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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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getrieben.
    »Es wird sich nichts ändern«, versprach Lexi. Doch sie wussten alle, dass es eine Lüge war.
    Die Entscheidung war gefallen. Es gab nichts mehr zu sagen.

Z EHN
    In den folgenden Tagen war Jude ein bisschen bedrückt und fühlte sich verloren. Das Schlimmste war verhindert worden, eindeutig. Irgendwie hatte Lexi Zach überzeugt, an den ursprünglichen Studienplänen festzuhalten. Zwar hätte jetzt Ruhe einkehren müssen, und so war es auch, doch wie bei allen Kompromissen hatte jeder etwas aufgegeben. Ein Riss ging jetzt durch ihre Familie, ein unterschwelliger Groll herrschte, der neu war. Jude konnte sich nicht erinnern, dass Zach jemals so wütend auf sie gewesen war. Aus ihrem fügsamen, liebenswerten Jungen war ein mürrischer, reizbarer junger Mann geworden, der sich auf seinem Stuhl fläzte und nur noch undeutlich nuschelte. Er war wütend auf seine Schwester und seine Mutter – vielleicht sogar auf Lexi? – und wollte, dass alle es mitbekamen.
    Jude hatte versucht, ihm Zeit zu geben. In den Tagen nach der Auseinandersetzung war sie auf Zehenspitzen um ihn herumgeschlichen und hatte ihn nur mit äußerster Vorsicht behandelt, doch der Preis war hoch. Sie ertrug es einfach nicht, mit ihren Kindern im Streit zu liegen. In der Nacht zuvor hatte sie vor lauter Sorgen kaum schlafen können. Sie hatte im Bett gelegen, an die Decke gestarrt und Scheingefechte geführt. In ihrer Vorstellung allerdings lachten Zach und sie am Ende immer über ihre Differenzen … und er wandte sich wieder seiner Schwester und der USC zu. Manchmal schloss er sogar mit Ich weiß, wir sind noch jung, madre , mach dir nicht so viele Sorgen, ist schon gut, danke …
    Jetzt stand sie am Fenster ihres Schlafzimmers und starrte hinaus in den Garten, während die Dämmerung hereinbrach.
    Heute Abend sollte die letzte große Highschool-Party stattfinden: das Abschluss-Barbecue. Ehrlich gesagt hätte sie sie am liebsten nicht hingehen lassen. Es hing noch so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen in der Luft, es gab noch so viel zu bereden. Aber sie wusste, dass heute Abend nichts geklärt werden würde. Und wenn sie ihnen die Party verbot, würden sie nie wieder mit ihr sprechen. Aber morgen. Morgen würden sie das ganze Drama noch einmal aufrollen und dann zu ihrem normalen Leben zurückkehren. Schließlich war es doch ihr letztes gemeinsames Jahr. Sie würde einen Teufel tun und zulassen, dass sie es wie Fremde verbrachten.
    »Mom?«, fragte Mia, klopfte an die Tür und stieß sie auf. »Kann ich mit dir reden?«
    Die Frage wurde langsam gefährlich. Jude drehte sich um und zwang sich zu lächeln. »Natürlich, Schatz.«
    Im weichen Licht des Spätnachmittags sah Mia einfach hinreißend aus. Sie hatte für die Party ein paar abgeschnittene alte Jeans mit sorgfältig platzierten Löchern, ein enges weißes T-Shirt und eine alte Herrenweste angezogen, die ihr von den schmalen Schultern hing. Ihre Haare hatte sie zu einem losen Pferdeschwanz zurückgebunden; ein paar metallic-rote Kleinmädchenspangen hielten die Strähnen aus ihrem Gesicht. »Du siehst traurig aus.«
    »Mir geht’s gut.«
    Mia kam zu Jude ans Fenster, legte ihr den Arm um die Taille und lehnte sich an sie. So stützten sie einander und blickten aus dem Fenster. »Er liebt sie, Mom.«
    »Was soll das …«
    Mia drehte sich zu ihr und legte den Kopf zur Seite. »Er liebt sie.«
    Jude verstummte. Zum ersten Mal drangen die Worte zu ihr. Liebe. Die ganze Zeit hatte sie Lexis und Zachs Gefühle heruntergespielt und relativiert. Sie hatte sich eingeredet, sie wären zu jung, um zu wissen, was sie wollten. Aber ihre Liebe war echt. Vielleicht würde sie nicht von Dauer sein, aber sie war aufrichtig.
    »Ich bringe sie auseinander, weil ich ihn zwinge, mit mir zu studieren. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Sie haben zu mir gehalten.«
    Jude berührte die Wange ihrer Tochter, sah den Schmerz in ihren Augen. Mia war so sensibel. »Natürlich haben sie das. Sie werden immer für dich da sein.«
    »Aber entscheidend ist, dass ich auch für sie da bin.«
    »Das bist du doch.«
    »Ich werde nicht zur USC gehen, Mom. Wir drei können an einem staatlichen College studieren und uns gemeinsam eine Wohnung nehmen.«
    »Mia …«
    »Wenn ihr nicht dafür bezahlen wollt, suchen wir uns einen Job. Das ist das einzig Richtige, madre . Du hast immer gesagt, nichts sei wichtiger als die Liebe und die Familie. War das dein Ernst?«
    »Mia, wir haben Verträge unterschrieben,

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