Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
zittrig, wie sie sich fühlte, und sie war froh darüber, denn sie weinte.
Weinte. Wie blöd von ihr!
»Hab ich was falsch gemacht?«
»Nein.«
»Warum weinst du dann?«
»Weiß ich nicht.«
»Zach!«
Kaum hörte Lexi Mias Stimme, riss sie sich von Zach los und wischte sich die albernen Tränen aus den Augen.
Mia rannte zu ihnen. »Jetzt ist die Wahl der beliebtesten Schüler. Du solltest besser reinkommen.«
»Ist mir doch egal. Ich rede gerade mit Lexi …«
»Los«, sagte Mia.
Mit gerunzelter Stirn sah Zach zu Lexi, dann wandte er sich ab und ging zur Aula.
»Was habt ihr beiden denn hier draußen gemacht?«, wollte Mia wissen.
Lexi marschierte ebenfalls los. Sie traute sich nicht, ihre beste Freundin anzusehen. »Er wollte mir etwas von dem Spiel heute Abend erzählen.« Sie zwang sich zu lachen. »Du kennst mich ja. Von Football hab ich nicht die geringste Ahnung.« Dann zuckte sie innerlich zusammen. Schon wieder hatte sie ihre beste Freundin angelogen. Was wurde nur aus ihr?
An diesem Abend hatten Zach und sie keine Gelegenheit mehr, allein zu sein, bis er sie zur Tür ihres Wohnwagens führte. Und selbst da beobachtete Mia sie vom Wagen aus.
An der Tür angekommen, wusste Lexi nicht, was sie sagen sollte. Alles war aus dem Gleichgewicht geraten. Sie fühlte sich wie ein gejagtes Tier: vor Angst erstarrt, alle Sinne geschärft. Der Kuss hatte ihre gesamte Welt ins Wanken gebracht, aber hatte er bei ihm auch nur das Geringste ausgelöst?
Er starrte zu ihr herunter. Im Mondlicht wirkte sein Haar silbern.
Sag doch was , hätte sie am liebsten geschrien, aber sie brachte nur ein zittriges Lächeln zustande. »Danke für dein Mitleidsdate, Zach.«
»Sag das nicht«, widersprach er.
»Es wird Zeit«, schrie Mia vom Wagen. »Mom kriegt einen Anfall, wenn wir zu spät kommen.«
Zach beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. Nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es ihr, sich zu beherrschen – nicht die Arme um ihn zu legen, sondern einfach nur dazustehen und zu spüren, wie seine Lippen auf ihrer Haut brannten.
Noch lange, nachdem sie weggefahren waren, stand sie da. Dann endlich ging sie hinein und löschte das Licht.
Am Montag ging Lexi nicht zur Schule. Wie sollte sie Zach oder Mia in die Augen schauen, nach all dem, was passiert war?
Montagabend aber (und er hatte nicht angerufen, natürlich nicht, wieso sollte er auch?) drohte Eva, mit ihr zum Arzt zu gehen – und das konnten sie sich definitiv nicht leisten.
Also ging Lexi Dienstag wieder zur Schule. An der Bushaltestelle drängte sie sich unter das schmale Wellblechdach und beobachtete, wie der Regen die Welt in ein blaugrünes Kaleidoskop verwandelte.
Sie würde einfach cool bleiben.
Sie würde Zach ein beiläufiges Lächeln zuwerfen und einfach weitergehen, als hätte der Kuss nichts bedeutet. Ganz blöd war sie schließlich nicht. Es war nur ein Kuss von einem Jungen, der ständig irgendwelche Mädels küsste. Lexi durfte sich nichts darauf einbilden.
In der Schule gelang es ihr mühelos, Zach aus dem Weg zu gehen – schließlich bewegten sie sich nicht in denselben Kreisen –, aber Mia konnte sie unmöglich meiden. Dazu waren sie zu eng befreundet. Nach der letzten Stunde begleitete Mia Lexi zur Arbeit.
Den ganzen Weg in die Innenstadt zwang sich Lexi zu lächeln, während Mia ihr haarklein alles vom Ball berichtete. Schon wieder. Aber die ganze Zeit hallte das Wort Lügnerin in ihrem Kopf, und jedes Mal, wenn sie ihre beste Freundin ansah, wurde ihr flau im Magen.
»Wir haben’s gemacht. Hab ich das schon erzählt?«, fragte Mia.
»Etwa eine Million Mal.« Lexi blieb vor dem Amoré stehen, wo ein Duft von Vanille und Zucker sie begrüßte. Am liebsten hätte sie sich verabschiedet und wäre hineingegangen. Aber sie zögerte. »Und, wie war es?«
»Zuerst fand ich seine Zunge irgendwie glitschig und eklig, aber ich hab mich dran gewöhnt.«
»Hast du geweint?«
»Geweint?«, fragte Mia. Sie wirkte erst verwirrt und dann nervös. »Hätte ich weinen sollen?«
Lexi zuckte mit den Schultern. »Was weiß denn ich?«
Mia runzelte die Stirn. »Du bist irgendwie komisch. Ist was beim Ball passiert?«
»Was sollte passiert sein?«
»Weiß ich nicht. Vielleicht was mit Zach?«
Lexi hasste sich. Am liebsten hätte sie die Wahrheit gesagt, aber sie hatte Angst, Mias Freundschaft zu verlieren. Und was hätte es auch gebracht? Schließlich war es nur ein einziger Kuss gewesen, mehr nicht. »Nein, natürlich
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