Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
hob die Hand. Sie wirkte geschockt und leicht benommen. »Das verstehe ich nicht. Erklär’s uns, Zach.«
»Zach«, fragte Mia mit gerunzelter Stirn, »willst du etwa nicht mit mir zusammen studieren?«
»Ich kann mich nicht von ihr trennen«, gestand er mit unglücklicher Miene.
»Aber von mir schon? Von mir ?«, fragte Mia zurück und fing an zu weinen.
»Nein. Ich möchte, dass du mit uns kommst. Das hab ich doch schon gesagt«, erwiderte Zach. »Komm schon, Mia …«
»Was bleibt mir denn anderes übrig?«, heulte Mia und blickte von Zach zu Lexi. »Eine schöne Freundin bist du!«, rief sie und rannte die Treppe hinauf.
Zach folgte ihr.
Lexi spürte, wie Jude sie vorwurfsvoll, geradezu anklagend anschaute. Eine Welle der Scham überkam sie. Diese Familie hatte so viel für sie getan, ihr so viel gegeben, und jetzt war sie schuld an diesem Drama. Sie musste allen Mut aufbringen, um Jude anzusehen und sich ihrer Enttäuschung zu stellen. »Sei nicht wütend auf mich«, flüsterte sie und verschränkte ihre Hände. »Bitte.«
»Ist dir eigentlich klar, was du getan hast?« Judes Stimme zitterte, und sie war kreidebleich geworden.
»Ich habe gar nichts getan, es war nicht meine Schuld.«
»Wirklich nicht?«
»Es war nicht meine Idee, dass er das tut … dass er das wünscht.«
»Denk doch mal an Mia und nicht immer nur an Zach. Oder an dich. Du weißt doch, wie begabt sie ist – und wie schüchtern. Stell dir mal vor, wie ihr drei zusammenleben würdet, ernsthaft. Wie lange würde es dauern, bis Zach und du sie ignorieren würdet?«
»Das würde nie passieren.«
»Wirklich nicht? Mir scheint, es ist schon passiert.« Jude schwieg kurz, und ihre Miene wurde weicher. »Es tut mir leid. Ich will dich auf keinen Fall in die Sache mit hineinziehen. Aber sie werden es bereuen, wenn sie nicht zur USC gehen, und früher oder später werden sie dich dafür verantwortlich machen.«
Lexi wusste, dass dies die Wahrheit war, sosehr es ihr auch widerstrebte.
»Red mit ihnen«, bat Jude und umklammerte Miles’ Hand so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
Wie gerne hätte Lexi sich geweigert, hätte gesagt, sie wüsste nicht, was sie tun sollte. Aber sie wusste es genau. Manches war einfach zwingend notwendig. Sie hatte schon einmal das Falsche getan und damit ihre Freundschaft mit Mia, ihren Platz in dieser Familie gefährdet. Liebe und Sehnsucht hatten sie damals, genau wie jetzt, geblendet. Diesen Fehler würde sie auf keinen Fall noch mal machen.
Sie wandte sich von Miles und Jude ab und ging durch den Wohnbereich, der ihr so unendlich vorkam wie das Meer. Dann stieg sie die Treppe hinauf. Die Zwillinge waren in Mias Zimmer, standen einander gegenüber wie Statuen und starrten sich an.
»Hey,«, sagte Lexi.
Gleichzeitig und mit demselben Gesichtsausdruck drehten sie sich zu ihr.
»Wenn ich doch nur stärker wäre«, meinte Mia.
»Du bist stärker, als du glaubst«, erwiderte Lexi und trat ins Zimmer. Zach streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich einen Schritt zur Seite. »Doch darum geht es jetzt nicht.«
Mia fing an zu weinen. »Ich hab so lange schon von der USC geträumt.«
»Du könntest doch allein dorthin gehen«, schlug Zach vor, und Lexi liebte ihn dafür, aber sie hörte auch, dass seine Stimme brüchig klang und sein Blick bereits jetzt Zweifel verriet.
»Ich würde alles tun, um zur USC zu gehen«, sagte Lexi leise. »Ich würde dafür töten .« Sie schluckte, blickte beiden direkt ins Gesicht und staunte, wie ähnlich sie sich waren. »Das könnt ihr nicht einfach aufgeben, bloß weil ich nicht hinkann. Das lasse ich nicht zu.«
Sie sah, wie unglücklich und gleichzeitig erleichtert Zach war, als er das hörte. Sie holte zittrig Luft. Ja, er liebte sie. Aber er liebte auch seine Schwester, und er wollte, dass seine Eltern stolz auf ihn waren. Er wollte sich eine Zukunft sichern. All das konnte er, wenn er an der USC studierte. Lexi zwang sich zu lächeln. »Ende der Debatte. Ihr beide geht zur USC und ich zur SCC . Wir sehen uns in den Ferien.«
»Zu Weihnachten haben wir einen ganzen Monat«, sagte Mia. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie gelächelt, aber jetzt war sie offensichtlich so niedergeschmettert wie Lexi. Bedeutete erwachsen zu sein, dass man aus praktischen Gründen seine Träume beschnitt?
»Wir werden dich vermissen«, fügte Mia hinzu.
Zach stand einfach nur da und wirkte wütend, erleichtert und leicht verzweifelt zugleich. In die Enge
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