Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
Winterstück, Romeo und Julia, wird in den Vietnamkrieg verlagert. Ich kann die Hauptrolle haben, was natürlich cool ist. Zach bringt Lexi nach dem Training heim, ist aber zum Abendessen zu Hause.«
Jude rieb Mia über den Rücken. »Wie findest du es eigentlich, dass die beiden zusammen sind?«
»An der Frage bist du bestimmt schon fast erstickt.«
Jude lächelte. »Stimmt.«
Mia blickte auf. »Es ist irgendwie komisch … unheimlich, aber auch cool.«
Jude dachte daran, wie Mia vor Lexi gewesen war: wie eine furchtsame, verletzliche kleine Schildkröte, die sich immer in ihrem Panzer versteckt hatte. Freunde hatte sie nicht gehabt, höchstens eingebildete. Lexi hatte all das geändert. »Was immer auch kommen mag, ihr beide, du und Lexi, müsst immer ehrlich zueinander sein. Ihr müsst Freundinnen bleiben.«
»Du meinst: wenn Zach mit ihr Schluss macht.«
»Ich meine nur …«
»Glaub mir, ich hab selbst schon daran gedacht. Aber … ich glaube, er mag sie wirklich. Er redet ständig von ihr.«
Jude schwieg eine Weile, weil sie überlegte, wie sie am besten ihr zweites Anliegen zur Sprache bringen sollte. Schließlich entschied sie, es einfach zu sagen. »Da ist noch etwas …«
»Was denn? Willst du mich fragen, ob Tyler und ich es tun? Nein, tun wir nicht«, sagte Mia lachend.
»Ich weiß noch, wie es war, als ich mich das erste Mal verliebte. In Keith Corcoran. Ich war genau wie du im Abschlussjahr. Bis Keith mich küsste, wusste ich nicht, dass Liebe sich anfühlen kann, als würde man einen Wasserfall hinunterstürzen, um in einem warmen Tümpel zu landen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Mit mir hat damals niemand darüber geredet. Grandma ist ziemlich zugeknöpft, wie du weißt. Ihr einziger Kommentar zu diesem Thema war, dass Liebe eine Frau zum Entgleisen brächte. Also musste ich meine eigenen Erfahrungen machen und beging dabei Fehler wie jeder andere auch. Und die Welt ist heute viel gefährlicher als damals. Ich möchte nicht, dass du mit Tyler schläfst, weil du zu jung dafür bist – aber …« Sie ging zum Schrank neben dem Herd, zog eine Schublade auf, holte eine kleine Papiertüte heraus und gab sie Mia. »Die sind für dich. Nur für alle Fälle.«
Mia spähte in die Tüte und sah das Wort Kondom auf einer bunten Schachtel. Sie keuchte auf und drückte die Tüte zusammen. »Mo- om . Das ist ekelhaft. Wir haben nichts dergleichen getan.«
»Ich sag ja nicht, dass du sie brauchst. Ehrlich gesagt hoffe ich sogar, dass du sie nicht brauchst, aber du kennst mich doch. Und ich sehe, dass du wirklich glaubst, du würdest ihn lieben.«
»Ich brauch die nicht«, murmelte Mia. »Trotzdem danke.«
Jude sah ihre Tochter an. Sie fasste sie am Kinn und zwang sie, zu ihr aufzublicken. »Sex verändert alles, Mia. Er kann großartig für eine Beziehung sein, wenn man dazu bereit – und älter – ist, aber tödlich, wenn man noch nicht bereit ist. Und du bist noch nicht bereit, mein Schatz. Also solltest du das besser wissen.«
Mitte November war jeder einzelne Schüler des Abschlussjahres ein nervliches Wrack. Überall auf den Schulfluren gab es nur ein Thema: das College. Die Familien verbrachten ihre Wochenenden nur noch auswärts und besichtigten einen Campus nach dem nächsten, trafen sich mit Studienberatern und versuchten, die passende Einrichtung für ihr Kind zu finden.
Lexi hatte diesbezüglich weniger Sorgen und weniger Stress. Sie hatte kein dickes Bankkonto, daher beschränkte sich ihre Auswahl auf staatliche Colleges. Außerdem hatten sich ihre Noten bedauerlicherweise verschlechtert, seit sie verliebt war. Zwar nur um wenige Punkte, aber im Haifischbecken der Zulassungsstellen war das beträchtlich. In letzter Zeit kam sich Lexi in Gesellschaft der Farradays oder der Zwillinge und Tylers vor wie ein Besucher aus einem fremden Land, der den Unterhaltungen kaum folgen kann. Ständig war nur noch von USC , Loyola und NYU die Rede, so als könnte man Colleges wie Schuhe aussuchen und einfach kaufen.
Diese Haltung konnte Lexi kaum nachvollziehen.
Jetzt starrte sie auf die Unterlagen vor ihr. Die endlosen Zahlenreihen schienen sie zu verspotten. Sie hatte nicht genug Geld, ganz gleich, wie hart sie auch arbeitete. Nicht für vier Jahre College. Wenn sie kein staatliches Vollstipendium bekam, war sie aus dem Rennen.
Am anderen Ende des Flurs ging eine Tür auf.
Lexi blickte auf und sah, dass Eva zu ihr kam. »Du sitzt jetzt schon ziemlich lange an deinen Berechnungen.«
»Das
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