Wie der Vater so der Tod
Woche gelesen?«
Ich schlucke. »Ich bin dabei, es noch einmal zu lesen. Montag haben wir eine Prüfung.«
»Warum zum Teufel hast du immer noch diesen Zausel hier?« Er reißt Sam vom Fußende meines Betts.
Ich strecke die Hand danach aus.
»Sieht jämmerlich aus.« Er klemmt sich Sam unter den Arm. »Sag Matt, dass er die Büsche stutzen soll. Ich fahre zur Arbeit.«
»Bitte … gib ihn mir!« Ich brauche Sam. Ohne ihn kann ich nicht einschlafen.
»Du bist sechzehn Jahre alt. Werd endlich erwachsen!« Er marschiert in den Flur. »Vergiss nicht, einen neuen Beutel in den Abfalleimer zu legen.« Und so ist Sam unterwegs zum Müllbehälter beim Eisenwarenladen, in den mein Vater unseren Abfall wirft. Mein Bauch fühlt sich plötzlich ganz hohl an.
Draußen hat Vater die elektrische Heckenschere auf die Veranda gelegt. Eigentlich macht es mir nichts aus, die Büsche zu stutzen – wenn nicht dieses Mom, wo bist du, Mom, wo bist du, Mom, wo bist du? in meinem Kopf wäre. Bisher hat mir Sam abends Gesellschaft geleistet, aber nun habe ich nicht einmal mehr ihn. Warum brauche ich mit sechzehn einen Plüschhund? Ich habe Sam mit fünf zu Weihnachten bekommen. Ein letztes Geschenk lag unter dem Baum.
»Dies ist für dich, Sara«, sagte meine Mutter. Sie überreichte mir einen schlichten weißen Karton mit einer blauen Schleife. Ich öffnete ihn rasch, langte hinein und holte einen entzückenden Plüschhund hervor. Glücklich nahm ich ihn in die Arme und gab ihm einen dicken Kuss auf die Schnauze.
»Er ist wunderschön! Danke, Mom!« Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
»Dank nicht mir, sondern deinem Vater. Er hat ihn ausgesucht.«
Schon damals wusste ich, dass meine Mutter den größten Teil der Einkäufe erledigte. Dass Dad den Hund ausgesucht hatte, machte ihn umso mehr zu etwas Besonderem. Ich lief zu meinem Vater und sprang ihm auf den Schoß. »Er ist toll!«, rief ich.
Er lachte und zauste mir das Haar. »Es war eine lange und schwierige Suche, aber als ich ihn entdeckte, wusste ich, dass er für dich bestimmt ist, Engel. Wie willst du ihn nennen?«, fragte er.
»Ich weiß nicht. Was meinst du?«
»Sam«, sagte Dad. »Ich glaube, er sieht wie ein Sam aus.«
»Stimmt! Hallo, Sam!« Ich tätschelte Sams Kopf und kuschelte mich an Dad.
Später, wenn mein Vater einen von uns verletzte, erinnerte ich mich an jenen Tag und dachte daran, wie er einst gewesen war. Ich wollte glauben, dass er wieder so werden könnte.
Irgendwann zwischen letzten Dienstag und heute habe ich aufgehört, daran zu glauben.
Chester grast in der Nähe des Zauns, während ich die Büsche stutze. Gelegentlich hebe ich den Kopf und beobachte ihn. Er bewegt sich kaum, und wenn, dann lahmt er stark.
Ich gehe ins Haus und rufe Mrs. Harper an, die Frau mit dem Pferdestall.
»Hallo, ich bin Sara Peters. Mein Bruder und ich sind manchmal zum Reiten zu Ihnen gekommen. Vor Kurzem sind wir uns in der Bibliothek begegnet.«
»Ja, natürlich. Sara. Worum geht’s?«
»Die Sache ist, ich kenne jemanden, der … Da ist dieses Pferd, das …« Ich seufze. »Es ist eine lange Geschichte, aber es gibt da jemanden, der ein altes Pferd hat, an dem er eigentlich gar nicht mehr interessiert ist. Ich hatte gehofft, dass Sie vielleicht jemanden kennen, der sich darum kümmern könnte. Ich meine jemanden, der nicht in der Klebstoffindustrie arbeitet. Und dieser Jemand sollte bald vorbeikommen, denn das Pferd lahmt arg. Seinem Besitzer ist das anscheinend völlig gleichgültig.« Ich beschreibe Chesters Zustand.
»Hmm. Mal sehen, was ich tun kann. Wie wär’s, wenn ich mich ein wenig umhöre und dann zurückrufe?«
Ich habe gerade aufgelegt, als Keith Urban von meinem Handy singt. Für mein nächstes Telefon muss ich mir einen neuen Klingelton besorgen, denn ich werde dieses Lied nie wieder hören können, ohne dabei an Alex zu denken.
»Hi, Alex«, sage ich leise.
»Es ist mir gleich, ob du sauer auf mich bist oder nicht. Ich komme rüber zu dir.« Seine Stimme ist sanft und bittend. Lieber, süßer Alex. Himmel, ich liebe ihn.
»Jetzt ist nicht unbedingt der geeignete Zeitpunkt. Ich gehe gerade aus dem Haus.« Ich versuche, sachlich zu klingen. Meine Stimme vibriert.
»Wohin willst du?«
Ich zögere. Jetzt ist es so weit. Entweder erzähle ich Alex alles, oder ich lasse ihn los. »Ich gehe ins Kino. Mit Zach.« Ich sage es mit meiner kalten Stimme. Mit einer Stimme, die fast wie die meines Vaters klingt.
»Zach. Er schon wieder.« Ich
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