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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handgelenke
    und Knöchel kümmern, falls Sie nichts dagegen haben!«
    Gages Mundwinkel bogen sich ärgerlich nach unten, aber er streckte, ohne zu zögern, die Hand aus
    und reichte ihr den kleinen Topf. »Falls du deine Meinung ändern solltest, Shemaine, stehe ich
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    dir mit Freuden zu Diensten - ohne deine Tugend in Gefahr zu bringen.«
    Dann drehte er sich auf dem Absatz um, durchmaß das Zimmer mit langen Schritten und donnerte so
    laut die Haustür hinter sich zu, daß Shemaine zusammenzuckte. Ganz plötzlich war all ihr Zorn
    verflogen, und an seine Stelle trat ein überwältigendes Gefühl der Furcht. Ich hätte wahrscheinlich
    klüger handeln können, schalt sie sich. Es war unnötig gewesen, dem Mann so deutlich klarzumachen,
    daß sie Angst hatte, er könne sie mit seinen schönen, schlanken, eleganten Händen berühren.
    Im Nebenzimmer begann Andrew zu weinen, vielleicht weil er von dem Zuschlagen der Tür geweckt
    worden war. Shemaine eilte an die Schlafzimmertür, drückte sie vorsichtig auf und blickte hinein. Der
    Junge lag in der Mitte des Himmelbetts unter einer Decke zusammengerollt. Er hatte die Augen
    geschlossen, aber seine kleine Stirn war tief gefurcht. Ein leises, unglückliches Wimmern kam über
    seine Lippen. Shemaine schlich sich auf Zehenspitzen ans Bett, beugte sich vor und streichelte
    liebevoll das Gesicht des Kleinen und begann ein irisches Wiegenlied zu singen. Der finstere
    Gesichtsausdruck war augenblicklich verschwunden, und Andrews Atemzüge wurden regelmäßiger.
    Dann legte er sich mit einem heiteren, kleinen Seufzer auf den Rücken und war wenige Sekunden
    später wieder fest eingeschlafen. Leise vor sich hin summend deckte Shemaine den Jungen wieder zu
    und wandte sich zum Gehen.
    Ihr Herz sprang ihr beinahe aus der Brust, als ihr Blick auf die dunkelgewandete Gestalt an der Tür
    fiel. Gage lehnte völlig entspannt am Türpfosten und sah so aus, als stünde er da schon eine ganze
    Weile. Der Gedanke trieb ihr abermals die Hitze in die Wangen, und sie versuchte, sich hastig darauf
    zu besinnen, was sie während der letzten Minuten getan hatte. Außerstande, sich vorzustellen, was ihn
    dazu getrieben hatte, sie zu beobachten, ohne sich bemerkbar zu machen, lief sie zur Tür, um ihn auf
    keinen Fall in seinem Schlafzimmer zu stören, aber zu ihrem Entsetzen machte er keine Anstalten,
    beiseitezutreten.
    Da ihr hochgewachsener, breitschultriger Dienstherr ihr den Weg versperrte, hob Shemaine den Kopf,
    um ihn anzusehen; sie war
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    sich durch und durch der Tatsache bewußt, wie gering ihre Kräfte waren im Vergleich zu seinen. Und
    sie wußte sehr wohl, wie es enden würde, wenn er beschloß, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Mit
    hämmerndem Herzen wartete sie, bis er einen Schritt Richtung Wohnzimmer tat und ihr endlich den
    Fluchtweg freigab. Eine Woge der Erleichterung durchflutete sie, als sie ihm durch die offene Tür
    folgte. Im Bewußtsein seiner Nähe hätte sie sich am liebsten schnell davongestohlen, aber als sie an
    ihm vorbeiging, hielt er sie am Arm fest, so daß eine Vielzahl ängstlicher Gefühle auf sie
    niederprasselte. Da Andrew jetzt schlief, konnte sein Vater den günstigen Moment nutzen wollen, sie
    anzugreifen. Dann würde sie sich mit den spärlichen Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung standen,
    verteidigen müssen. Obwohl der Griff seiner Finger sanft war, hatte sie momentan das Gefühl, von
    einem der gefürchteten Gefängniswärter gepackt zu sein, der die Macht besaß, ihr das Leben zu
    nehmen oder sie zu befreien. Auf das Schlimmste gefaßt, holte sie tief Luft und sah ihm vorsichtig in
    die Augen.
    »Wollten Sie noch etwas von mir, Mr. Thornton?«
    Gage langte dicht an ihr vorbei, woraufhin sie sich sofort furchtsam versteifte, aber er zog nur die
    Schlafzimmertür behutsam hinter ihr zu. »Ich bin zurückgekommen, um mich zu entschuldigen«, sagte
    er mit ruhiger Stimme. »Ich weiß, daß du viel durchgemacht hast, und auch, daß Kapitän Fitch die
    Absicht hatte, dich hinter dem Rücken seiner Frau zu kaufen und zu seiner Geliebten zu machen. Aber
    nicht alle Männer sind so. Ich hätte dich vorhin nicht so herausfordern dürfen, Shemaine. Es tut mir
    leid.«
    Shemaine sah ihn völlig konsterniert an. Das war alles, was er von mir wollte? Sich entschuldigen?
    Weiß er nicht, daß er mich um ein Haar zu Tode erschreckt hätte?
    Shemaine brachte ein gequältes Lächeln zustande und schämte sich ein wenig ihrer Panik und der
    Tatsache, daß

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