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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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aufriss, hörte sie Dr. Bloom sagen: »Sie war achtzehn, Jude. Denken Sie mal darüber nach.«
    Aber Jude knallte die Tür hinter sich zu.

Z WEIUNDZWANZIG
    Jude rief Miles an und bat ihn, sich mit ihr bei Zach zu treffen, dann fuhr sie geradewegs zum Fährhafen. Gutes Timing: Als sie dort ankam, durfte man gerade auffahren.
    Die halbstündige Überfahrt zog sich quälend in die Länge. Nervös trommelte sie mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Sie wusste nur eins: Sie musste sofort zu Grace. Im Augenblick wollte sie ihre Familie um sich versammeln, so als wären Schutz und Sicherheit ausschließlich in der Familie zu finden, so wie früher. Zumindest wollte sie das um sich versammeln, was von ihrer Familie geblieben war. Das, was Lexi davon übriggelassen hatte.
    Als sie die Fähre verlassen hatte, fuhr sie langsam durch die Stadt und hielt Ausschau nach einem dunkelhaarigen Mädchen in Bermuda-Shorts und billigem T-Shirt. Ein Dutzend Mal meinte sie, Lexi gesehen zu haben, und trat so oft auf die Bremse, dass die Wagen hinter ihr schon hupten.
    Sie bog in den Turnagin Way ein und fuhr an der Grundschule vorbei zur Tagesstätte. Dort stieg sie aus dem Wagen und marschierte zu dem hübschen kleinen Gebäude, in dem die Silly Bear -Kinderbetreuung untergebracht war. Doch der Tagesraum mit den vielen bunten Plastiktischen und den Sitzsäcken war leer.
    Sie ging hinaus auf den Hof, wo ein Dutzend Kinder auf den Schaukeln, in den Sandkästen und dem Holzhäuschen spielten. Sie überblickte die Szenerie und hielt Ausschau nach Grace, die, wie sie wusste, allein spielen würde.
    »Hi, Jude«, grüßte Leigh Skitter, die Leiterin der Kinderbetreuung. Sie kannten sich seit Jahren. Leighs jüngster Sohn hatte mit Zach Fußball gespielt. »Du kommst aber früh.«
    »Ich sehe Grace nicht«, erwiderte Jude und merkte zu spät, dass sie nicht zurückgegrüßt hatte und ihr Ton unangemessen war.
    »Sie ist mit Lexi unterwegs«, erklärte Leigh. »Sie hat sich ganz schön verändert, findest du nicht?«
    Jude spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken fuhr. »Du hast zugelassen, dass sie Grace sieht?«
    Leigh schien die Frage zu überraschen, aber vielleicht war es auch Judes laute Stimme. »Sie hat gesagt, du wärest einverstanden. Außerdem darf sie das doch, oder nicht? Ich weiß, sie hat das Sorgerecht zwar abgegeben, aber wir wussten doch alle, dass sie eines Tages zurückkommen würde …«
    Warum hatte Jude das nicht vorhergesehen? Leigh Skitter kannte Zach und Lexi seit ihrer Zeit auf der Highschool. Bei mehreren Gelegenheiten hatte sie gesagt, wie sehr sie Lexi mochte. Bestimmt hatte sie sogar Mitgefühl mit ihr. Das hatten viele – als vom Ausgang des Prozesses im Fernsehen berichtet wurde, hatten etliche Leute behauptet, Lexis Strafe sei zu hart. Ja, ja, die arme Lexi.
    Jude spürte, wie Panik sie wieder beschlich. Warum hatte sie keine richterliche Verfügung gegen Lexi erwirkt, nur für alle Fälle? Zumindest hätte sie in der Schule und der Kinderbetreuung Bescheid sagen sollen, dass Lexi ihre Tochter nicht sehen durfte. Das konnte man doch, wenn man das Sorgerecht hatte, oder?
    »Jude? Stimmt was nicht? Zach hat mich nie gebeten, Grace von ihrer Mutter fernzuhalten.«
    Jude drängte Leigh beiseite und rannte über den sandigen Hof. Am Tor schob sie den Riegel auf und rannte weiter durch das Wäldchen zum Strand. Dort blieb sie abrupt stehen.
    Überall waren lachende und spielende Kinder. Die zweite Betreuerin saß drüben beim Treibholz und beaufsichtigte alles.
    Ganz ruhig, Judith.
    Mit Blicken überflog sie den Strand.
    Da! Ein kleines blondes Mädchen neben einer dunkelhaarigen jungen Frau.
    Lexi.
    Jude stürzte los und fiel fast hin, so aufgebracht war sie. Sie packte Lexi am Arm und wirbelte sie zu sich herum.
    Lexi wurde blass. »J … Jude.«
    »Hey, Nana«, sagte Grace. »Das ist meine neue Freundin.«
    »Grace. Geh zu Tami«, forderte Jude sie auf.
    »Aber …«
    » Auf der Stelle!«, schrie Jude.
    Grace zuckte zusammen. Sie ließ die Schultern hängen, senkte den Kopf und schlurfte los.
    »Du hast kein Recht, hier zu sein«, verkündete Jude.
    Als Lexi aufblickte, fielen Jude mehrere Dinge gleichzeitig auf: Lexi sah hart, fast zäh aus, aber sie war immer noch sehr jung. Und als sie ihre kurzen, wirren Locken sah, hörte sie Mia sagen: Sie ist genau wie ich, madre , ist das nicht cool? Jude taumelte zurück. Sie hätte nicht herkommen, hätte Lexi nicht wiedersehen dürfen. Sie war nicht stark genug. »Geh«,

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