leib; Lord
    Thornton versuchte trotz seiner Schmerzen, ihr dabei zu helfen.
    »Ruhen Sie sich etwas aus, wenn Sie können, Mylord«, drängte sie ihn mit erstickter Stimme und
    wischte sich mit dem Ärmel ihres Morgenrocks die Tränen ab, die sie beinahe blind machten.
    »Was ist mit Gage?« fragte William mit röchelnder Stimme.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie tränenerstickt. »Er ist bewußtlos.«
    »Er muß leben!«
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    Shemaine hatte das Gefühl, als würde sie zusammenbrechen, aber sie holte tief Luft und zwang sich
    weiterzumachen. »Sie müssen beide leben!«
    Als kurz darauf Erich Wernher zur Arbeit kam, erhielt er den Auftrag, Früher von der Koppel zu holen
    und zu Doktor Ferris zu reiten. Er war der beste Reiter, den sie hatten, und an ihm lag es nun, daß der Arzt so schnell wie möglich herbeigeschafft wurde. Der Doktor galoppierte nach ungefähr einer Stunde auf dem Rücken seines eigenen, schnellen Reittiers heran und wurde sofort nach oben geführt,
    wo er den alten Lord untersuchte, der immer noch bei vollem Bewußtsein war. Colby Ferris zögerte
    nicht lange, sondern schickte Gillian gleich hinunter, damit er aus der Küche ein starkes Getränk holte.
    Der Alkohol sollte Seiner Lordschaft gegen den Schmerz helfen, den er gegenwärtig litt, und auch
    gegen die Qualen, die ihm bevorstanden, wenn sie die Lanze herauszogen. Colby war der Auffassung,
    daß Seiner Lordschaft mit einem Rausch momentan besser gedient sein würde als mit voller Klarheit.
    Wenige Augenblicke später kehrte Gillian mit einem Krug von dem Gebräu zurück, das sein Vater
    normalerweise an Bord des Schiffes aufbewahrte, um sich jeden Abend vorm Nachhausegehen mit
    einem Schlückchen davon zu stärken.
    »Geben Sie auf Seine Lordschaft acht, bis ich gesehen habe, wie es seinem Sohn geht«, wies Colby
    den jungen Mann an. »Ermutigen Sie ihn, zu trinken, soviel er kann... Selbst wenn Sie mit ihm trinken müssen. Sehen Sie nur zu, daß genug übrigbleibt, um vorher und nachher die Wunde zu reinigen.«
    Gillian musterte die lang ausgestreckte Gestalt des Engländers, der mit dem Gesicht zur Wand auf der
    Seite lag. Er konnte nur ahnen, welche Schmerzen der Mann litt, in dessen Rücken noch immer

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