Wie Champagner in den Adern
und sie versuchte, eine bequemere Position einzunehmen. Der goldene Umhang wehte im Wind. Sie zog daran und war erstaunt, dass sie ihn noch anhatte. „Wohin bringen Sie mich?", fragte sie heiser.
„In mein Lager."
„Ist Ihr Lager nicht auf der anderen Seite des Flusses?"
Er musterte sie. Das Mondlicht erhellte sein Gesicht. Aber er sagte nichts. Zara hielt den Atem an.
„Sie sehen aus wie Prinz Rafi!", flüsterte sie.
Der Mann lachte und bog den Kopf in den Nacken. „Tatsächlich?"
Furcht erfasste sie. „Wer sind Sie?"
„Hat man Ihnen keine Geschichten über mich erzählt? Ich bin Jalal, der Bandit, Enkel des großen Selim."
„Wer ..." begann Zara, wurde aber sogleich von ihm unterbrochen.
„Verschwenden Sie nicht Ihren Atem mit sinnlosen Fragen. Ich werde Ihnen keine Antwort geben, und wir haben einen langen, harten Weg vor uns."
Jalal hatte nicht übertrieben. Zara verlor jegliches Zeitgefühl. Sie war bisher nie länger als eine Stunde geritten, und da sie seitlich auf dem Sattel saß, musste sie zwangsläufig eine Hüfte höher halten als die andere. Das war sehr unbequem, und sie war fast froh, als ein Gefühl der Taubheit einsetzte, obwohl das auch schmerzlich war.
„Jetzt muss ich Ihnen die Augen verbinden."
Zara raffte sich aus der Benommenheit auf, in die sie versunken war, und hätte gern gewusst, wie lange sie schon unterwegs waren. Das Pferd war inzwischen schweißbedeckt und offenbar erschöpft, aber es gab sein Bestes.
Jalal fasste nach seiner „Keffieh" und zog sie vom Kopf. „Wickeln Sie sich das Tuch um den Kopf und bedecken Sie Ihr Gesicht."
Sie mussten in der Nähe einer auffallenden landschaftlichen Markierung sein, die sie später wieder erkennen könnte. Zara hoffte inständig, dass es zugleich bedeutete, er wollte sie leben lassen, denn sonst hätte ihn das nicht zu kümmern brauchen. Ihre Angst ließ ein wenig nach.
Sie schaute sich ein letztes Mal um, damit sie sich die Umgebung einprägte. Gleichzeitig nahm sie das Tuch entgegen und schlang es sich um den Kopf. Vor ihnen ragte ein Felsenberg auf, der einen großen Schatten warf. Sie glaubte, in der Ferne Wasser plätschern zu hören, aber die Wüste lag im Schatten.
Ein Windstoß erfasste sie und zerrte an ihrem goldenen Gewand ... Das ist das einzig sichere Zeichen, das ich zurücklassen kann, ging es Zara durch den Sinn, falls es mir gelingt, es unbemerkt abzuwerfen.
Sollte es gefunden werden, würde Prinz Rafi es sofort erkennen. Er würde wissen, dass sie diesen Weg genommen hatten ... falls jemand hier vorbeikam und es fand, ehe es unter dem Sand begraben wurde.
Zara musste es versuchen. Wenn sie jetzt schon die Hoffnung aufgab, war sie verloren.
Unter dem Schutz der Kopfbedeckung schlüpfte Zara mit einem Arm aus dem herrlichen Gewand. Sie schlang den Rest des Schals über ihre Augen und zog das Gewand in ihren Schoß, sodass nur noch der andere Arm darin hing.
Das Pferd, jetzt schon ziemlich erschöpft, schleppte sich vorwärts, während Zara unter dem Tuch kaum Luft bekam. Schließlich zügelte Jalal das Tier zum Schrittempo, und Zara bereitete sich darauf vor, endlich das Gewand von sich zu werfen. Sie nahm ein Echo wahr und glaubte, dass sie irgendwo hineingehen würden. Sie zog den Arm aus dem Gewand, schrie und begann sich zu wehren.
Natürlich kam sie nicht gegen die Kräfte des Banditen an, aber sie hatte es geschafft, sich dabei ganz aus dem Gewand zu befreien. „Bücken Sie sich tief!", befahl er ihr barsch und drückte sie auf den Hals des Pferdes hinunter. Dann beugte er sich über sie. Das war ihre letzte Chance. Auf den Hals des Pferdes hinuntergedrückt, zerrte Zara an dem Gewand und stieß es von sich. Einen Moment später hörte sie an den Geräuschen, dass sie so etwas wie eine Höhle betreten hatten.
„Verdecken Sie Ihr Gesicht!", befahl er ihr erneut.
Hinter ihnen funkelte das goldene Gewand im Mondlicht, während es auf den Boden der Wüste segelte.
Die Luft war eigenartig feucht, und das Pferdegetrappel hatte einen Nachhall. Sie bewegten sich ein wenig bergab. Zara lauschte aufmerksam, um sich jede Eigenart einzuprägen. War sie in einer Höhle?
Wenn ja, musste es eine sehr große sein. Dabei war sie sicher, dass sie nicht auf die Berge zugeritten waren. Sollte es sich um eine unterirdische Höhle handeln? Bei dem Gedanken, dass sie zugleich ihr Gefängnis sein mochte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Das Pferd schien den Weg im Dunkeln wie von selbst zu
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