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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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zu küssen. Eine Sekunde, bevor ihre Lippen sich berührten, hörte sie ihn sagen: »Ich liebe dich unendlich.« Nur unter Aufbietung all ihrer Willenskraft schaffte sie es, nicht zu ihm ins Bett zurückzukriechen.
    »Du bist ein Sexmaniac.«
    »Das sagt die Richtige.«
    Etwas an seinem Lächeln, an seinen grünen Augen und der Liebe, die sie in seinem Blick sah, traf sie mitten ins Herz. Wie sollte sie ihn einfach zum College gehen lassen? Einfach ziehen lassen?
    »Komm schon. Ich möchte nicht, dass deine Mutter sauer auf mich wird, und ich hab ihr versprochen, dafür zu sorgen, dass du heute die Bewerbung für die USC fertig machst. Sie wird es nachprüfen, das weißt du doch.«
    »Und wenn ich einfach die Frist verpasse?«, fragte er.
    »Nein, das wirst du nicht. Aber jetzt beweg deinen Hintern. Du musst noch alles zusammenstellen.«
    »An unserem letzten Ferientag müssen wir solchen Scheiß machen«, murrte Zach und warf die Decke zurück. Als er sah, wie sie auf seinen nackten Körper reagierte, grinste er raubtierhaft, doch bevor er etwas sagen konnte, marschierte Lexi aus ihrem Zimmer und setzte sich an den Küchentisch.
    Zach setzte sich neben sie und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
    »Lex?«
    Sie sah ihn an. »Was ist?«
    »Ich möchte mit dir zusammen aufs College. Im Ernst.«
    Er küsste sie, und sie dachte daran, wie es sein würde, sich von ihm zu verabschieden und ihn einfach ziehen zu lassen. Es war ja gut und schön, wenn er sagte, er wolle mit ihr gehen, aber es war ein meilenweiter Unterschied dazu, es wirklich zu tun. Um mit ihr zusammen zu sein, müsste er sich gegen seine Eltern auflehnen und Mia enttäuschen, seine Zwillingsschwester. Es hatte keinen Sinn, sich Hoffnungen zu machen, das würde nie passieren.
    »Komm schon«, sagte sie daher. »Ich will deine Mom nicht wieder verärgern. Bringen wir’s zu Ende und brechen auf. Mia sagte, heute wären alle am Turner Hill Schlittenfahren.«
    Im Februar wurden Zach und Mia achtzehn. Die magische Zahl verhieß ihnen, endlich erwachsen zu sein; mit einem Schlag stellten sie jede Regel und jede Beschränkung in Frage. Pünktlichkeit erschien ihnen jetzt unwichtig und überflüssig. Sie testeten ständig die Grenzen aus und verlangten mehr Freiheiten.
    Als es wärmer wurde, gab es Partys ohne Ende. Ein Anruf und ein gefälschter Ausweis genügten. Meine Eltern sind weg wurde bei den Abschlussschülern zum Motto, das die gleiche Wirkung hatte wie der Zusammenruf eines Clans. Die Jugendlichen fanden sich mit Sixpacks und Marihuanatütchen in verwaisten Häusern, am Strand oder im Wald ein. Einige Eltern beschlossen daraufhin, selbst Partys für sie zu geben, und kassierten dabei sofort die Wagenschlüssel ein, aber wenn keine »coolen« Eltern zur Verfügung standen, musste die Party eben ohne sie stattfinden.
    Das Ganze hatte Jude so zugesetzt, dass sie mit den Nerven völlig am Ende war. Sie fühlte sich kaum mehr wie eine Mutter, sondern eher wie ein Wächter, und der ständige Kampf mit den Zwillingen über Sicherheit, Kompromisse und richtige Entscheidungen hatte sie aufgerieben. Sie glaubte ihnen nicht mehr, wenn sie behaupteten, sie würden nicht trinken. Zuerst hatte sie drastische Maßnahmen ergriffen und ihre Freiheiten beschränkt, doch daraufhin hatten sie heimlich weitergemacht, was zu weiteren drastischen Maßnahmen führte – und noch mehr wütender Rebellion. Ihr kam es vor, als müsste sie jeden Tag einen neuen Gipfel besteigen, und jeder Abend, den die Zwillinge zu Hause verbrachten, war ein Triumph.
    Dazu kam der Druck wegen des Colleges. Eltern und Kinder waren wie in einem Dampfkochtopf gefangen, der immer heißer wurde. Eine Frage war jetzt in aller Munde: Habt ihr schon was gehört? Sie wurde im Supermarkt gestellt, in der Schlange bei der Post oder auf der Fähre.
    Ehrlich gesagt war Jude genauso nervös wie ihre Kinder.
    Selbst jetzt an diesem herrlichen Frühlingstag, da sie eigentlich im Garten hätte arbeiten sollen, stand sie am Fenster und starrte auf die Einfahrt. Es war kurz vor halb vier. Die Kinder waren gerade von der Schule nach Hause gekommen, hatten sich wie Heuschrecken über das Essen hergemacht und waren dann nach oben verschwunden.
    »Du läufst einen Graben in den Boden«, bemerkte Miles vom Wohnzimmer aus, wo er Zeitung las. Da heute eine Operation abgesagt worden war, hatte er früher Feierabend machen können.
    Jude sah etwas Weißes aufblitzen.
    Die Post war da.
    Sie schnappte sich ihren Mantel,

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