Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
ganz Besonderes bist, ist er deiner auch nicht wert.«
»Aber es tut so weh.«
»Das lässt nach. Irgendwann wird dir nicht mehr übel, wenn du ihn mit einer anderen siehst. Und eines Tages siehst du dann einen anderen Jungen, bei dem dein Herz schneller schlägt, und dann … verblasst es einfach. Dein Herz wird sich selbst wieder zusammenfügen, und nur eine kleine Narbe bleibt zurück. Eines Tages erzählst du dann deiner eigenen Tochter, wie Tyler Marshall dir weh getan hat.«
»Ich will ihn nie wieder sehen. Wie soll ich zur Abschlussparty, wenn er da ist?«
»Es ist nicht gut, sich vor dem Leben zu verstecken, Mia. Das hast du früher getan, aber jetzt bist du reifer und stärker.«
Mia seufzte schwer. »Ich weiß. Lexi sagt, ich sollte mich nicht um die Meinung anderer kümmern.«
»Da hat sie recht.«
»Ja«, sagte Mia, klang aber nicht überzeugt.
Jude hielt ihre Tochter im Arm und sah in einem einzigen Augenblick ihr gemeinsames Leben vorbeiziehen. »Ich hab dich lieb, Püppchen.«
»Ich dich auch, madre . Können wir jetzt zu Lexi fahren? Ich brauche sie heute.«
»Natürlich. Dafür sind Freunde doch da.«
In nicht mal zehn Tagen würde die Highschool hinter ihnen liegen.
Lexi stand mit den anderen Abschlussschülern in der Turnhalle und blickte auf die endlosen Stuhlreihen.
Unter dem Basketballkorb erklärte ihnen Direktor Yates mit ausgebreiteten Armen, wie die Zeremonie ablaufen würde, doch nur wenige Schüler hörten ihm zu. Die meisten plauderten, lachten und stießen einander an.
»Ihr geht in alphabetischer Reihenfolge aus der Halle, an den Tribünen vorbei und aufs Footballfeld – wenn die Sonne scheint. Wenn nicht, bleiben wir hier«, erläuterte der Direktor. »Das proben wir jetzt mal, klar? Jason Adnar, du gehst als Erster.«
Lexi reihte sich wie vorgegeben ein, bis sie ihren Platz fand. Die Probe dauerte die gesamte sechste Stunde, und als sie danach freihatten, stürmten sie aus der Turnhalle wie die Jugendlichen in einem Musical zu Beginn der Ferien.
Lexi und Zach fanden sich, ohne lange zu suchen, wie durch ein Echolot. Sie wussten einfach immer, wo der andere war, und konnten nicht lange getrennt sein. In letzter Zeit kam ihnen alles so groß und bedeutsam vor. Schulabschluss. Sommerferien. College. Manchmal konnte Lexi sich nur noch an das Jetzt halten, an ihre Liebe zu Zach und ihre Freundschaft mit Mia. Alles andere veränderte sich unablässig.
Zach nahm ihre Hand, und dann gingen sie über den Campus. Am Schülerparkplatz hielt er ihr die Wagentür auf.
»Wo ist Mia?«, fragte Lexi.
»Mom holt sie ab. Sie wollten nach der Schule was allein unternehmen.«
»Das wird Mia guttun«, erwiderte Lexi und stieg in den Wagen.
Zach glitt auf den Fahrersitz und sah sie an. »Ich muss dir was sagen.«
»Was denn?«
»Nicht hier.«
Lexi spannte sich innerlich an. Sie streckte die Hand aus und umklammerte seine wie eine Rettungsleine – was sie von Anfang an gewesen war. Während der gesamten Fahrt durch die Stadt, hinunter zum Strandpark, schwieg sie.
Im LaRiviere Beach Park hielt er am üblichen Platz und schaltete den Motor aus. Sie wartete darauf, dass er die Tür öffnete, aber er drehte sich zu ihr um. Tränen standen ihm in den grünen Augen.
»Was ist denn?«, flüsterte sie.
»Ich liebe dich, Lexi.«
Er wollte mit ihr Schluss machen. Damit hätte sie rechnen müssen, sie hätte darauf vorbereitet sein müssen. Am liebsten hätte sie gesagt: Das weiß ich , aber sie brachte es nicht hervor. Die Worte waren wie Scherben in ihrem Mund.
»Ich will mit dir zur Seattle Central gehen. Wir könnten zusammen eine Wohnung nehmen.«
»Warte mal. Was? Du willst mit mir aufs staatliche College gehen?«
»Ich will dich nicht verlassen, Lexi.«
Vor lauter Erleichterung zitterte sie und gab einen leisen Laut von sich.
Er küsste sie auf ihre feuchte Wange, wischte sich über die Augen und wirkte, als schäme er sich der Tränen, die für sie kostbarer waren als Diamanten.
Sie stiegen aus und gingen Hand in Hand zu ihrem angestammten Platz am Treibholzstapel, wo sie sich niederließen. Wellen rauschten an den Strand. Für Lexi die Hintergrundmusik ihrer Liebe. Als sie Zach ansah, hätte sie fast wieder angefangen zu weinen.
Zach begann, von ihrem gemeinsamen Leben zu erzählen. Ihren ganz persönlichen Traum zu beschreiben. Wie sie sich eine Wohnung suchen und Arbeit finden würden. Es war ihm eindeutig ernst damit, und sie liebte ihn nur noch mehr dafür, wusste
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