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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr damals verhaßten, ständigen
    Wiederholungen doch ihre Wirkung gehabt, denn die Waffeln waren ihr wunderbar gelungen. Zum
    ersten Mal in ihrem Leben konnte sie sich für das Ergebnis ihrer Kochkünste begeistern und verspürte
    eine tiefe Dankbarkeit Bess Huxley gegenüber, die bei allem, was ihre Schülerin tat, auf
    Vollkommenheit gedrungen hatte. Shemaine seufzte; wenn sie sich doch nur mit demselben Erfolg an
    all die anderen Instruktionen erinnern könnte, die Bess ihr seinerzeit gegeben hatte.
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    Schnelle Schritte auf der Vordertreppe ließen sie erschrocken aufhorchen, aber bei dem folgenden
    kurzen dreimaligen Klopfen an der schweren Tür atmete sie erleichtert wieder durch, und das
    unangenehme Prickeln, das sie im Nacken verspürt hatte, verflog. Shemaine legte noch rasch einige
    Waffeln zum Bräunen auf die Gußeisenplatte, lief dann zur Tür, hob den Riegel hoch und zog die Tür
    weit auf, um den vom Regen durchnäßten Mann einzulassen.
    Während des ganzen Rückwegs und der kurzen, im Laufschritt genommenen Strecke zur Hütte hinauf
    hatte Gage Thornton versucht, sowohl seinen kleinen Sohn, den er nun auf dem Arm trug, wie auch
    einen großen Korb mit Speisen unter einer Plane trocken zu halten. Mit diesem Unterfangen war er
    immer noch vollauf beschäftigt, als er nun über die Schwelle trat. Ohne Shemaine, die hastig zum
    Herd zurücklief, große Aufmerksamkeit zu schenken, schlug er die Tür mit der Schulter hinter sich zu
    und setzte den Korb auf den Tisch in der Nähe der Tür, bevor er die schützende Plane von seinem
    Sohn wegzog. Als der Junge eine Fremde im Haus sah, drückte er sich mit jäh erwachter
    Schüchternheit an die Schulter seines Vaters. Es widerstrebte ihm offensichtlich, seinen sicheren Platz auf dessen Arm zu verlassen, aber der Duft, der die Hütte erfüllte, ließ die bernsteinbraunen Augen schon bald zum Herd wandern.
    »Papa... Andy... hat Hunger.«
    Der köstliche Duft hatte auch Gages Neugier geweckt, und nachdem er seinen Sohn neben sich
    abgesetzt und sein durchnäßtes Hemd aus seiner Wildlederhose gezogen hatte, warf er einen fragenden
    Blick auf das Backblech. »Was riecht denn hier so gut?«
    »Mir ist wieder eingefallen, wie man Waffeln backt«, verkündete Shemaine mit einem Lächeln, das
    zwischen Furcht und Stolz schwankte.
    Was immer sie auch sonst hatte sagen wollen, war augenblicklich vergessen, als Gage sich das
    durchweichte Kleidungsstück über den Kopf zog und in einen Eichenkorb in der Nähe der Tür warf.
    Der Anblick seiner schlanken Hüften, der breiten, muskulösen Schultern und der straffen, sehnigen
    Brust war wirklich beunruhigend für eine junge Frau - vor allem eine, die bei ihren wenigen Ausflügen
    an Deck der London Pride immer wieder schmerbäuchige und schmalbrüstige Matrosen zu Gesicht
    bekommen hatte. Die waren mit größtem Vergnügen mit nacktem Oberkörper vor den Frauen
    einherstolziert, als hätten sie sich für besonders bewunderungswürdige Exemplare männlicher Kraft
    gehalten, würdig, die kritischsten Vertreterinnen des anderen Geschlechts zu beeindrucken.
    Im Vergleich mit ihnen war Gage Thornton von außergewöhnlicher, körperlicher Schönheit und
    übertraf alles, was Shemaine je gesehen hatte. Er selbst jedoch schien sich weder seines ungewöhnlich
    fesselnden Äußeren bewußt zu sein noch der verwirrenden Wirkung, die er auf seine
    Vertragsarbeiterin ausübte. Shemaine konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen Mann gesehen zu
    haben, der sie einfach dadurch, daß er sich seines Hemdes entledigte, aus der Ruhe zu bringen
    vermochte. Mit ihrer plötzlichen Unruhe stellte sich außerdem die Erkenntnis ein, daß sie, wenn man
    ihre Kindheit außer acht ließ, zum ersten Mal im Leben vollkommen allein mit einem fremden Mann
    war. Jede echte Dame hätte weniger den Körperbau des Mannes bestaunt, als nach irgendwelchen
    Vorsichtsmaßnahmen Ausschau zu halten. Denn unter den gegebenen Umständen war sie den Launen
    ihres Herrn in Wahrheit auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Shemaine, die zum einen entsetzt über ihre eigene Kühnheit war, seine leicht behaarte Brust und seine
    breiten Schultern so offen zu bewundern, und sich zum anderen auch keinesfalls dabei ertappen lassen
    wollte, wandte sich entschlossen wieder ihren Waffeln zu und bemerkte mit leicht zittriger Stimme:
    »Ich dachte, Sie und Andrew hätten vielleicht gern ein paar Waffeln zum Tee.«
    »Ich will nur schnell aus diesen nassen Sachen, dann

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