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Wie der Soldat das Grammofon repariert

Wie der Soldat das Grammofon repariert

Titel: Wie der Soldat das Grammofon repariert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasa Stanisic
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jemals wieder abzunehmen. Mit der Medaille bin ich ein Qualifizierter, und am nächsten Samstag sollen sich in Osijek an der Drau alle Qualifizierten treffen. Die besten Angler der Republik, sagte ein dicker, kleiner Mann, als er mir die Urkunde überreichte, woraufhin ihn Miki von ganz hinten im Publikum anschrie: eh, Fettsack, guck nicht so skeptisch!

    Miki ist – so nah am Wasser und mit einem Sieger verwandt – Feuer und Flamme. Er ist außer mir auch der Einzige in der Familie, der Ahnung vom Angeln hat. Heute durfte er nicht mitmachen, weil er neulich Čika Luka in die Drina geworfen hat, als der Onkels Angelschein sehen wollte. Miki bestreitet das: der blöde Schnüffler ist ausgerutscht und wenn ich nicht zufällig in der Nähe gewesen wäre, um ihn rauszuholen, hätte bald jemand einen ziemlich hässlichen Wels am Haken gehabt.
    Mit Brille und Schnurrbart, wie es sich gehört, ergänzte ich, als Miki unschuldig die Schultern hob. Ich war auf seiner Seite, denn Čika Luka mag weder Menschen noch Fische, noch sich selbst, durch ihn habe ich gelernt, was das Wort »frustriert« bedeutet.
    Ich habe heute wegen des Geheimnisses in meinem Futter gewonnen. Paniermehl mit Wasser angemischt, etwas Vanillezucker dazu, Leberwurststückchen plus das Geheimnis. Die Döbel flippten aus, nachdem ich angefüttert hatte, sie sprangen aus dem Wasser und schrien: aufhören!, so gut schmeckte ihnen die geheimnisvolle Mischung.
    Osijek muss ja gar nicht sein, versuche ich Mutter zu vertrösten, ihr habt ja wirklich nicht ahnen können, dass ich gewinne.
    Osijek ist nämlich ein Problem, niemand kann mich hinfahren, da niemand ahnen konnte, dass ich gewinne und deshalb alle schon Pläne gemacht haben. Sagt meine Mutter. Sie sagt nicht: weil in Kroatien geschossen wird. Sie sagt nicht: weil in Osijek ein Panzer ein rotes Auto zermalmt hat. Sie sagt nicht, dass deswegen das Finale längst abgesagt ist, falls da oben überhaupt noch jemand daran denken kann, Dinge abzusagen.
    Ich habe doch selbst Angst!
    Die Drei, meine Startnummer, steckt immer noch im Ufer, hier zog ich heute Mittag drei Stunden lang ein Moderlieschen nach dem anderen an Land, einige enthusiastische Döbel und sogar einen kleinen Huchen. Er entglitt mir, weil mich Onkel
Miki von hinten anschrie: was machst du denn da, Trottel, lass nicht los, spinnst du!
    Ich versichere mich, dass niemand zusieht, gehe in die Hocke und streiche mit dem Handrücken über die Wasseroberfläche. Wie hört sich dein Herzschlag an?
    Auch zu Hause lasse ich die Medaille um. Meine Mutter ruft in den Keller: Picasso, wir sind wieder da, komm mal hoch, hier gibt es was zu sehen.
    Onkel Miki wirft sich auf die Couch und schaltet den Fernseher ein. Der Kaffee wird aufgesetzt, mein Vater kommt pfeifend ins Wohnzimmer, reibt sich mit einem Tuch über die Hände.
    Du riechst nach Fisch, sagt er und will an mein Haar.
    Du riechst nach Azeton, sage ich und ducke mich.
    Er tippt die Medaille an. Nicht schlecht!
    Ja, sage ich, ganz gut, aber Vater sieht mich gar nicht mehr an, sondern die Füße seines Bruders auf der Couch. Er schiebt sie unsanft auf den Boden und setzt sich zu ihm.
    Kaffee und Platzregen. An Augustnachmittagen muss das so sein. Im Fernsehen kommt Osijek, sogar die Drau wird gezeigt. Vielleicht ganz schön, aber wenn um dich herum Häuser brennen, kannst du schlecht schön sein.
    Der Krieg wird ausgeschaltet, als Opa Slavko kommt und sich mir gegenüber setzt. Er sieht sich die Urkunde und die Medaille an. Ich habe es geahnt, sagt er, ach was, ich habe es gewusst.
    Niemand hat es ahnen können, Opa, wie willst du es gewusst haben?
    Opa hebt die Augenbrauen. Ich habe dich beobachtet, letzte Woche an der Brücke, gestern an der Mündung.
    Ich habe dich gar nicht bemerkt.
    Ich kann sehr leise gucken.
    Und wie konntest du sehen, dass ich gewinnen werde?
    Ich habe dir angesehen, dass du glücklich bist. Ich habe deinem Mund angesehen, dass er sich bewegt, dabei warst du allein.

    Ich musste ein Gedicht auswendig lernen.
    Ich glaube, du hast dich unterhalten.
    Opa, ich war allein.
    Opa Slavko beugt sich zu mir und flüstert: ich glaube, du warst nicht allein, ich glaube, der Fluss war auch da.
    Opa!
    Aleksandar!
    Wir lehnen uns beide zurück, fallen in die Lehne unserer Stühle wie zwei Boxer zwischen den Runden, nur dass Boxer einander selten anlachen. Opas Haar ist dicht und fest und an den Seiten ergraut, wie Vaters Haar und wie mein Haar in dreißig Jahren; er hängt die Daumen

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