Wie der Vater so der Tod
Alex Maloy zu niemandem, als er durchs Klassenzimmer schlendert. Ich bin noch nie so glücklich gewesen, ihn zu sehen. Ich glaube, ich habe ihn sogar angelächelt. Es entgeht mir keineswegs, wie toll er aussieht, wenn er sich nicht rasiert. Heute trägt er ein Notre-Dame-Footballshirt. Meistens hat er College-Footballshirts an. Obwohl ich nicht darauf achte.
»Hast du eine Entschuldigung?«, fragt Mr. Robertson rein aus Reflex. Ich bin sicher, dass Alex noch nie eine Entschuldigung vorweisen konnte.
»Brauche ich so was? Na schön, ich bringe Ihnen eine.«
»Setz dich einfach«, sagt Mr. Robertson. Gut so. Jeder weiß, dass Alex Maloy nicht zurückkehrt, wenn er den Raum verlässt. Früher hatte er keine Anwesenheitsprobleme, aber seit einer Weile legt er es wirklich darauf an, in dieser Hinsicht Schwierigkeiten zu kriegen. Letztes Jahr schien Alex wie wir alle zu sein: einigermaßen daran interessiert, die Hausaufgaben abzuliefern und versetzt zu werden. Jetzt kümmert ihn das alles nicht mehr, aber er wirkt dabei keineswegs deprimiert. Nein, Alex ist entspannt, zuversichtlich und freundlich zu allen. Man kann also gar nicht anders, als zu hoffen, dass nicht alles über ihm zusammenstürzt, wenn er es nicht auf ein gutes Football-College schafft.
Alex setzt sich auf den einzigen freien Platz, und der befindet sich zufälligerweise neben mir.
»Was liest du da?«, flüstert er, als Mr. Robertson eine Liste möglicher Themen durchgeht.
O mein Gott. Er hat mich doch nicht gerade angesprochen, oder? Meine Wangen glühen, und ich weiß, dass sie scharlachrot geworden sind. Ich gebe mich lässig und zeige ihm das Cover. Er hebt die Brauen, und sein Blick schweift zwischen dem Buch und mir hin und her. »Das hätte ich nicht gedacht«, sagt er leise. »Kann ich mal sehen?«
Ich reiche ihm das Buch.
Benimm dich ganz normal, Sara! Als würden Typen wie Alex Maloy jeden Tag mit dir reden.
Ich hole mein Handy hervor und überprüfe die SMS . Eine Mitteilung stammt von Zach – er fragt, welchen Film ich mir Sonntagnachmittag ansehen möchte. Meistens besuchen wir am Sonntag die Frühvorstellung. Das ist billiger, und ich komme aus dem Haus. Ich kann entweder so tun, als hätte ich die SMS nicht bekommen oder als wäre ich am Sonntag noch da. Auf keinen Fall kann ich Zach die Wahrheit sagen. Wenn er etwas weiß und mein Vater ihn fragt … Dann zeigt es sich in seinen Augen. Zach kann nicht lügen. Und ich weiß, dass mein Vater ihn fragen wird, wenn wir heute Abend nicht nach Hause kommen, denn was Durchblick betrifft, ist Dad echt auf Draht.
WIR ENTSCHEIDEN, WENN WIR DA SIND , simse ich. ISS MITTAG OM .
Eine Minute später habe ich Zachs Antwort. WARUM ??
Ich schalte das Handy aus.
Alex gibt mir das Buch zurück. »Hast du Sie gelesen?«, flüstert er.
Da bin ich überrascht. Na, so was. Vielleicht muss ich das Klischee vom Footballspieler ein bisschen zurechtrücken. Ich sehe zu Mr. Robertson hinüber und versuche zu sprechen, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Nein. Das ist ein anderer Stephen King, nicht wahr?«
»Ja, ich kann ihn dir leihen. Bin fast durch.«
Einverstanden, wenn du es schaffst, in den nächsten zehn Minuten fertig zu werden, und wenn es dir nichts ausmacht, das Buch nie zurückzubekommen , denke ich. »Klar, danke«, sage ich.
Als es läutet, bin ich sofort auf den Beinen und laufe zur Tür. Wie alle anderen. Ich habe den Drang, alle beiseitezustoßen, beherrsche mich aber und warte wie immer, bis ich an der Reihe bin. Die Treppe hinunter nehme ich zwei Stufen auf einmal und bin einen Moment später draußen und halb über die Straße, ohne nach rechts und links zu sehen. In Scottsfield gibt es praktisch keinen Verkehr. Ampeln hat der Ort nicht, nur eine blinkende Lampe an der Kreuzung Main Street und Scott Street. Sie blinkt gelb auf der Main (langsamer fahren, Sie könnten tatsächlich ein anderes Auto sehen) und rot auf der Scott. Alle Geschäfte in Scottsfield, insgesamt acht, befinden sich in der Scott Street, auf einer Länge von etwa zwei Häuserblocks. Wir wohnen seit sechs Jahren in Scottsfield, und es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Noch vor unserem Umzug aus Philadelphia haben wir hier jeweils eine Woche im Sommer verbracht, und natürlich Weihnachten, denn meine Großeltern (väterlicherseits) lebten hier.
Ich gehe zum Dairy Dream . Zusammen mit den anderen. Wir gehen alle dorthin oder zu Lucy’s , dem einzigen Restaurant in Scottsfield. Unser Campus ist offen, was
Weitere Kostenlose Bücher