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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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August 2009 gibt es in Berlin gar ein Deutsches Currywurst-Museum, zu dessen Attraktionen unter anderem ein Sofa in Wurstform und ein Imbissbuden-Fotostand gehören. An der Decke zeigt ein » Currywurst-Ticker « an, in welchen Stückzahlen sich die Deutschen ihren Fastfood-Favoriten Jahr für Jahr einverleiben: Hochgerechnet sind es 850 Millionen.
    Abschließend darf man aber wohl feststellen: Die Currywurst, wiewohl sie fast nur in Deutschland gegessen wird, ist eine echte Weltbürgerin. Mittelamerika, Indonesien, Südindien, Großbritannien, die USA und wahlweise noch Belgien oder Frankreich haben zu ihr beigetragen– könnte ein simpler Imbiss internationaler sein?
    [4] Süddeutsche Zeitung vom 18.7.2012.
    [5] Quelle: Goethe-Institut.
    [6] Quelle: B.Z.

Dackel
    Hot Dog à la mode
    Wenn eine Nation auf den Hund kommt, ist das normalerweise bedauerlich. Bei Deutschland und dem Dackel aber kann davon keine Rede sein: Das wurstförmige Etwas mit seinen vier Stummelchen zur Fortbewegung gehört nicht nur zu den deutschen Lieblingshaustieren, sondern genießt quasi den Status eines Nationalhundes und erfreut sich auch im Ausland größter Sympathie. So eng scheint Waldi mit unserem Land verbunden, dass er 1972 sogar zum offiziellen Maskottchen der Olympischen Spiele in München gekürt wurde. Aber hallo: Soll der etwa kein echter Deutscher sein?
    Doch, in der Tat– als Züchtung ist er es, jedenfalls soweit es die Neuzeit betrifft. Seinen Aufstieg zum Nationalsymbol verdankt er allerdings indirekt wohl eher einem Österreicher, denn eigentlich belegt der Deutsche Schäferhund hierzulande seit gefühlten Ewigkeiten Platz eins der populärsten Hunderassen, während der Dackel, obwohl die ältere Züchtung, ihm– je nach Zeitgeist und Mode– meistens hinterherwackelt. Aber wir erinnern uns: Da gab es mal einen Schäferhund namens Blondi, und dessen Herrchen ist nicht unbedingt geeignet, diese Rasse zum internationalen Sympathieträger zu machen. So musste als Modehund der frühen Siebzigerjahre fast zwangsläufig der Dackel herhalten. Und das, obwohl er gar nicht so lieb ist, wie er aussieht: Tatsächlich führt er weit vor dem Schäferhund die Statistik der bissigsten Hunderassen an.
    Die Idee zum Olympia-Waldi stammte übrigens vom damaligen NOK -Präsidenten Willi Daume, selber Besitzer eines Dackels, und dessen Rechnung ging auf: Die bunt gestreifte Dackelfigur löste seinerzeit einen derartigen Dackel-Hype aus, dass uns alle Welt spontan mit dem niedlichen kleinen Hund in Verbindung brachte. Der buchstäbliche Höhepunkt findet sich in einem Bericht des Spiegel vom Januar 1972: » Bayerische Bergsteiger, die im Frühjahr 1970 die offizielle OK -Einladung ins südamerikanische Ecuador bringen durften, deponierten ihn– in Holz– auf einem bis dahin unbezwungenen Andengipfel. « [7] So mussteselbst dem letzten Kondor klar werden: Dackel gleich Deutschland.
    Tatsächlich gehen alle heutigen Dackelvarianten auf deutsche Zuchtbemühungen zurück. Allerdings waren wir nicht die Ersten, die sich solche Haustiere bastelten. Ähnliche Zwerghunde– schlanker und langer Körper, kurze Beine– haben den Menschen wohl in aller Welt schon vor Jahrtausenden als Jagdhelfer gedient. Entsprechende Darstellungen finden sich zum Beispiel auf Wandgemälden in altägyptischen Tempeln; erst vor Kurzem entdeckten Archäologen in einem Urnengrab sogar einen mumifizierten Vorläufer des Dackels. Skelettüberreste, die auf dackelähnliche Hunde schließen lassen, wurden auch in römischen Siedlungen in Deutschland exhumiert. Außerdem fand man Abbildungen solcher Kurzbeiner auf Gips- und Steinabdrücken im vorkolumbianischen Peru und Mexiko, in Griechenland und in China.
    In Deutschland gibt es vergleichbare Züchtungen– sogenannte » kurzläufige Jagdhunde « – wahrscheinlich seit dem Mittelalter. Ursprünglich waren es reine Nutzhunde für die Dachs-, Fuchs- und Kaninchenjagd. Ihre schmalen, länglichen Körper und kurzen Beine ermöglichen es ihnen, in unterirdische Bauten zu robben, die Bewohner herauszuscheuchen und sie so dem Jäger direkt vor die Armbrust oder Flinte zu treiben. Die Definition von Rassen, die speziell für diese Zwecke gezüchtet und abgerichtet wurden, findet sich erstmals in einem Hundebuch von 1560.
    Der » Urvater « des Dackels, wie wir ihn heute kennen, entstand im frühen 18. Jahrhundert aus Kreuzungen verschiedener solcher Hunderassen. Im Lauf der Zeit wurde dieser noch relativ große » Dachshund «

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