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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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rechtzeitig vom Fluß heraufgekommen, um mich aus der Hütte stürzen zu sehen? Ich sei viel zu
    weit entfernt gewesen, als daß ich vom Schiff hätte kommen können, hast du damals gesagt. Ich
    möchte doch stark bezweifeln, daß deine neue Geschichte in der Stadt große Wirkung zeigen wird,
    Roxanne. Die Leute werden deine gehässige Eifersucht durchschauen und wissen, daß Shemaine der
    Grund für deinen plötzlichen Sinneswandel ist.«
    »Du hast sie ermordet!« kreischte Roxanne und riß einen Arm wie zum Schlag hoch. Mit
    knirschenden Zähnen und flammenden Augen schlug sie ihm ins Gesicht und spürte dabei einen
    stechenden Schmerz in der Hand. Aber die Gewalt ihres aufgestauten Zorns ließ sich nicht so leicht
    verausgaben. Sie wollte Rache, um ihre maßlose Wut zu stillen.
    Einen kurzen Augenblick lang stand Gage unbeweglich da, mit geschlossenen Augen, abgewandtem
    Kopf und in starrer Selbstbeherrschung zusammengebissenen Zähnen. Dann wandte er sich langsam
    zu ihr um, zog die Augenbrauen hoch und sah sie mit eiskaltem Blick an.
    »Tu das nie wieder, Roxanne«, warnte er sie, »denn sonst wirst du erleben, wozu ich wirklich fähig
    bin.«
    »Wirst du mich dann vom Bug deines Schiffes werfen, so wie du es mit Victoria getan hast?«
    erwiderte sie mit schneidendem Hohn.
    Nur einen flüchtigen Augenblick sah Gage sie an und verblüffte Roxanne mit der steinernen Kälte in
    diesen sonst so warmen braunen Augen. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ließ sie stehen.
    Als Gage wieder in die Hütte trat, war die Schlafzimmertür immer noch geschlossen. Lange Sekunden
    blieb er an der Haustür stehen und lauschte dem fröhlichen Lied, das Shemaine seinem Sohn vorsang.
    Das Kind brach immer wieder in entzücktes Glucksen aus; anscheinend begleitete Shemaine jeden
    Vers mit irgend etwas, das Gage nur ahnen konnte - vielleicht kitzelte sie ihn oder zwickte sanft in
    sein kleines Kinn. Langsam wischte er sich ein dünnes Blutrinnsal aus dem Mundwinkel und ging auf
    sein Schlafzimmer zu. Dort hob er den Riegel an und drückte die Tür auf. Shemaine kniete neben
    seinem Bett, und Andrew, der mittlerweile vollends angekleidet war, saß in ihren Armen auf der
    Matratze. Als er eintrat, fiel der Blick der jungen Frau sofort auf seine brennende Wange, und sie
    stand verlegen auf.
    Gage versuchte, sie mit einem Lächeln zu beruhigen, aber seine Bemühungen wirkten allzu
    verkrampft. »Ich muß heute nachmittag mit dem Wagen in die Stadt fahren, Shemaine, und ich
    möchte, daß ihr beide, du und Andrew, mich begleitet.« Er wagte es nicht, sie allein zu Haus zu lassen, aus Angst, Roxanne könne zurückkehren und das Mädchen angreifen. »Einer meiner Männer hat mir heute morgen die Nachricht überbracht, daß eine Witwe hier in der Gegend zu Besuch sei, die mit mir
    über die Bestellung eines kleinen Geschirrschranks reden will. Wenn sie mir den Auftrag gibt, werde
    ich über genug Geld verfügen, um einige Baumaterialien für das Schiff zu kaufen und dir ein Paar
    Schuhe zu bestellen.«
    Seine Großzügigkeit versetzte Shemaine abermals in Verlegenheit. »Ich habe es Ihnen schon gestern
    gesagt, Mr. Thornton. Ich bin durchaus zufrieden mit dem, was Sie mir bereits gegeben haben. Ich
    brauche nicht noch ein Paar Schuhe.«
    Endlich brachte Gage ein kleines, zuckendes Grinsen zustande. »Unglücklicherweise kann das
    ständige Klickklack deiner Schuhe, weil sie dir um die Fersen schlabbern, selbst den ausgeglichensten Mann in den Wahnsinn treiben. Nun geh, Frau, und zieh dich an. Und mach schnell.«
    Shemaine schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Jawohl, Sir.«
    Aber trotz seiner Ermahnungen nahm sie sich an der Tür die Zeit, ihre Schuhe abzustreifen. Dann
    drehte sie sich noch einmal lachend zu ihm um und eilte barfuß aus dem Zimmer. Ihre übersprudelnde
    Ausgelassenheit war ansteckend, und als Gage in das Wohnzimmer trat, um ihr nachzuschauen,
    bemerkte er, daß seine Laune sich bereits beträchtlich gehoben hatte.
    154
    6. Kapitel
    Newportes Newes war vor hundert Jahren von einem Iren gegründet worden, und ursprünglich
    stammte ein großer Teil der dort ansässigen Siedler aus Irland. Shemaine hätte sich in dem kleinen
    Weiler wahrscheinlich von Anfang an zu Hause gefühlt, wenn sie die Bewohner erst besser gekannt
    hätte. Da sie aber als erstes Mrs. Pettycomb und Roxanne kennengelernt hatte, hielt sie jetzt Vorsicht für geraten. Außerdem konnte sie nicht wissen, wie die Bevölkerung des Dorfes sie empfangen

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