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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihrer Sicherheit willen und
    meiner.«
    »Ich hoffe, daß ich dazu noch vor Ende dieser Woche kommen werde«, antwortete Gage und
    erwiderte ihr Lächeln.
    Als sie zu Ende gegessen hatten, stand Shemaine auf und räumte das Geschirr ab, während Gage
    Andrew Gesicht und Hände wusch
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    und den Jungen auf die Arme nahm. Der Kleine gähnte, legte den Kopf auf die Schulter seines Vaters
    und ließ sich willig ins Schlafzimmer tragen. Als Gage wieder herauskam, zog er die Tür leise hinter
    sich zu. Dann nahm er den Milchkrug vom Tisch, brachte ihn wieder zum Brunnen und trat schließlich
    mit einem kleinen, irdenen Topf in die Küche.
    »Das ist eine Salbe, die ich für alles benutze, das heilen soll«, erklärte er seiner Dienerin. »Die Salbe ist gut für alle tiefen Wunden, aber ich benutze sie überwiegend gegen Schwielen, Kratzer und ähnliches.« Er schraubte den Deckel ab, ging auf die Holzspüle zu, an der Shemaine gerade das
    Geschirr abwusch, und hielt ihr den Topf hin, damit sie hineinblicken konnte. »Ich dachte, die Salbe
    wäre vielleicht etwas für die roten Schwellungen an deinen Hand-und Fußgelenken.«
    Shemaine stellte den letzten Teller in den Schrank und blickte in den kleinen Topf, der eine
    dunkelgelblich getönte, durchscheinende Paste enthielt. Nachdem sie kurz daran geschnuppert hatte,
    zog sie voller Abscheu die Nase kraus.
    »Ich weiß. Der Geruch genügt, um ein Stinktier umzubringen«, scherzte Gage. »Aber es ist wirklich
    ein wunderbares Heilmittel.«
    Shemaine, die Mühe hatte, ein Schaudern zu unterdrücken, blickte zu ihm auf. »Wie soll ich sie
    anwenden?«
    »Nun, sie muß gut in die aufgeschürfte Haut eingerieben werden. Wenn du erlaubst, könnte ich sie dir
    wohl besser einmassieren als du selbst.«
    Shemaine spürte, wie ihre Wangen sich röteten bei der Vorstellung, daß ein Mann einer Dame einen
    solchen Dienst erwies, und beeilte sich, seine Bitte abzuschlagen. »Oh, ich glaube nicht, daß sich das geziemen würde, Sir.«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?« Gages Stimme klang streng. Da er nichts anderes im Sinn
    hatte, als ihr zu helfen, hatte er wenig Verständnis für ihre Ansichten in puncto Schicklichkeit. »Deine Hand-und Fußgelenke müssen versorgt werden, Shemaine, und wenn ich ein wenig von dieser Salbe darauf streiche, bringe ich damit deine Tugend keineswegs in Gefahr. Glaub mir, Mädchen, du
    würdest es schon merken, wenn ich es mir jemals in
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    den Sinn setzen sollte, einen Angriff auf deine Sittsamkeit zu wagen. Denn dann würde ich weder mit deinen Handgelenken noch mit deinen Knöcheln beginnen.« Sein Blick senkte sich vielsagend auf ihren Busen unter dem straffen Mieder, um die Stelle zu bezeichnen, an der er beginnen würde, bevor er den Blick genauso schnell wieder hob und fest in ihre verdutzten Augen sah.
    Shemaine schloß den Mund, der ihr entgeistert offengestanden hatte. Die sengende Hitze, die sich in
    ihre Wangen stahl, war gewiß nicht dazu angetan, ihre Befürchtungen zu beschwichtigen. Verlegen
    verschränkte sie die Arme vor der Brust und wünschte, das Gewand säße nicht gar so eng. Obwohl
    ihre Beteuerungen nicht unbedingt der Wahrheit entsprachen, gab sie sie als solche aus. »I-ich k-kann
    Ihnen versichern, Mr. Thornton, daß die Sorge um meine Tugend mir keinen Augenblick in den Sinn
    gekommen ist!«
    Ein kurzes Zucken seiner Lippen sollte wohl ein skeptisches Lächeln andeuten. »Dann unterscheidest
    du dich aber sehr von den meisten jungen Frauen, die ich in dieser Gegend kennengelernt habe. Viele
    Damen scheinen zu glauben, ein Witwer stehe solche Nöte aus, daß man stets damit rechnen müsse,
    daß er den nächstbesten Rock hochziehen und sich notfalls mit Gewalt sein Vergnügen verschaffen
    werde.« Gage stellte fest, daß ihre Wangen jetzt flammendrot waren, und fragte sich, ob seine doch
    recht unverblümte Bemerkung sie gekränkt oder gar an die Wahrheit gerührt hatte. »Glaub mir,
    Shemaine, ich bin da doch etwas wählerischer.«
    »Dasselbe gilt für mich, Sir!« Shemaine hob entschlossen das Kinn. »Und, wenn es gestattet ist, daß
    ich Einwände dagegen erhebe, mit den anderen Frauen aus der Gegend hier verglichen zu werden,
    kann ich Ihnen versichern, daß ich, Sir, gewiß nicht dazu neige, mich überhaupt irgendeinem Mann zu Füßen zu legen. Glauben Sie mir, ich werde es mehr als zufrieden sein, meine gesamte Dienstzeit hier bei Ihnen als unbefleckte Jungfrau zu verleben. Und ich werde mich selbst um meine

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