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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Begleitung. Aber sie hatte nie irgendwas in der Art für ihre Enkelin getan. »Ich könnte ab und zu Kuchen mitbringen.«
    »Ist gut«, sagte Grace, ohne aufzublicken.
    Wieder begriff Jude. »Aber es ist nicht dasselbe wie bei einer Mom, oder?«
    »Willst du jetzt spielen?«
    »Natürlich«, war Jude einverstanden. In der nächsten Stunde konzentrierte sie sich darauf, durch das bunte Labyrinth zu kommen. Dabei hielt sie die ganze Zeit ein Gespräch aufrecht, und beim zweiten Spiel hatte Grace angefangen, von sich aus zu erzählen.
    Aber sie wusste, dass Lexi recht hatte: Grace war nicht glücklich. Das meiste erzählte sie eigentlich dem kleinen Spiegel an ihrem Handgelenk, ihrer imaginären Freundin. Und warum erfanden Kinder imaginäre Spielgefährten? Um das zu beantworten, musste man kein Seelenklempner sein. Weil man sich einsam fühlte und keine echten Freunde hatte.
    Jude beobachtete Grace so konzentriert, dass ihr entging, wie die Haustür geöffnet wurde.
    Zach trat ins Haus und warf seinen schweren Rucksack auf den Couchtisch.
    »Daddy!« Grace’ Miene hellte sich auf. Sie rannte zu Zach. Er hob sie hoch und bedeckte ihr Gesicht mit kleinen Küssen, bis sie kicherte und ihn bat, damit aufzuhören.
    Hinter ihm kam Miles lächelnd herein.
    Jude starrte die beiden an: den Mann, den sie so lange geliebt und dann praktisch verlassen hatte; und den Jungen, den sie einen Großteil seines Lebens gehegt hatte wie eine seltene Pflanze, um sich dann von ihm abzuwenden. Sie sah die Spuren, die die Trauer auf ihrer Haut, in ihren Augen, selbst in ihrer Haltung hinterlassen hatte, und wusste, dass sie dazu beigetragen hatte. Sie war der Treibsand gewesen, der sie in Trauer gehalten hatte. Ohne sie wären ihre Wunden vielleicht schon verheilt.
    Früher warst du die beste Mutter der Welt.
    Jude stand auf. »Ich muss mit euch beiden reden.«
    Zach runzelte die Stirn. »Gracie, hol doch mal dein Malbuch und Stifte. Ich schaue dir so gern beim Malen zu.«
    »Ist gut, Daddy.« Sie glitt zu Boden und flitzte davon.
    Jude verschränkte ihre Hände. Jetzt sahen sie sie aufmerksam an, aber sie hatte Angst davor, den Satz laut auszusprechen. »Lexi ist heute zu mir gekommen.«
    Zach erstarrte. »Was wollte sie?«
    Jude sah ihren Sohn an. Er war ein Mann, zwar noch jung, aber ein Mann, und sie war unendlich stolz auf ihn. Wann hatte sie ihm das in letzter Zeit mal gesagt? »Sie bat mich, bei den Treffen mit Grace anwesend zu sein. Einen offiziell bestellten Sozialarbeiter kann sie sich nicht leisten.«
    »Und was hast du gesagt?«, fragte Miles und trat zu seinem Sohn.
    »Sie kann … ihre Tochter nicht kennenlernen, wenn ich nicht zustimme«, erklärte Jude, um Zeit zu gewinnen.
    »Und was hast du gesagt?«, wiederholte Zach.
    Jude spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. »Ich habe Angst«, gestand sie leise. So verletzlich hatte sie sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Sie war unsicher, hatte keine Kontrolle mehr, hatte Angst. Normalerweise verbarg sie solche Emotionen vor Zach und Miles, verschloss sie in sich. Aber dazu fehlte ihr jetzt die Kraft.
    Sie ging zu Zach, der Angst und Einsamkeit nicht gekannt hatte, als seine Schwester noch lebte. Aber jetzt sah sie beides in seinen Augen. »Ich will es nicht«, gab Jude zu, »aber ich werde es tun.«
    »Wirklich?«, fragte Zach leise.
    »Für Grace und Mia«, sagte Jude und blickte zu ihrem Sohn auf. »Und für dich.«

F ÜNFUNDZWANZIG
    Irgendwas war komisch.
    Grace und Ariel waren auf dem Sofa, eingekuschelt in Grace’ gelbe Flauschdecke. Das Licht im Haus war gedämpft, und draußen war es dunkel, daher konnte sie ihren Spiegel nicht richtig sehen, aber sie wusste, dass Ariel da war, weil sie summte. Ariel summte gern.
    Grace wusste nicht, wie viel Uhr es war, aber es war spät. Normalerweise durfte sie nie so lange nach dem Abendessen aufbleiben, und in dem Film im Fernsehen wurden ständig schlimme Wörter gesagt, und niemand kümmerte sich darum, dass sie sie hörte. Oder dass sie sah, wie jemand dem bösen Mann in den Kopf schoss.
    Niemand achtete auf Grace. Den ganzen Abend hatten Daddy, Nana und Grandpa schon was zu flüstern gehabt. Sie hatten viel telefoniert und ungefähr zwanzigmal in Daddys Unikalender geguckt. Grace wusste nicht, worüber sie redeten, aber Nana fauchte Grandpa ständig an und sagte Sachen wie Ich weiß, was du denkst, Miles und Was soll ich zu ihr sagen? Vielleicht war es doch ein Fehler …
    Grandpa sagte, es wäre zu spät , weil Lexi

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