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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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Roxanne
    aufgeflammt, und die Worte, in denen sie nichts Geringeres als eine unausgesprochene Beleidigung
    sah, hatten sie zutiefst gekränkt. Die böse alte Klatschbase fand nie ein zustimmendes Wort für irgend jemanden, es sei denn, sie wollte ihrem jeweiligen Zuhörer eins auswischen. Als Roxanne Shemaine jedoch mit eigenen Augen sah und feststellte, daß Alma in ihren Beteuerungen keineswegs übertrieben
    hatte, wäre ihr beinahe das Herz stehengeblieben. Das Mädchen war außergewöhnlich hübsch, so
    schwer es Roxanne auch fallen mochte, dies zuzugeben. Und obwohl es mehr das Herz des Mannes
    war, das sie begehrte, als die Stellung selbst, sah sie nun die Gefahr, daß ihr auch dies gestohlen
    werden sollte. Die Angst, Gage zu verlieren, war ihr keineswegs neu, aber nun stürmten die Gefühle
    mit unbarmherziger Wucht von neuem auf sie ein und entfachten einen alten Groll, der schon
    Vorjahren seine scharfen Klauen tief in ihr Herz gesenkt hatte.
    Roxanne konnte es keinen Augenblick länger ertragen, die beiden zusammen zu sehen. Während sie
    sich im stillen schwor, alles in ihrer Kraft Stehende zu tun, um dieser empörenden und abscheulichen
    Farce ein Ende zu machen, stolzierte sie mit zornflammenden Augen durch den Raum. Ihre
    Verbitterung hatte einen neuen Gipfel erklommen, und sie sah die Sklavin wie durch einen
    Nebelschleier rotglühender Wut.
    Andrews Finger waren endlich befreit, und Shemaine taumelte mit einem Seufzer der Erleichterung
    zurück, vermied es aber immer noch, dem Mann in die Augen zu sehen. Bevor ihre Nerven jedoch
    Zeit hatten, sich wieder ein wenig zu beruhigen, fand sie sich einem Blick von so mörderischer Wut
    gegenüber, daß Morrisas Einschüchterungsversuche demgegenüber geradezu verblaßten. Shemaine,
    die einen körperlichen Angriff fürchtete, prallte erschrocken zurück.
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    Die blonde Frau kam heran wie ein wilder Sturmwind. »Du hinterhältiges kleines Miststück...«
    »Roxanne!« Ihre bösartigen Schimpfwörter hatten Gage zutiefst überrascht herumfahren lassen.
    Obwohl die Frau ihn vor Jahren unmißverständlich hatte wissen lassen, wie sehr er sie enttäuscht
    hatte, indem er sich eine andere Frau nahm, hatte sie Victoria doch nie mit Worten angegriffen. Aber
    er würde ein solches Benehmen jetzt ebensowenig dulden wie damals. »Ich dulde in meinem Haus
    keine Beleidigungen! Hast du mich verstanden?«
    Sein scharfer Ton ließ die Worte trotz deren Zorns zu Roxanne durchdringen, und sie drehte sich
    benommen nach ihm um. In ihrem Blick lag ein gequältes Flehen. »Durchschaust du denn die List des
    Mädchens nicht, Gage?« fragte sie erzürnt. »Hast du nicht bemerkt, wie sie sich dir an den Hals
    geworfen hat... wie sie dir erlaubt hat, sie zu berühren?«
    Shemaines Gesicht brannte, als sie die Anschuldigungen der Frau hörte, und sie öffnete den Mund, um
    zu protestieren, aber ihr fehlten die Worte. Wie viele Male hatte sie vor der Richterbank versucht, ihre Schuld zu leugnen, nur um dann doch zu einer Gefängnisstrafe verurteilt zu werden? Jetzt erschienen ihr Erklärungen ebenso nutzlos wie damals.
    Roxannes Benehmen beunruhigte Gage zutiefst. Alle Farbe war aus ihren Wangen gewichen, und ihre
    Lider flatterten über glanzlosen Augen, als balanciere sie gefährlich nahe an dem Abgrund zwischen
    Vernunft und Wahnsinn. Er konnte unmöglich vorhersagen, was sie als nächstes tun würde: in
    Ohnmacht fallen oder sich mit gezückten Krallen auf seine Sklavin stürzen.
    Ohne länger zu zögern, stellte Gage sich mit dem Rücken zu Shemaine, so daß er sie hinter sich
    geschützt wußte, während er seine Besucherin zur Rede stellte. In der Hoffnung, Roxanne, die
    offensichtlich unter Schock stand, mit ruhigen Worten wieder zur Vernunft bringen zu können,
    versuchte er ihr noch einmal seine Gründe zu erklären. »Ich dachte, du hättest verstanden, daß ich
    nicht warten konnte, bis dein Vater wieder auf die Beine kam, Roxanne. Ich brauchte eine Kinderfrau,
    die in erster Linie mir zur Verfügung steht und nicht einem anderen; ich brauchte jemanden, der
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    Andrew in den nächsten Jahren Lesen und Rechnen beibringen kann. Shemaine hat eine gute
    Ausbildung genossen und erfüllt all diese Bedingungen, und ich konnte ihre Fähigkeiten nicht ohne
    weiteres außer acht lassen, da ich eine Frau dringend nötig hatte, die...«
    »Nichts hattest du nötig!« fauchte Roxanne, deren Zorn von neuem entfacht war. »Das ist ein einziger
    erbärmlicher Vorwand, um mich

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