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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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zusammen beim traditionellen Weihnachtsbrunch: Eier Florentine, dazu frische Früchte und selbstgemachte Zimttütchen.
    Am Abend zuvor hatte es unter dem Jubel aller geschneit, und jetzt sah man draußen ein prächtiges Panorama in Weiß und Blau.
    Schnee hatte Jude schon immer geliebt, und Schnee zu Weihnachten war besonders schön. Heute wollte die ganze Familie nach dem Brunch unten am Teich auf der Miller Road Schlittschuhlaufen gehen. Das wäre auch eine gute Gelegenheit, dachte sie, mit den Kindern über den Vorfall neulich bei der Party zu reden. Es hatte sie übermenschliche Anstrengungen gekostet, ihnen keine Vorhaltungen zu machen, aber sie hatte es geschafft. Dennoch mussten sie darüber reden und ein paar Grundregeln fürs Abschlussjahr bestätigen.
    Sie war so sehr damit beschäftigt, sich mental auf dieses Gespräch vorzubereiten, dass sie kaum mitbekam, was Zach eben sagte.
    Sie wandte sich an ihren Sohn, der gerade eins ihrer Zimttütchen dick mit Butter bestrich. »Was hast du gesagt?«
    Zach grinste. Mit seinem zerzausten Blondschopf sah er vor der schimmernden Tischplatte ihres eleganten Esstischs aus wie ein Dreizehnjähriger. »Einen Freundschaftsring.«
    Schlagartig wurde es still. Selbst Miles runzelte die Stirn. Seine Hand verharrte in der Luft. »Wie bitte?«
    Caroline, die Zach gegenübersaß, richtete sich auf. »Entschuldige, hast du gerade ›Ring‹ gesagt?«
    »Er ist echt schön«, bemerkte Mia, zupfte Glasur von ihrem Zimttütchen und ließ sie sich in den Mund fallen. »Was ist, Mom? Hat dich der Schlag getroffen?«
    Jude musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Ihr Sohn – ihr nicht mal achtzehnjähriger Sohn – hatte seiner Freundin zu Weihnachten einen Ring geschenkt.
    »Und was genau soll das heißen?« Sie spürte, wie Miles sich zu ihr beugte. Seine Finger umschlossen ihr Handgelenk.
    »Ich verspreche ihr damit, sie eines Tages zu heiraten.«
    »Ach, sieh mal. Wir haben kein Obst mehr«, stellte Miles ruhig fest. »Komm, Jude. Wir holen frisches.« Bevor sie protestieren konnte – sie war immer noch wie erstarrt –, führte er sie aus dem Esszimmer in die große Küche.
    »Was soll …«
    »Schsch«, sagte er und zog sie hinter den Kühlschrank. »Sie können dich hören.«
    »Was du nicht sagst«, erwiderte sie. »Ich will auch, dass er mich hört.«
    »Wir dürfen ihn deshalb nicht angehen.«
    »Du findest es also in Ordnung, dass unser Sohn einem Mädchen, mit dem er erst drei Monate zusammen ist, einen Ring schenkt?«
    »Natürlich nicht. Aber es ist passiert, Jude. Ein fait accompli .«
    Sie schob seinen Arm weg. »Sehr pädagogisch, Miles. Einfach nichts tun. Und wenn er Heroin genommen hätte?«
    »Er hat aber kein Heroin genommen, Jude«, widersprach er müde.
    »Nein. Hier geht’s nur um Liebe. Oder das, was er dafür hält.«
    »Es ist Liebe, Jude. Das weiß jeder, der ihn ansieht.«
    »Ach, Herrgott, Miles!«
    »Ich werde nicht mit dir darüber streiten. Wenn du ins offene Messer rennen willst, bitte, aber erwarte nicht, dass ich dich danach verarzte.«
    »Aber …«
    »Mach nicht aus einer Mücke einen Elefanten! Er war in einem Schmuckladen, um ein Geschenk für seine Freundin zu finden, und dann haben seine romantischen Gefühle ihn überwältigt, mehr nicht. Das passiert auch gestandenen Männern, unterentwickelt, wie wir sind.« Er zog sie an sich. »Leider ist unser Sohn etwas beschränkt. Das hätte man uns bei seiner Geburt sagen sollen. So hätten wir unsere Erwartungen heruntergeschraubt.«
    »Wag es nicht, mich zum Lachen zu bringen. Ich bin sauer auf ihn.«
    »Es ist Weihnachten. Unser letztes Weihnachten, an dem sie noch bei uns wohnen.«
    »Mickriger Versuch.«
    Sie ließ sich von ihm umarmen. »Lass uns nicht alles verderben, ja?«
    »JoJo, der Schwachkopf, verspricht einem Mädchen die Ehe …«
    »Irgendwann mal …«
    »Und ich bin diejenige, die Weihnachten verdirbt.«
    »Zach und Lexi werden nicht zusammen studieren, Jude. Also mach dir keine Sorgen. Es besteht kein Grund. Das verspreche ich dir.«
    »Schön«, sagte sie schließlich. »Dann behalte ich meine Meinung für mich.«
    »Ja.« Er lächelte nachsichtig. »Das kannst du doch so gut.«
    Jude seufzte. »Ich versuche es. Aber eins sage ich dir, Miles. Wehe, sie gehen auf dieselbe Uni.«
    Ungewöhnlich steif schritt Jude in den Wohnbereich zurück. Miles zog ihr den Stuhl heraus und drückte ihr die Schulter, als sie sich an das Kopfende des Tisches setzte.
    Die Stimmung war umgeschlagen.

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