Wie deutsch ist das denn?!
des 17. Jahrhunderts erstmals kôe-chiap oder kê-tsiap erwähnt wird– eine Soße aus vergorenem Fisch, ähnlich der in Vietnam verbreiteten Spielart nu ó c-m ă ΄ m. Im frühen 18. Jahrhundert jedenfalls entdeckten britische Reisende diese Spezialität, nanntensie Catchup und brachten sie nach Europa mit, wo sie bald eifrig nachgeahmt wurde.
Das erste Rezept für englischen Catchup findet sich 1727 in einem Ratgeber für Hausfrauen: Man nehme Sardellen, Schalotten, Weißweinessig, Weißwein und füge diverse Gewürze hinzu. Das Ergebnis, definiert als » High East-India Sauce « , wurde schnell populär und zog eine ganze Reihe unterschiedlicher Rezeptvarianten nach sich.Ab Mitte des 18. Jahrhunderts gab es Catchup in England auch als Fertigsoße zu kaufen. Wohlgemerkt: noch ohne Tomaten.
Britische Auswanderer machten den Ketchup schließlich auch in den USA bekannt. Wer dort wann das erste Rezept auf Basis pürierter Tomaten vorstellte, ist nicht einwandfrei geklärt– wahrscheinlich aber war es der Gastronom Richard Briggs in seinem 1792 erschienenen Kochbuch The new art of cookery. Jedenfalls erfreute sich die so angereicherte Form des Ketchups– bald auch in ebendieser Schreibweise– in Nordamerika rasant wachsender Beliebtheit, und zwar lange vor den Tomaten selbst (die, als reine Früchte genossen, vielfach als giftig galten). Endgültig zum Millionenseller wurde die rote Pampe in den 1880er-Jahren, als sie der legendäre Henry John Heinz aus Pittsburgh in die Produktpalette seiner Lebensmittelfirma aufnahm. Mit den amerikanischen Besatzern kam diese Spezialität 1945 dann auch nach Deutschland und setzte hier ihren Siegeszug fort.
Der Curry, den Herta Heuwer ihrer Spezialsoße beigab, wurde ebenfalls zuerst von Briten nach Europa eingeführt. Er hat seine Ursprünge in Südindien, Sri Lanka, Bangladesch und Pakistan und schreibt sich im Original kari – was eigentlich nicht das Gewürz meint, sondern die so gewürzten Gerichte: kari bedeutet in der tamilischen Sprache so viel wie Soße, Suppe oder Eintopf. Die gleichlautende Gewürzmischung Curry (oder Körri, wie es Amerikaner und Deutsche aussprechen) ist eher eine vereinfachte Version der indischen Masalas, die als Sammelbegriff eine ganze Reihe verschiedener Gewürzzubereitungen für Curry-Gerichte bezeichnen.
Zu kompliziert und exotisch? So empfanden es die englischen Kolonialherren des 18. Jahrhunderts auch, weshalb sie– abgeleitetaus dem südindischenSambarpulver– eine eigene Currymischung zusammenstellten, die den europäischen Geschmack eher traf. Heraus kam das klassische ockergelbe Pulver, wie wir es heute kennen. Im Zweiten Weltkrieg gehörte dieser Curry Powder übrigens zur Standardverpflegung der britischen Armee, sonst wäre Herta Heuwer wohl nie an die wichtigste Zutat ihrer » Chillup « -Sauce gekommen.
Die Worcestershire-Soße wiederum ist eine echt englische Erfindung, die seit 1837 von der Firma Lea & Perrins in Worcester hergestellt wird. Sie besteht unter anderem aus Essig, Sojabohnen, Sardellen, Salz, Zwiebeln und Knoblauch– hat also weit mehr mit dem ursprünglichen englischen Catchup zu tun als die gewürzte Tomatensoße, die man heute als Ketchup bezeichnet. Was darauf hindeutet, dass auch John Lea und William Perrins durch koloniale Einflüsse aus Fernost zu ihrem Rezept inspiriert wurden. Verschiedene Legenden, die das nahelegen, kursieren jedenfalls. Was wäre die Currywurst also ohne die Briten und ihr Empire!
Und welche Sättigungsbeilage vertilgen wir vorzugsweise zu unserer nationalen » Technicolor-Wurst « ? Selbstverständlich Pommes frites. Wie schon der Name sagt, ebenfalls nichts Deutsches, sondern– ja, hier streiten sich die Gelehrten. Sicher ist nur, dass die Kartoffel ihren Ursprung in Südamerika hat. Aber wer kam auf die Idee, sie zu zerschnippeln und in siedendem Fett zu garen? Der belgische Historiker Jo Gérard behauptet, Fischer an der Maas hätten die frittierten Kartoffelstäbchen erstmals um 1680 als Bratfisch-Ersatz zubereitet, um bei zugefrorenem Fluss im Winter wenigstens etwas Fischähnliches zu haben. Die Franzosen wiederum bestehen darauf, dass die Pommes frites 1789 während der Französischen Revolution in Paris erfunden wurden.
Wie gut, dass wenigstens die Schöpferin der Currywurst unumstritten ist. Und deshalb konnte man am ersten Standort ihrer Bude in der Kantstraße 101 im Jahr 2003 guten Gewissens eine Gedenktafel zu Ehren von Herta Heuwer enthüllen. Seit
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