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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Bescheid weiß , dann fingen sie wieder laut an zu flüstern.
    »Wer ist Lexi?«, fragte Grace vom Sofa aus.
    Daraufhin verstummten die drei Erwachsenen und sahen sie an.
    »Zeit fürs Bett, Prinzessin«, verkündete Daddy. Da wünschte Grace, sie hätte ihren dummen Mund gehalten. Quengelnd schlurfte sie zu Grandpa und breitete die Arme aus. Er hob sie hoch, wirbelte sie herum und küsste sie auf den Hals. Sie klammerte sich an ihn, kicherte, als er sie losließ, und glitt wieder zu Boden.
    Grace ging zu Nana, die an der Schiebetür stand und an ihrem Daumennagel knabberte. Grace musste allen Mut zusammennehmen, aber sie sagte: »Nana? Danke, dass du Rutschen und Leitern mit mir gespielt hast.«
    Nana hielt inne und schaute sie an.
    Grace versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht recht.
    Da tat Nana etwas ganz Komisches: Sie beugte sich zu ihr und hob sie auf ihre Arme.
    Vor lauter Verblüffung keuchte sie auf. Sie hätte ihre Nana umarmt, aber es war alles so schnell vorbei, dass Grace kaum Zeit hatte zu blinzeln. Nana flüsterte: »Nacht, Gracie. Lass dich nicht von den Bettwanzen beißen.«
    Das war so komisch . Grace schmiegte sich an ihren Daddy und schob ihre Hand in seine hintere Hosentasche, um ihm nah zu sein. Er hob sie hoch und trug sie ins Bad. Dort half er ihr beim Zähneputzen und Umziehen. Als sie ihren Schlafanzug anhatte, steckte er sie ins Bett und setzte sich zu ihr.
    Ihr Zimmer war unordentlich, überall lag Spielzeug herum, und ihre Wall-E-Decke war zu einem Haufen zusammengeschoben. Daddy breitete sie sorgfältig aus und deckte Grace zu.
    »Lesen wir heute noch Der geheime Garten , Daddy?«
    »Nein, heute nicht, Prinzessin.«
    Frag ihn.
    »Was?«, flüsterte Grace laut zu ihrem Handgelenk.
    »Wieso redest du mit Ariel, wenn ich direkt vor dir sitze?«, fragte Daddy und sah sie streng an.
    »Ariel meint, irgendwas ist komisch.«
    »Ach ja? Meint sie das? Und was ist so komisch?«
    »Was ist es?«, raunte Grace zu ihrem Handgelenk, aber Ariel war verschwunden. »Sie ist bestimmt schlafen gegangen.«
    Daddy streckte die Hand aus und löste das Armband von Grace’ Handgelenk.
    »Kann sie heute Nacht nicht bei mir schlafen?«, murmelte Grace. Darum stritten sie ständig, und sie erwartete auch nicht zu gewinnen. Trotzdem musste sie fragen.
    »Du kennst die Regel. Sie schläft auf dem Nachttisch.«
    Ihr Daddy streckte sich auf dem schmalen Bett aus und stopfte sich ihren Pandabär als Kissen unter den Kopf. Grace kuschelte sich an ihn und sah zu ihm auf. »Daddy?«
    Er strich ihr übers Haar. »Was ist, Gracie?«
    »Wer ist Lexi?«
    Er hörte auf, sie zu streicheln. »Lexi ist deine Mutter.«
    Mühsam setzte Grace sich auf. Das war aber eine Neuigkeit! »Was?«
    »Lexi ist deine Mutter, Grace.«
    »Wow. Ist sie eine Agentin?«
    »Nein, Schatz, ist sie nicht.«
    »Eine Astronautin?«
    »Auch nicht.«
    Grace fühlte sich irgendwie schlecht, wusste aber nicht, warum. »Wo ist sie gewesen?«
    »Sie war … beschäftigt. Ich schätze, das musst du sie schon selbst fragen.«
    »Ich werde sie was fragen können?«
    »Sie möchte dich sehen, Gracie.«
    »Wirklich?« Jetzt spürte Grace ein ganz neues Gefühl. Es war glänzend wie Alufolie und glitzernd wie eine Geburtstagskrone. »Hat sie mich vermisst?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete Daddy.
    »Wow«, sagte Grace wieder. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, eine Mommy zu haben, jemanden, der alles über sie wusste und sie trotzdem liebhatte. Jetzt würde Grace endlich so sein wie die anderen Kinder.
    Aber warum hatte ihre Mommy sie überhaupt alleingelassen? Und wie lange würde sie bleiben? Was, wenn sie Grace nicht mochte? Was, wenn …
    »Daddy?«, fragte Grace stirnrunzelnd. »Wieso siehst du so traurig aus?«
    »Ich bin nicht traurig, Schatz.«
    »Willst du nicht, dass ich meine Mommy sehe?«
    »Doch, natürlich«, beteuerte er, aber sie merkte, dass er log. Sie hatte ihn schon oft traurig gesehen, aber dieses Mal sah er ganz schlimm traurig aus.
    »Was ist, wenn sie mich nicht mag?«
    »Ich bin es, den sie nicht mag, Prinzessin.«
    »Wenn sie dich nicht mag, mag ich sie auch nicht«, erwiderte Grace und verschränkte die Arme. Sie merkte, dass ihr Daddy ihr kaum zuhörte. Er starrte nur auf das Foto auf dem Nachttisch – das von ihm und seiner Schwester auf einem Baumstamm am Strand.
    Er wollte nicht, dass sie ihre Mommy sah. Aber warum nicht?
    Plötzlich bekam Grace Angst. Sie wusste noch, was letztes Jahr mit Allyson passiert

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