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Wie Champagner in den Adern

Wie Champagner in den Adern

Titel: Wie Champagner in den Adern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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ls willen, die alte Frau! Zara blickte auf die Schaumstoffmatte. Sie war grau und bei dem schwachen Licht praktisch unsichtbar. Aber Zara hatte keine Ahnung, wie scharf die alte Frau sehen konnte. Hastig sprang sie auf und breitete die Decke so aus, dass nur noch ein Stück von der Matte frei blieb. Dann zog sie ihren Ring aus und versteckte ihn unter der Decke. Damit die alte Frau nichts von der Matte sehen konnte, setzte sie sich an das Ende, das unter der Decke hervorlugte.
    Doch die Warterei machte sie im Gegensatz zu sonst nervös. Sie musste die ganze Zeit an Prinz Rafi denken. Wo mochte er sein? Was würde geschehen, wenn er entdeckt worden war? Was würden sie mit ihm machen? Würde Jalal ihn erkennen? Angenommen, sie würden ihn umbringen, ehe sie merkten, wer er war.
    Was dann?
    Schließlich kam die alte Frau mit dem Wasser und etwas Essen. Zara beobachtete sie aufmerksam, um herauszufinden, ob irgendetwas geschehen war. Aber die Frau verhielt sich wie immer. Als sie mit dem entleerten Eimer zurückkam, gab Zara ihr ein Zeichen und legte den Kopf auf ihre Hände, um eine Schla fende nachzuahmen.
    „Bum! Bum!", machte sie dazu und gestikulierte mit den Händen, um eine Explosion anzudeuten.
    Gleichzeitig riss sie die Augen auf, um die Überraschung der Schlafenden zu zeigen.
    Die alte Frau nickte. „Bum!", stimmte sie zu und machte vor, wie sie selbst auch von dem Lärm aufgeschreckt worden war. Dann deutete sie an, wie die Menschen hin und her gelaufen waren und machte eine Bemerkung, die Zara nicht verstand.
    Ermuntert durch ihre Bereitschaft, sich Zara mitzuteilen, deutete Zara eine Erschießung an und hob fragend die Brauen. Die alte Frau schüttelte den Kopf. Es hatte keine Toten gegeben. Einige waren verletzt, aber nicht ernstlich. Zara hob beide Arme, wie bei einer Kapitulation. Wieder schüttelte die alte Frau den Kopf. Gefangene hatte es auch keine gegeben.
    Wirklich keine?
    Nein.
    Dann tat die Frau etwas sehr Bemerkenswertes. Sie streckte Zara beide Hände entgegen und schüttelte betrübt den Kopf. Dann murmelte sie etwas vor sich hin, dass selbst über die Sprachgrenzen hinweg verständlich war und nur „Armes Ding" bedeuten konnte.
    Also hielt die Frau Zaras Gefangennahme nicht für richtig. Zara zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen, was können wir armen Frauen schon ausrichten? Die Frau ahmte ihre Geste nach, und sie lächelten sich verständnisvoll an.
    „Warum lassen wir das zu?", fragte Zara in Englisch. „Warum lassen wir sie die Welt in dieser albernen, gewaltsamen Weise regieren? Peng! Peng!" Sie deutete mit ihren Fingern viele Waffen an und tat so, als schieße sie wild um sich.
    Die alte Frau schüttelte erneut resigniert den Kopf und sagte etwas in ihrer Sprache. „Krieg, immer Krieg! Nie Frieden!" Diesmal verstand Zara sie, da sie das Wort Salaamat kannte.
    Kurz nachdem die alte Frau gegangen war, kehrte Prinz Rafi zurück. Er pfiff leise, um sich anzukündigen und trat vom Nebenzimmer durch die Lücke in der Wand.
    Zara seufzte erleichtert. „Gott sei Dank! Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wo warst du?"
    Er lächelte sie so liebevoll an, dass sie ihm hätte in die Arme sinken können. „Hast du dir meinetwegen Sorgen gemacht, Geliebte?"
    Den Kosenamen konnte sie sich aus dem Mund eines anderen Mannes nicht vorstellen. Sie senkte ihren Blick und nickte.
    „Mach dir keine Sorgen. Ich bin in Sicherheit, weil es so sein muss. Nichts wird mich daran hindern, dich mitzunehmen, wenn es so weit ist. Hast du dir in meiner Abwesenheit einen Wunsch überlegt?"
    Zara hatte sich nur gewünscht, dass ihm nichts zustoßen möge. Das gestand sie ihm jedoch nicht. Er schüttelte missbilligend den Kopf, als ob er ihre Gedanken erraten hätte. „So lange du hier bist, solltest du dir etwas für dich wünschen. Was möchtest du?"
    Fast wollte sie glauben, er brächte alles Mögliche fertig, selbst hier im Lager des Feindes. „Ein Stück Seife und ein erfrischendes Bad", forderte sie. Fast glaubte sie, zwei seiner Tafelgefährten könnten mit einer marmornen Wanne auftauchen.
    „Dein Wunsch ist mir Befehl", verkündete der Prinz und verschwand durch den Spalt in der Wand.
    Gleich darauf war er mit einem großen Eimer Wasser wieder da. Er stellte ihn ab, huschte in den Nebenraum, und als er diesmal zurückkam, hatte er einen Waschlappen und ein Stück ...
    „Seife!", rief sie in heiserem Flüsterton. Rafi gab sie ihr, und Zara roch daran. Sie hatte einen zarten Duft nach Mandeln

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