Wie Blueten Am Fluss
das ist nicht nötig. Das Dach der Veranda hinten geht bis zum Brunnen.«
Gage führte sie durch den hinteren Flur, hob den Riegel an und hielt ihr die Tür auf. Shemaine trat an ihm vorbei auf die Veranda hinaus und hatte einmal mehr Gelegenheit, über den arbeitsamen Mann zu staunen. Es war ihr immer deutlicher geworden, daß Gage
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Thornton mit großer Freude Dinge schuf, die nicht nur schön, sondern auch gleichzeitig sehr nützlich
waren.
Der Brunnen vor ihr war aus Stein und Holz gebaut. Vom Fuß der Treppe aus führte ein gepflasterter
Pfad in Windungen zwischen blühenden Büschen und Obstbäumen und einer Vielzahl regennasser
Frühlingsblumen und Kräuter hindurch und an einem bis oben mit Holz gefüllten Schuppen sowie
einem kleinen Räucherhäuschen vorbei. Daneben war das Erdreich zu einem stattlichen Hügel
aufgeworfen worden, der offensichtlich als Vorratskeller für Wurzelgemüse diente und durch eine Tür
an seiner Vorderseite zugänglich war. Hinter dem Erdkeller lag ein Hühnerhof mit einem Hühnerstall
in seiner Mitte, der in lauter kleine, ordentlich in Reih und Glied angelegte Kämmerchen aufgeteilt
war, so daß sich die Eier mühelos aus den Nestern nehmen ließen. Nicht weit davon entfernt stand ein
Stall, der von zwei eingezäunten Weiden aus zugänglich war - einer für zwei Pferde, der andere für
eine Kuh und deren Kalb. Am Ende des Gehwegs duckte sich ein großes, mit einem Blechdach
versehenes Gebäude zwischen den Bäumen.
»Da drüben fertigen die Männer und ich die Möbel an«, erklärte Gage und zeigte mit der Hand in
Richtung Werkstatt. »Dahinter steht noch ein großer Schuppen, in dem wir einen Teil des Holzes
lagern, das wir für das Schiff oder die Möbel benötigen.«
»Papa!« kam Andrews klägliche Stimme aus der Hütte.
»Ich bin gleich wieder da, Andy«, antwortete Gage sofort und zog ein Seil aus dem Brunnen, an
dessen Ende ein Milchkrug befestigt war. Dann hielt er Shemaine die Tür weit auf, wobei ihm ihr im
Mieder eingezwängter Busen nicht entgehen konnte. Als sie dann durch den hinteren Flur eilte, heftete
sein Blick sich wie von selbst auf ihre rhythmisch schwingenden Röcke. Wieder am Tisch setzte Gage
den Krug ab, blieb aber wartend neben der Bank stehen. Es dauerte einige Sekunden, bis Shemaine
begriff, daß er damit rechnete, daß sie sich ebenfalls setzen werde. Als er ihren fragenden Blick
bemerkte, deutete er einladend auf die Bank, die ihr am nächsten stand.
»Hier in dieser Hütte, Shemaine, essen wir alle zusammen. Du
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wirst in meinem Haus und von allen, die es betreten, wie ein Mitglied meiner Familie behandelt
werden.«
Shemaine, die sich auf das blanke Holz der Bank gleiten ließ, verschränkte demütig die Hände auf
dem Schoß und flüsterte dankbar: »Vielen Dank, Mr. Thornton.«
»Gage, mein Name ist Gage.« Er saß ihr gegenüber, wagte es aber immer noch nicht, sie allzulange
anzusehen, aus Furcht, ein Begehren zu entfachen, das niederzukämpfen ihn einiges an Kraft kosten
würde. Er hatte noch nie zuvor einen Vertragsarbeiter besessen, erst recht keinen weiblichen. Obwohl
er wußte, daß so mancher Dienstherr den Verfügungen zuwiderhandelte, die Vergewaltigung und
Mißbrauch der Strafarbeiter verboten, wollte er doch vermeiden, mit seinem Namen jemals auf dieser
Liste zu erscheinen. »Jeder hier nennt mich Gage. Du solltest es auch tun. Ich habe es nicht gern, wenn jemand mich Mr. Thornton nennt - außer von meinen Feinden.«
Shemaine, die sich für die Tränen haßte, die in ihren Augen aufstiegen, brachte gerade noch ein
kleines, unterwürfiges Nicken zustande, während sie den Rest ihrer Kraft darauf konzentrierte, den
feuchten Schimmer in ihren Augen verborgen zu halten. »Wenn Sie es so wünschen... Gage.«
Er reichte ihr den Teller mit den Waffeln. »Und jetzt iß, Shemaine. Du bist viel zu dünn für meinen
Geschmack.«
»Ja, Sir.«
Andrew hatte dieses Gespräch interessiert verfolgt und blickte von einem zum anderen. Dann beugte
er sich über den Tisch und sah fragend Shemaine an, die mit gesenktem Kopf dasaß. Als sie den Blick
des kleinen Jungen spürte, blinzelte sie hastig, um sich nur ja nicht zu verraten, und brachte es sogar fertig, den Jungen anzulächeln. Dieser jedoch drehte sich verdutzt zu seinem Vater um.
»Shiam weint, Papa.«
Hilflos hob Shemaine den Kopf und mußte, als sie den fragenden Blick des Mannes auf sich spürte,
miterleben, wie kleine Bächlein über ihre
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