Wie Champagner in den Adern
lernen."
„Oh, wo soll ich da anfangen?"
„Fang mit der Nacht an, in der dein Vater deine Mutter geliebt hat", schlug er leise vor. „Und berichte mir alles, was dazu geführt hat, dass du heute in meinen Armen liegst."
Zara lachte. Kein Mann hatte bisher ein so eingehendes Interesse an ihr gezeigt. Im Allgemeinen hatte sie erlebt, dass die meisten zwar höfliche Fragen stellten, dann aber vor allem über sich redeten. „Das würde ein Leben lang dauern."
„Das ist genau die Zeit, die wir haben", erklärte Rafi.
Darauf vermochte sie nichts zu erwidern. „Also, so weit ich weiß, haben meine Eltern ein paar Jahre zusammengelebt, bevor sie an Kinder gedacht haben."
„Wie heißen deine Eltern?", wollte er wissen.
Rafi war wirklich an Einzelheiten interessiert. „Meine Mutter heißt Maddy und mein Vater Brandon.
Sie hatten darüber gesprochen und sich entschieden, dass sie Kinder haben wollten. Meine Mutter hatte die Pille genommen und setzte sie einfach ab. Ein halbes Jahr haben sie darauf gewartet, dass ihr Zyklus sich normalisierte, die Tage gezählt und sich die Zeit der Fruchtbarkeit ausgerechnet. Es ließ sich nicht genau bestimmen, aber es ergab sich eine Spanne von fünf Tagen, in denen sie sich jeden Abend lieben mussten."
„Aber natürlich", unterbrach Prinz Rafi sie in einem Ton, als ob sich jedes Paar jeden Abend lieben würde.
„An jenem ersten Abend haben sie Champagner getrunken und bei Kerzenschein gegessen. Sie haben sich darüber unterhalten, wie sich ihr Leben verändern würde und sich schließlich innig geliebt. Doch hinterher, so hat meine Mutter mir erzählt, waren sie unsicher geworden und wussten nicht, ob sie wirklich schon so weit waren, dass sie Eltern sein konnten."
Rafi lachte leise.
„Deshalb haben sie sich vorgenommen, noch einmal gründlich darüber nachzudenken und lieber noch etwas zu warten."
„Wie menschlich die Überlegungen deiner Eltern klingen! Wie hast du es bei einem solchen Hindernis bloß geschafft?"
Sie schmunzelte. „Es war bereits zu spät. Ich war schon da."
„Großartig." Er rieb seine Nase an ihrem Hals. „Ich bin froh, dass du die Gelegenheit sofort genutzt hast. Was hätte ich sonst mit dem Rest meines Lebens angefangen?"
Seine Überzeugung, dass sie zusammengehörten, war unerschütterlich. Zara schwieg nachdenklich.
Rafi gab ihr einen neuen Anstoß. „Du warst also von Anfang an ein entschlossener Mensch."
„So hat meine Mutter das auch immer gesagt. Wenn ich als Kind schwierig war, meinte sie: ,Gib mir nicht die Schuld. Niemand hat dich gezwungen, auf die Welt zu kommen. Du wolltest das."
Er lachte laut auf. „Was für eine ungewöhnliche Frau deine Mutter sein muss. Maddy." Er wiederholte ihren Namen. „Ich freue mich schon, sie kennen zu lernen."
Seine Zuversicht, dass ihre jetzige Lage bald überstanden war, wirkte ansteckend auf Zara. Ihr wurde leichter ums Herz, und unwillkürlich amüsierte sie sich.
„Was ist denn?"
„Oh, ich habe mir gerade vorgestellt, was meine Mutter für ein Gesicht machen wird, wenn ich ihr sage, dass der Prinz von Ostbarakat sie kennen lernen will", erwiderte Zara.
„Du bist eine außergewöhnliche Frau. Deine Mutter hat das von Anfang an geahnt. Warum sollte es sie überraschen, dass sich ein Prinz in dich verliebt?"
Die Frage ließ sich nicht beantworten. Deshalb erkundigte sie sich, was er am Tag getan hätte.
„Ich habe nach dem Eingang zum Tunnel gesucht", erwiderte er.
Sie umklammerte ihn. „Du ... du hast danach gesucht? Wie denn?"
„Hab keine Angst um mich, Zara", beschwichtigte er sie. „Ich bin vom Glück begünstigt, das war immer so. Heute habe ich das Innere der Festung ausgekundschaftet. Ich suche nach unbenutzten Gängen. Inzwischen habe ich fünf oder sechs Räume gefunden, in die ich auf die gleiche Art gelange."
Er deutete auf den Spalt in der Mauer. Das Gebäude ist um einen großen Innenhof errichtet worden.
Die meisten Bewohner scheinen nicht in der Festung zu leben, sondern in eigenen kleinen Hütten im Innenhof. Ich bin sicher, dass der Eingang zum Tunnel nicht im Innenhof liegt, sondern entweder in den Ruinen oder außerhalb der Festung. Kannst du dich an irgendetwas erinnern, das uns einen Hinweis gäbe?"
Sie erinnerte sich an den Abstieg und an den Aufstieg, an die feuchte Luft... aber sie vermochte nicht zu sagen, wann sie Stimmen gehört und Licht gesehen hatte.
„Kurz nachdem wir herausgekommen waren, wurde ich vom Pferd gehoben. Ob der Tunnel
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