Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)
Knoblauchzehen gelb gebraten sind, diese wieder aus dem Öl herausnehmen. Die Tomaten in das Öl geben und in 15 Minuten bei leichter Hitze weich dünsten. In dieser Zeit reichlich Salzwasser zum Kochen bringen und die Spaghetti hineinschütten … In etwa 8–10 Minuten al dente kochen. Die gewaschenen, entgräteten und in Stückchen geschnittenen Sardellen sowie die entkernten Oliven und die Kapern an die Tomatensauce geben … Das ist wieder ein Pastagericht, zu dem kein Käse serviert wird. Spaghetti alla puttanesca oder alla marinara werden nach dem gleichen Rezept zubereitet, nur nimmt man schwarze Oliven dazu.«
Quelle: Rotraud Degner, So kocht Italien. Die besten Rezepte aus 19 Regionen Italiens und ihre Weine , Bonn 1973
Strammer Max
Ein Strammer Max ist einfach eine große Scheibe Mischbrot, belegt mit Schinken und Spiegelei, dazu gibt’s vielleicht noch eine Gewürzgurke. Das kriegen auch Kochverweigerer hin, ansonsten begegnet man dem Strammen Max in ländlichen Gaststätten und urigen Kneipen, als Imbiss zum Bier. Mit gekochtem Schinken wird das Brot auch »Stramme Luise« genannt, mit Salami «Strammer Moritz«, mit kaltem Braten »Strammer Otto« …
Das Rezept an sich ist wenig spektakulär, aber warum heißt ein belegtes Brot »strammer Max« und wer war Max? Nein, es war nicht der Erfinder dieser Stulle. Als »strammen Max« haben die Sachsen vor etwa hundert Jahren den männlichsten Körperteil bezeichnet, und zwar in paarungsbereitem Zustand. Und da Schinken und Ei dank viel Eiweiß gut für die männliche Potenz sein sollen, hat man das Brot dann auch so genannt, heißt es. Der Ursprung des Strammen Max wäre also in Sachsen oder im Berliner Raum zu suchen. Dort kennt man ja auch einen »Stolzen Heinrich«, das ist eine Bratwurst in Biersauce. Kleines Problem: Vor 1950 ist Strammer Max in gedruckter Literatur praktisch unauffindbar. Nicht mal in der vierten Auflage der Hotel-und Restaurationsküche von 1956 kommt er vor, obwohl es einen Abschnitt über belegte Schnitten gibt. Außerdem beansprucht man auch im Ruhrgebiet und im Rheinland die Urheberschaft am Strammen Max, und diese Region hielt der Sprachforscher Lutz Mackensen, der in dieser Frage als Niedersachse neutral ist, schon 1956 für die Heimat des Spiegelei-Brotes.
Mittlerweile ist Strammer Max ein gesamtdeutsches Phänomen, man bekommt ihn quasi überall; es gibt sogar Lokale, die so heißen. Den Vogel schießt wohl »Tante Alma« in Herdecke ab, die auf Hausmannskost setzt und mehr als dreißig verschiedene Stramme Maxe auf der Karte hat. Wenn die alte Volkskundler-Faustregel gilt, dass es am Ursprungsort eines Gerichts die meisten Varianten gibt, dann wäre Herdecke … Aber nach der Speisekarte von »Tante Alma« müssten hier dann auch Schnitzel und Pfannkuchen erfunden worden sein. Also wohl doch keine heiße Spur, eher gastronomischer Erfindergeist.
Es gibt aber eine andere Spur und die führt in die Niederlande. Dort isst man nämlich auch Brot mit Schinken und Spiegelei, nur heißt es dort nicht Strammer Max, sondern Uitsmijter , also auf Deutsch »Rausschmeißer«. Angeblich servierten das kleine Lokale früher ihren letzten Gästen anstelle einer warmen Mahlzeit, wenn der Koch kurz vor Feierabend den Herd nicht mehr anwerfen wollte. Und dieser Uitsmijter ist mindestens so alt wie unser Strammer Max. Englischsprachige Reiseführer erwähnen dieses belegte Brot schon in den 1950er Jahren, zum Beispiel All the best in Europe von Sydney Clark: »A delicious Ultra-dutch sandwich is the uitsmijter … It’s a slice of buttered bread, blanketed by roast beef or ham or veal or even shrimps, and topped, invariably, by two fried eggs.« (»Es ist eine Scheibe Butterbrot, belegt mit Roastbeef oder Schinken oder Kalbfleisch oder sogar Shrimps und stets bedeckt von zwei Spiegeleiern.«) Der Begriff Uitsmijter für ein Sandwich ist auf jeden Fall noch älter, denn ich habe ihn schon in einem Buch von Albert Jay Nock gefunden, das 1934 erschienen ist: »Ein uitsmijter, erklärte er uns, ist das Letzte, was man spät abends isst. Du kommst nach einem Theaterstück, Konzert, der Oper herein (in ein Lokal) und sitzt stundenlang bei tiefgründigen Gesprächen über einem Bier, Wurst aus den Ardennen und der ein oder anderen Kleinigkeit … und wenn der Café-Besitzer gerade dabei ist zu schließen und dich rauszuwerfen, krönst du den Abend mit einem uitsmijter und gehst.« Allerdings befand sich der Autor nicht in Holland, sondern
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