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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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loszuwerden.« Sie konnte die Leute im Dorf schon beinahe hinter
    ihrem Rücken tuscheln und lachen hören, wie sie sich darüber lustig machten, daß sie so töricht
    gewesen war, zu glauben, Gage Thornton werde ausgerechnet sie heiraten. Er, der weit reizvolleren
    Mädchen, als sie es war, keine Beachtung geschenkt hatte, der sich eine junge Frau genommen hatte,
    an deren Schönheit keine von ihnen sich messen konnte. Was für eine Närrin war sie, zu glauben,
    irgendein Mann werde sie zur Frau nehmen, würden die Leute sagen. Was für eine Närrin, ihre
    Hoffnungen so unerreichbar hoch anzusetzen, daß sie es wagte, zu glauben, der Möbeltischler werde
    jemals um sie werben. Schließlich war sie doch nur die Tochter des Schmieds, der unattraktive
    Sprößling dieses harten Mannes mit den groben Gesichtszügen, dessen Frau ihn und ihre Tochter vor
    Jahren verlassen hatte, um mit einem Handlungsreisenden auf und davon zu gehen. Genau wie damals
    würden ihr wieder mitleidige Blicke folgen, die Leute würden traurig den Kopf schütteln, und wann
    immer sie sich näherte, würden giftige Schlangenzungen plötzlich zu zischen beginnen. »Ich hätte
    wieder für dich gearbeitet, sobald sich Pa einigermaßen erholt hätte. Bis dahin hätte Hannah auf
    Andrew aufpassen können.«
    Andrew, den die wütenden Worte der Frau erschreckt hatten, begann zu wimmern und klammerte sich
    fester an seinen Vater. Gage wandte sich ab, um ihn zu beruhigen, aber er konnte spüren, daß der
    Junge in seinen Armen zitterte.
    »Du weißt, daß ich die Wahrheit sage«, beschuldigte Roxanne ihn in scharfem Ton. Dann trat sie
    einen Schritt auf ihn zu.
    Gage warf ihr über die Schulter hinweg einen Blick zu, unter dessen durchdringender Kälte Roxanne
    wie angewurzelt stehenblieb. »Wir werden die Angelegenheit zu einem späteren Zeitpunkt dis—
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    kutieren müssen, Roxanne«, murmelte er. »Du machst Andrew angst...«
    »Ich mache ihm angst?!« zeterte Roxanne, aufgebracht über seine Anschuldigung. Aber seine
    Ablehnung ärgerte sie nicht minder. Höhnisch warf sie den Kopf in den Nacken und zeigte auf
    Shemaine. »Und was ist mit diesem schmutzigen kleinen Luder, das du dir gekauft hast? Dein Sohn
    hat mehr Grund, sich vor der zu fürchten als vor mir! Du weißt doch gar nicht, was sie getan hat,
    Gage! Sie könnte durchaus eine Mörderin sein!«
    Gage wirbelte mit Feuer in den Augen zu der blonden Frau herum, aber als die ungestüme Bewegung
    Andrew in jähem Schrecken aufschreien ließ, unterdrückte er die heftige Erwiderung, die er hatte
    machen wollen. Mit aller Selbstbeherrschung, deren er fähig war, legte er seinen schluchzenden Sohn
    wieder in Shemaines Arme und bedeutete ihr schweigend, in sein Schlafzimmer zu gehen. Dann
    schloß er die Tür hinter den beiden, griff, so sanft er das in diesem Augenblick schaffte, nach
    Roxannes Ellenbogen und führte sie auf die Veranda, wo er jedoch nicht stehenblieb. Statt dessen
    begleitete er sie mit schnellen Schritten die Treppe hinunter und brachte sie über den Pfad bis zum
    Flußufer, wo er das kleine Ruderboot ihres Vaters liegen sah. Erst nachdem er sein eigenes Schiff
    hinter sich gelassen hatte und außer Hörweite der beiden Männer war, die dort arbeiteten, konnte er
    das Wort an sie richten, ohne sie anzubrüllen.
    »Roxanne, du und dein Vater, ihr gehört zu den ersten Menschen, die ich hier nach meiner Ankunft in
    Virginia kennengelernt habe.« Er begann mit angespannter Stimme, aber normaler Lautstärke zu
    reden. Dann ließ er ihren Arm fallen und sah sie an. »Du hast mir, als ich meine Hütte hier oben baute, Körbe mit Essen gebracht, obwohl ich dir damals gesagt habe, ich wolle nicht, daß du dich in Schwierigkeiten bringst. Als Victoria mit ihren Eltern in den Kolonien ankam, warst du nett zu ihnen
    und hast dich mit Victoria sogar angefreundet.« Einen Augenblick lang rang er mit seinem Gewissen,
    denn in Wirklichkeit war es Victoria gewesen, die alles nur Erdenkliche unternommen hatte, um
    Roxanne unter ihre Fittiche zu nehmen; Victoria hatte stets großes Mitleid mit der unverheira—
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    teten Frau gehabt. Aber er brachte es nicht übers Herz, Roxanne grausam darauf hinzuweisen, daß sie
    ohne Freunde gewesen war, bis Victoria sich ihrer erbarmt hatte. »Monate später hast du Victoria
    getröstet, als ihre Eltern starben. Ich weiß, du glaubst, ich hätte dich verraten, als ich sie heiratete. Du hast etwas in dieser Art auch gesagt. Aber schließlich hast du

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