Wie Blueten Am Fluss
sie William wieder in sein
Bett. Seine Lordschaft zog - in Anwesenheit einer Dame ängstlich darauf bedacht, Sitte und Anstand
genüge zu tun - hastig das Laken über seine Taille, bevor er ihnen erlaubte, ihm das blutbefleckte
Nachthemd über den Kopf zu streifen. Anschließend tupfte Shemaine ihm mit sanfter Hand das Blut
vom Rücken, während Gage ein Handtuch auf die Wunde preßte, um das Blut zu stoppen.
»Opa wieder ganz krank?« fragte Andrew besorgt. Er mochte nicht näherkommen, sondern war oben
auf der letzten Treppenstufe stehengeblieben. Der Anblick von soviel Blut verstörte den Kleinen.
Shemaine lächelte ihm ermutigend zu. »Deinem Großvater wird es bald wieder bessergehen, Andy. Er
ist viel zu störrisch, um sich von so einem kleinen Mißgeschick aus der Ruhe bringen zu lassen.«
William, der vor Ärger rot angelaufen war, sah das Mädchen durchdringend an und bekam dafür
prompt einen überaus vielsagenden Blick zurück. Shemaine brauchte ihn nicht für seine Tat zu
schelten, er wußte auch so, daß er sich einen Tadel weiß Gott verdient hatte. Daß er den Jungen
erschreckt hatte, war nur ein kleiner Teil seines Vergehens.
Colby war bereits unterwegs, um seine Patientenrunde zu absolvieren, und erschien, kurz nachdem es
ihnen gelungen war, die Blutung zu stillen. Er war aufgebracht, daß der Earl so bald nach einer derart schwerwiegenden Verletzung versucht hatte, das Bett zu verlassen.
»Wenn Sie noch ein einziges Mal aufstehen und sich weitere Nähte aufreißen, bleibt mir nichts
anderes übrig, als die Wunde mit einem glühendheißen Eisen zu schließen! Haben Sie verstanden, was
ich sage? Ich habe Sie nicht zusammengeflickt, damit Sie sich anschließend umbringen, nur weil Sie
zur Toilette wollen.« Mit unverhohlenem Zorn zeigte er ruckartig mit dem Daumen über die Schulter
auf den notwendigen Gegenstand. »Der Topf steht gleich da drüben und wartet nur darauf, benutzt zu
werden! Also ersparen Sie mir ein paar Fahrten hier heraus und benutzen Sie ihn!«
Andrew hatte sich inzwischen durchs Zimmer geschmuggelt und ließ sich am Kopfende des Bettes auf
den Boden sinken, bis seine Nase auf dem Federbett ruhte. Er war sich keineswegs sicher, ob es ihm
gefiel, daß der Mann mit seinem Großvater schimpfte. Wenn er jemals krank wurde oder sich
verletzte, hoffte er nur, daß man für ihn nicht den Doktor holen mußte.
Colby Ferris beschränkte seine Kritik jedoch nicht auf Seine Lordschaft, sondern wandte sich mit
zornigem Blick an Gage, der am Waschbecken stand und sich das Blut seines Vaters von den
Unterarmen spülte. »Und was haben Sie hier zu suchen? Habe ich Ihnen nicht klipp und klar gesagt,
daß Sie für eine Weile ins Bett gehören?«
»Ich bin ja auch im Bett geblieben - eine Weile«, gab Gage grinsend zurück. »Aber ich hatte zu
arbeiten.«
»Es ist wirklich unübersehbar, daß Sie beide eng miteinander verwandt sind!« brummte Colby und
wandte sich an Shemaine, als könne er in ihr möglicherweise eine Verbündete finden. »Vielleicht
können Sie irgend etwas tun, um diese beiden dazu zu bringen, auf meinen Rat zu hören.«
Shemaine lächelte und begann, saubere Wäsche für das Bett und frische Lappen für den Arzt
herauszulegen, während dieser die Wunde nachnähte. In Erinnerung an James Harpers
Lieblingssprüche antwortete sie mit einer Frage. »Haben Sie jemals die Sonne im Osten untergehen
sehen, Dr. Ferris?«
Colby, der zwischen Vater und Sohn hin und her blickte, preßte die Lippen zusammen. Die beiden
zeigten keinerlei Reue und würden zweifellos tun, was immer ihnen gefiel. »Ich verstehe, was Sie
meinen.«
»Trotzdem würden sie dem Jungen vielleicht ein besseres Beispiel geben, wenn sie Ihren
Anweisungen etwas mehr Beachtung schenkten«, fügte Shemaine hinzu und sah verschmitzt zu Gage
auf, bevor sie ihm ein Handtuch reichte. »Von Andrew würden sie gewiß erwarten, daß er tut, was Sie
sagen, Doktor, genau wie mein Mann von seinen Angestellten erwartet, daß sie sich seinem
sachkundigen Urteil unterwerfen.«
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Colby grinste und begriff, daß die junge Dame ihre Ziele mit sanften Argumenten weit besser
erreichen würde als er mit all seinem Gezeter. Gage und William, die sich beide auf einmal für das
schlechte Beispiel schämten, das sie dem Jungen gegeben hatten, drehten sich zu Andrew um.
Schließlich war es William, der sich leicht zur Seite wandte, um die Hand seines Enkels zu ergreifen
und ihn neben sich aufs
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