Wie der Vater so der Tod
ist ein Rollkragenpulli.«
Mom: »Darin hättest du es warm.«
Ich: »Darin hätte ich das Gefühl zu ersticken.« Übersetzung: Mit dem Ding bekäme ich keine Dates mehr.
Ich (noch einmal): »Sieh dir dieses lila Teil an.«
Mom: [Verzieht das Gesicht.] Übersetzung: Das zeigt zu viel von deinen Möpsen.
Ich: [Drehe meinen Pferdeschwanz.] Genau. »Ich kann den Rollkragenpulli darunter tragen. Im Lagenlook.« Und wenn ich in der Schule bin, kann ich den Pulli auf der Toilette ausziehen.
Mom: [Großes Lächeln.] »Wunderbar!«
Ich habe diese seltsamen Gedanken, zum Beispiel: Wenn ich den Rollkragenpulli anziehe, merkt es meine Mutter vielleicht und kommt mich holen.
Ich habe den Pulli halb vom Bügel, als ich zögere. Nein, ich will nicht dem Aberglauben verfallen. Meine Mutter findet ein neues Zuhause für uns. Sie wird so bald wie möglich zurückkehren. Es gibt keine Tricks, mit denen ich sie früher zurückholen kann. Und in der Zwischenzeit … Das violette Teil hätte Alex zweifellos besser gefallen. Ich streife es über, nachdem ich das Preisschild entfernt habe.
Unten in der Küche isst mein Vater seine Zerealien und liest ein Buch mit dem Titel Überleben in Alaska . Dad mag abenteuerliche Geschichten aus der Wildnis. Ich gebe vor, The Catcher in the Rye [1] für den Englischunterricht zu lesen. Der Roman steht schon seit einer ganzen Weile auf meiner Leseliste. Heute komme ich bis zur Seite mit der Widmung, gebe auf, blättere zu einer beliebigen Seite und gebe mich Tagträumen hin.
Na schön, ich denke an Alex. Ich denke daran, wie er Mitteilungen für mich schreibt, mit mir Eis isst und mich im Wohnzimmer küsst. Hauptsächlich denke ich ans Küssen im Wohnzimmer.
Plötzlich erhebt mein Vater die Stimme. »Er hätte abnehmen sollen. Zehn Pfund scheinen nicht viel zu sein, aber sie können sich schnell in zehn Kilo verwandeln.«
Nicht schon wieder. Mein Vater sieht mich an und erwartet von mir Absolution für die Worte, die er zu Matt in der Woche vor dessen Tod gesagt hat.
Nein, lass dich nicht darauf ein! Sag ihm nicht, dass seine Worte okay waren! Aber ich bin nicht stark genug, um auf meine innere Stimme zu hören. Ich blinzle schnell, damit ich nicht weine. »Ja, er hätte abnehmen sollen.« Ich stehe auf. »Ich möchte den Bus nicht verpassen.« Ich werfe meinen Teller mit den Haferflocken nicht gegen die Wand, aber ich hätte es gern getan.
In der Englischstunde hören wir den Film in der Klasse nebenan durch die Wand. Er ist auf Spanisch. Bei der Auswahl der Fächer für die achte Klasse habe ich meinen Vater gefragt, ob ich Spanisch nehmen sollte. Seine Antwort lautete: »Auf keinen Fall.« Ich schätze, er war noch immer empfindlich wegen der Sache in Philly – wenn er ein bisschen Spanisch gekonnt hätte, wäre vermutlich nicht auf seinen Partner und ihn geschossen worden. Im Krankenhaus hörte ich einige Polizisten darüber sprechen, dass ein Gangster einem anderen auf Spanisch gesagt hatte, die Pistole liege unter der Matratze. Außerdem gab es Gerüchte über Ermittlungen durch die Abteilung für Innere Angelegenheiten. Da ich diejenige bin, die nie Schwierigkeiten machen will, ließ ich die Idee mit Spanisch sofort fallen. Bei Matt kam es zur gegenteiligen Reaktion. Er fügte Spanisch seinen Fächern fürs nächste Jahr hinzu.
»Beginnt mit dem freien Schreibthema!«, sagt Mrs. Monroe. Ich schüttle den Kopf, kehre ins Hier und Heute zurück und nehme meinen Kugelschreiber. Dann lange ich in den Rucksack und finde eine Ritz-Bits-Packung, eingequetscht unter dem Geschichtsbuch. Ich reiße sie an der einen Seite auf, ohne dass es zu laut wird, und stecke mir einige Cracker in den Mund. Dann stütze ich den Kugelschreiber an die Wange und gebe mich nachdenklich, weil ich nicht mit dem Schreiben anfangen will. Ich seufze. Als Mrs. Monroe in meine Richtung sieht, höre ich auf zu kauen und werfe einen Blick auf die Tafel. Das heutige Thema lautet Campen .
Ich möchte die Hand heben und fragen, wieso wir übers Campen schreiben sollen, obwohl wir doch gerade über Ferien geschrieben haben, aber Rachel kommt mir zuvor. Mrs. Monroe schüttelt nur den Kopf. »Pscht!«, raunt sie.
Ich hasse das Campen. Jedes andere Thema wäre mir lieber, meinetwegen auch über Spinnen. Wie damals, als ich sechs war und während des Abendessens draußen saß, weil ich mich wegen der Spinne in der Nähe des Knaufs nicht traute, die Tür zu öffnen – mein Vater wollte sie nicht wegschnipsen und ließ
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