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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sagte er: »Diese Klasse wurde plötzlich und unerwartet von einer furchtbaren Tragödie getroffen. Diese Schüler, die sich auf der Schwelle zum Erwachsenendasein befinden, sind im Laufe der letzten Woche dadurch gereift. Wir hoffen, wenn sie in ihrem zukünftigen Leben vor Entscheidungen gestellt werden, große und kleine, dann werden sie sich an das Jahr 2004 und die Lektion über Konsequenzen erinnern.« Er bedachte die Klasse mit einem gleichzeitig traurigen und wissenden Lächeln. »Und nun wird Amanda Martin ein Lied singen, in Erinnerung an ein ganz besonderes Mädchen, das heute hätte bei uns sein sollen.«
    Lexi versuchte, sich zu wappnen, doch als die Musik einsetzte, spürte sie einen stechenden Schmerz in der Brust. Und dann ertönte Amandas Stimme, rein und klar: » I can show you the world … shining, shimmering, splendid …«
    Das Lied brachte Mia mit einem Schlag wieder ins Leben zurück. Sie wirbelte über die Tanzfläche und sang dabei falsch mit. Disney-Filme hatte sie über alles geliebt. Ich bin Arielle , hatte sie ständig gesagt. Du bist Belle. Wir sind weder Schneeweißchen noch Aschenputtel. Wir sind die neuen Disney-Mädchen … wir nehmen uns, was wir wollen.
    Lexi war nicht die Einzige, die am Ende des Liedes schluchzte. Mindestens die Hälfte der Abschlussklasse weinte.
    Dann setzte donnernder Applaus ein, und als er verstummte, begann die Graduierungszeremonie. Die Namen ihrer Freunde und Mitschüler wurden nacheinander aufgerufen, und daraufhin kamen Mädchen und Jungen in ihren Talaren auf die Bühne, nahmen ihr Zeugnis entgegen und winkten der Menge zu.
    »Alexa Baill.«
    Es wurde still. Die Zuschauer reckten die Köpfe.
    Auf dem Podium räusperte sich der Direktor und fuhr fort: »Andrew Clark …«
    Lexis Herz klopfte laut. Sie rechnete jeden Augenblick damit, dass jemand auf sie zeigen und rufen würde: »Da ist sie, da ist das Mädchen, das Mia umgebracht hat.«
    »Zachary Farraday.«
    Zach ging steif den Gang entlang und betrat die Bühne. Er nahm sein Zeugnis vom Direktor entgegen und drehte sich zur Tribüne. Langsam hielt er ein gerahmtes Foto von Mia in die Höhe, dann beugte er sich zum Mikrofon. »Sie wollte heute ein Rad schlagen …«
    Ein Rad, Lexster … da würden sie aber gucken.
    Lexi ließ sich gegen die von der Sonne gewärmten Betonwand sacken und schloss die Augen. Die Zeremonie ging weiter, Namen wurden ausgerufen, Zeugnisse überreicht, aber sie achtete nicht mehr darauf. Sie sah nur noch Erinnerungen vor sich, hörte Dinge, die Mia im Laufe der Jahre zu ihr gesagt hatte …
    »Lex?«
    Sie holte scharf Luft und öffnete die Augen. Zach stand vor ihr. Hinter ihm auf dem Footballfeld herrschte bunter Trubel, aber hier war es ruhig und still. In dieser Nische unter den Tribünen waren sie allein. »Wie h … hast du mich gefunden?«
    »Ich wusste, du würdest hier sein.«
    Sie hatte sich diese Begegnung erhofft, davon geträumt, überlegt, wie sie ihm begreiflich machen sollte, wie leid es ihr tat, aber jetzt sah sie, dass er es wusste und verstand. »Ich liebe dich«, sagte sie leise. Nur das hatte sich nicht verändert.
    »Ich liebe dich auch, aber …«
    »Aber, was?«
    Er zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Sie begriff, was das bedeutete: Jetzt hatte alles an Bedeutung verloren, vor allem ihre Liebe. Noch nie hatte sie etwas so Trauriges gesehen wie seinen Blick.
    »Du wirst mir nie verzeihen, oder?«, fragte sie.
    »Ich kann mir nicht verzeihen«, erwiderte er mit brechender Stimme. Er wandte sich ab. »Ich muss weg.«
    »Warte.« Sie griff in ihre Tasche und holte ihr zerlesenes Exemplar von Jane Eyre hervor. Es war ein albernes Geschenk für einen Jungen, aber ihr wertvollster Besitz. »Ich möchte, dass du es bekommst.«
    »Das ist doch dein Lieblingsbuch. Das kann ich nicht …«
    »Bitte. Es hat ein Happy End.«
    Er griff danach. Und eine Sekunde lang berührten beide das Buch. »Ich muss los.«
    »Ich weiß. Leb wohl, Zach«, flüsterte sie und sah zu, wie er sich von ihr entfernte.
    Sie stieß sich von der Wand ab und trat unter der Tribüne hervor. Jetzt zog sie weder die Schultern zusammen, noch wandte sie den Blick ab. Ihr war es egal, ob die anderen sie anstarrten.
    Auf dem Parkplatz stieg sie in Evas Wagen und wartete.
    »Es ging nicht, wie?«, sagte Eva später, als sie sich hinters Steuer setzte.
    Lexi zuckte mit den Schultern. »Wen interessiert’s? Ist doch nur eine blöde Zeremonie.«
    »Dich

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