Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
vorbeirasen. Aus einem Ghettoblaster auf der Veranda dröhnte Musik. Die Luft roch nach Kiefernnadeln und Marihuana.
Während sie sich unterhielten, kam Tyler an ihnen vorbei. Alaina Smith war bei ihm, sie hing praktisch an ihm. Er hatte die Hand auf ihrem Po.
Mia holte scharf Luft. Sie wischte sich über die Augen, marschierte zum Fass, schenkte sich ein Bier ein und leerte es, so schnell sie konnte.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Lexi.
»Bleib einfach nur bei mir«, bat Mia mit zitternder Stimme. »Lass mich nicht allein … sonst stelle ich vielleicht was Dummes an.«
»Ich würde dich nie allein lassen«, versicherte Lexi. Sie holte sich ein Bier. Es schmeckte zwar nicht, aber irgendwie ließ ihre Anspannung nach, und Mias auch, so dass sie kurz darauf wieder scherzen und lachen konnten.
Als Mia ihr zweites Bier intus hatte, sagte sie: »Zach muss her. Ich hab eine Überraschung für euch zwei. Ich muss euch was sagen. Wir treffen uns am Strand.« Bevor Lexi sie aufhalten konnte, mischte sie sich unter die Menge. Lexi war das ganz recht. Zwar war sie gern mit ihrer besten Freundin zusammen, aber sie sehnte sich auch nach Zach. Dies war ihre Abschlussparty, die letzte vor dem großen Tag, und da sollten sie drei zusammen sein.
Lexi ging hinunter zum Strand, setzte sich in den Sand und wartete.
»Da bist du ja«, sagte Zach ein paar Minuten später und setzte sich neben sie. »Ich hab überall nach dir gesucht.«
»Wo ist Mia? Die sucht dich auch.«
Zach zuckte mit den Schultern und reichte ihr eine Flasche Rum. »Hier.«
»Hey, du solltest doch nichts trinken«, protestierte Lexi.
»Danach hör ich auf, versprochen. Hier.«
Lexi fand es schrecklich, Rum pur und aus der Flasche zu trinken, aber da sie Zach nicht verärgern wollte, nahm sie einen kleinen Schluck.
»Ihr ist doch scheißegal, was ich will«, sagte er und setzte noch einmal die Flasche an seine Lippen.
Lexi wusste nicht, ob er von seiner Mutter oder seiner Schwester sprach, aber das war im Grunde gleich. »Nein, ist es nicht.«
Er trank noch einen großen Schluck und gab ihr die Flasche zurück. »Vielleicht ist mir aber scheißegal, was sie will.«
Lexi seufzte. »Nein, ist es nicht.«
Er sah sie mit wildem Blick an. »Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut.«
Sie wusste genau, was er empfand: dasselbe wie sie. Sie hatte Angst, ihn gehen zu lassen; er hatte Angst, sie zu verlassen. »Ich weiß«, erwiderte sie. Mehr brachte sie nicht heraus. Sie glaubte ihm, glaubte an seine Liebe – jetzt –, und alles andere war unwichtig.
Sie mussten stark sein, für den anderen, und sie würde den Anfang machen. »Ich werde dich immer lieben, Zach.«
»Komm her.« Er nahm ihre Hand und führte Lexi tief ins Wäldchen.
Dort küssten sie sich, zogen sich aus und liebten sich wie nie zuvor: etwas grob vielleicht, und traurig, und ihre Körper vermittelten all das Komplizierte, was sie sich nicht sagen konnten. Danach lagen sie erschöpft da und starrten hinauf in den mit Sternen übersäten Himmel. Lexi griff nach der Flasche Rum und trank so lange, bis ihre Zukunft nicht mehr so scharfkantig, sondern angenehm verschwommen wirkte.
Schließlich verließen sie leicht schwankend das Wäldchen und kehrten zur Party zurück, die langsam aber sicher völlig außer Kontrolle geriet. Mittlerweile waren über hundert Jugendliche da, die redeten, lachten, tanzten. Ein paar Jungen warfen einen Football hin und her; ein paar Grüppchen umstanden die Bierfässer; eine große Gruppe lagerte am Feuer. An der Hütte hing ein Spruchband mit der Aufschrift: Abschlussklasse 2004 : Alles Gute und viel Glück.
Mia quiekte auf, als sie sie entdeckte, und taumelte auf sie zu. »Wo wart ihr denn?«, fragte sie und gab Lexi eine halbleere Flasche Rum. »Das ist unsere Nacht. Nur für uns drei. Klar?«
Da standen sie, leicht schwankend, und sahen sich an. Mia griff nach Zachs Hand und dann nach Lexis. Mit dieser Berührung wurde ihre Verbindung wiederhergestellt. Sie waren wieder sie drei , eine Insel in einem Meer aus Jugendlichen.
»Lasst uns feiern.« Zach lächelte seine Schwester an.
Lexi konnte die Liebe zwischen ihnen buchstäblich sehen. So weh es ihr auch tat, dass sie sie bald verlassen würden, war sie doch froh, dass der Streit zu Ende war. Sie brauchten diesen letzten Sommer zusammen.
Sie mischten sich unter die anderen und lachten, tranken und tanzten, bis der Mond am dunklen Himmel erschien und die Luft merklich kühler wurde. Gegen zwei
Weitere Kostenlose Bücher