Wie Champagner in den Adern
sofort los und musterte sie verwundert. „Ich wende keinen Trick an. Was glauben Sie denn?"
„Der Mann, der mich entführt hat, war nicht Jalal, der Bandit"; erwiderte sie. „Sie hätten einen Verschwörer wählen sollen, der Ihnen weniger ähnlich sieht, Durchlaucht! Wer ist er wirklich ... einer Ihrer Brüder? Soll ich jetzt etwa dankbar in Ihre Arme sinken, weil Sie mich retten? Oder interessiert Sie meine Reaktion nicht?"
Prinz Rafi musterte sie besorgt und betastete seinen weiten Burnus. „Ich habe Wasser dabei", sagte er leise und holte eine Feldflasche heraus. „Und etwas zu essen. Sie sind möglicherweise schon im Delirium, nachdem Sie drei Tage nichts gegessen haben."
Wütend schlug sie seine Hand beiseite. „Glauben Sie etwa, ich würde etwas von Ihnen annehmen?
Lassen Sie mich los!"
„Khanum?", rief eine Stimme aus dem Flur. Prinz Rafi erstarrte.
„Wenn sie mich hier finden, sind wir verloren", raunte er und hob einen Finger an die Lippen. Dann wirbelte er herum, ließ seinen Blick in die Runde schweifen, sah etwas und schlüpfte behände durch eine klaffende Öffnung in der Wand in einen Nebenraum.
Seine Reaktion war so überzeugend, dass Zara ihm glaubte. Offenbar hing sein Leben wirklich davon ab, dass sie ihn nicht verriet. Also hockte sie sich auf ihre Fersen und nahm den leeren Wassernapf an sich. „Ich brauche Wasser!", rief sie in dem Ton, in dem sie den Prinzen angefahren hatte und schlug mit dem Napf auf den Boden. „Wie könnt Ihr es wagen, mich dürsten zu lassen?"
Die erschrockene alte Frau kam hereingehuscht und murmelte unverständliche Entschuldigungen vor sich hin. Zara warf ihr einen bitterbösen Blick zu. „Wasser!", befahl sie ihr. ,,Ma'!" Das Wort hatte sie rasch gelernt.
„Ma"', stimmte die alte Frau zu, lächelte und deutete auf den kleinen Tonkrug, den sie bei sich hatte.
Zara schaute der Frau zu, wie sie das Wasser in ihren kleinen Napf füllte. Es war nie genug Wasser in dem Krug, den die Frau mitbrachte.
Zara griff nach dem Napf und leerte ihn durstig. Die Frau schüttete ihr den Rest hinein, den sie bei sich hatte. Damit musste Zara die nächsten zwölf Stunden auskommen. Die alte Frau griff in ihre Tasche und holte einen Kuchen heraus, den sie Zara in die Hand drückte.
„Shokran. Danke", sagte Zara zwischen zwei hungrigen Bis sen.
Die Frau nickte, griff nach der Latrine und verschwand.
Zaras Kette erlaubte ihr nicht, sich bis zu dem Spalt in der Wand zu bewegen. „Sind Sie noch da?", raunte sie deshalb und hoffte inständig , dass er nicht gegangen war.
Prinz Rafi kehrte in ihre Zelle zurück und wartete schweigend, bis sie den kleinen Kuchen verschlungen hatte.
„Mit dem Mahl in Ihrem Zelt lässt er sich nicht vergleichen", erklärte sie trocken, als sie fertig war.
Jetzt war es ihr fast peinlich, dass sie sich vor einem anderen Menschen so gierig gezeigt hatte. „Aber er ist besser, als zu verhungern."
„Wesentlich besser", stimmte er begütigend zu und nahm ihr die Verlegenheit. „Es tut mir Leid, dass Sie unter den Problemen meines Landes zu leiden haben. Wir hätten mit diesem Vandalen schon vor langer Zeit abrechnen sollen. Mein Bruder Omar hat das immer gesagt. Wir haben leider nicht auf ihn gehört. Es ist meine Schuld, dass Sie hier sind, und ich werde auch dafür sorgen, dass Sie hier herauskommen."
Er trat an die Tür und schaute nach draußen. Zara musste an sich halten, um nicht noch etwas von dem restlichen Wasser zu trinken. „Sie werden nicht bewacht? Jalal muss sich seiner Wachen im Umkreis sehr sicher sein."
Zara schüttelte den Kopf, obwohl er das nicht sehen konnte, da er ihr den Rücken kehrte. „Nein, es kommt nur diese Frau, im allgemeinen zwei Mal am Tag." Sie trank noch einen Schluck. „Sonst habe ich bisher niemanden gesehen." Plötzlich fiel ihr ein, dass die alte Frau jeden Moment mit dem Latrineneimer wieder kommen musste. Sie schnappte nach Luft. „Sie wird gleich wie der kommen mit meiner ... mit dem Eimer. Sie sollten sich lieber verstecken."
Er kehrte um und huschte in den Nebenraum. Gleich darauf schon hörte sie die Schritte der alten Frau.
Nachdem diese gegangen war, tauchte Prinz Rafi sofort wieder auf. Er griff erneut nach seiner Feldflasche, schraubte sie auf und reichte sie Zara wortlos. Zum ersten Mal seit drei Tagen vermochte Zara ihren Durst zu stillen. Ihre Hand war nass, und, um keine Tropfen zu verschwenden, wischte sie sich damit über das staubige Gesicht. Das Wasser war unvergleichlich
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