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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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am Ende der Zufahrt sitzen sieht, aber deswegen hätte ich mir keine Sorgen machen müssen, denn es fährt kein einziger Wagen vorbei.
    Als ich Zachs Scheinwerfer sehe, stehe ich auf, schwanke ein wenig und weiche zurück, damit er nicht Angst haben muss, mich zu überfahren. Er biegt auf die Zufahrt ein und hält an.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du zu der Party gehst. Alex scheint dir wirklich zu gefallen.« Zach weiß, dass ich ein ebensolcher Nerd bin wie er. Leute wie wir besuchen keine Partys in Nick Russells Haus. Partys ohne Eltern und ohne Regeln. Leute wie wir gehen zur Bowlingbahn und trinken Limo.
    »Er ist viel intellektueller, als du glaubst. Er mag Geometrie. Äh, Zach, kannst du bitte anhalten?«
    Er fährt weiter.
    »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    Die Bremsen quietschen. Ich drehe das Fenster herunter und strecke den Kopf hinaus.
    »Entschuldige. Ich fürchte, es ist etwas an die Tür gekommen.«
    Zach rollt mit den Augen. »Was ist mit dem Traumprinzen passiert?«
    »Ein kleines Missverständnis«, sage ich. »Hast du ein Kaugummi?«
    »Im Handschuhfach.«
    Als Zach auf unserer Zufahrt hält, ist das Haus dunkel.
    »Soll ich mitkommen?«
    »Nein, danke. Dad ist vermutlich im Jack’s . Es ist noch recht früh.« Es sei denn, er sitzt wieder im Dunkeln.
    Ich gehe ins Haus, schalte das Licht in der Küche ein und sehe in der Garage nach. Kein Truck. Um ganz sicherzugehen, werfe ich einen Blick in alle Zimmer. Nichts. Mein Vater ist nicht da. Ich bin sowohl erleichtert als auch zu Tode erschrocken.

    2 SADD: Students Against Destructive Decisions. Ein Club, der Schülern und Studenten hilft, die in Schwierigkeiten geraten sind.

10
Sonntag
    Als ich am Sonntagmorgen aufwache, erkenne ich als Erstes Alex’ Blumen. Himmel, was habe ich getan? Warum habe ich ihn zurückgewiesen? Und nun glaubt er, ich bin in Zach verliebt. Warum habe ich ihm nicht die Wahrheit gesagt? Versuche ich, ihn zu schützen oder mein Herz?
    Was auch immer der Grund sein mag, es ist wahrscheinlich besser so. Jede Sekunde, die ich mit Alex verbringe, ist eine Sekunde, in der ich nicht nach meiner Mutter suche.
    Mir klopft das Herz. Denk nach. Die Blumen. Lass die Blumen verschwinden. Dad darf nichts von Alex erfahren. Er hält mich bestimmt für schwach genug, dass ich Alex von Moms und meinem Vorhaben erzähle. Er würde versuchen, eine Antwort aus ihm herauszuquetschen.
    Ich betrachte die Rosen und kehre in Gedanken zu den glücklichen Momenten des vergangenen Abends zurück. Zum Tanz, zum Lachen und zu den Küssen.
    Früher war unser Haus voller Blumen. Meine Mutter besitzt Dutzende von Vasen, und vor Matts Tod hat sie manchmal alle gefüllt und überall im Haus aufgestellt. Ich versuche, mich daran zu erinnern, woher die Vase mit Alex’ Rosen stammt. Von den Niagarafällen? Oder Colorado? Um es genau zu wissen, müsste ich einen Blick ins Logbuch werfen.
    Das Logbuch! Plötzlich sitze ich aufrecht im Bett.
    Mein Vater führt ein Logbuch, eine datumsorientierte Aufzeichnung von Ereignissen. Eigentlich ist es ein Tagebuch ohne emotionale Komponente – oder zumindest ohne Gefühle, die er mit Mom und mir teilt. Er bezieht sich darauf, wenn jemand Fragen stellt wie: Wer weiß noch, was wir im Colorado-Urlaub gemacht haben? Dann holt er das Logbuch und liest uns daraus vor: Im Wald am Fluss gezeltet. Am Morgen geritten. Mittagessen vom Fremdenführer zubereitet. Karten für Panoramazug am nächsten Tag gekauft.
    Es gibt nicht nur ein Logbuch, sondern mehrere: Ringbücher, eins für jedes Jahr. Sie liegen alle in einer Truhe im Keller, in Dads Eisenbahnzimmer. Alle bis auf das Ringbuch für dieses Jahr. Jenes Exemplar bewahrt mein Vater für seine täglichen Einträge im Büro des Eisenwarenladens auf. Wenn er wirklich glaubt, dass meine Mutter an einem Fortbildungskurs teilnimmt, dann hat er es in seinem Logbuch notiert. Und wenn er weiß, dass es nicht stimmt … In seinem eigenen Tagebuch würde er sich doch nicht belügen, oder?
    »Matt! Sara! Aufwachen!« Dads Stimme hallt durch den Flur.
    Ich schnappe mir die Vase, schiebe sie unters Bett und höre dabei ein Pochen. Solange kein Wasser herausfließt und Dad es entdeckt …
    »Was war das?« Mein Vater reißt die Tür auf. Er ist bereits angezogen.
    Ich lasse mir rasch etwas einfallen. »Ich habe ein Buch vom Nachtschränkchen gestoßen.« Kann er die Rosen riechen?
    »Welches?«
    »Dieses hier.« Ich hebe The Catcher in the Rye auf.
    »Hast du das nicht die ganze

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