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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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weitergezüchtet, was zu den verschiedenen kleineren Spielarten von Kurz-, Lang- und Rauhaardackeln führte. Der Name » Dachs « kommt übrigens wahrscheinlich vom altindischen táksan, was so viel wie » Zimmermann « bedeutet, und würde sich somit auf das kunstfertige Anlegen unterirdischer Bauten beziehen.
    » Dachshund « ist noch heute die offizielle Bezeichnung, unter welcher der Dackel beim internationalen Hundezüchter-Dachverband Fédération Cynologique Internationale ( FCI ) geführt wird. Im Deutschen mutierte das Wort während des 18. Jahrhunderts zu den Kurzformen Dächsel und Teckel – Letztere noch immer ein gängiger Begriff in der Jägersprache. Die Kurzform » Dackel « ist erst seit Ende des 19. Jahrhunderts belegt.
    Aber nicht nur sprachlich, sondern erst recht genetisch ist der deutsche Dackel eine überraschend bunte Mixtur. Was im Verlauf der Züchtungen alles eingekreuzt wurde, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit nachvollziehen– Hundeexperten vermuten, dass unter anderem folgende Rassen ihr Erbgut zu den heutigen Dackel-Genen beigesteuert haben:
    Terrier. – Der Name wurde aus dem Englischen ins Deutsche übernommen und leitet sich vom lateinischen terrarius ab, was so viel wie » Erdhund « bedeutet. Man darf also annehmen, dass Terrier– wie Dackel– ursprünglich für die unterirdische Jagd auf Dachse, Füchse und Kaninchen eingesetzt wurden.
    Spaniel. – Die Rasse ist aus England importiert, das Wort dagegen vom Altfranzösischen espagneul abgeleitet und dieses wiederum von español. Es bezeichnet also einen » spanischen Hund « . Spaniel wurden zu ähnlichen Zwecken gezüchtet und eingesetzt wie Terrier. Ihre ursprüngliche Heimat vermutet man in Asien.
    Pinscher. – Ebenfalls eine Rasse aus England, deren Name die eingedeutschte Schreibweise von pincher darstellt. To pinch bedeutet im Englischen » packen « oder » zufassen « . Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm interpretiert die Vokabel jedoch anders: Demnach sind Pinscher Hunde, » denen gewöhnlich in der jugend schwanz und ohren gestutzt werden (engl. pinch, franz. pincer abkneifen, stutzen, woher der Name) « .
    English Pointer. – Die britische Züchtung, bei der auch französische und weitere britische Rassen mit eingekreuzt wurden, ist ursprünglich wohl in Spanien beheimatet. Der Name soll eine Verballhornung des spanischen perro de punta ( » Vorstehhund « ) sein.
    Basset. – Die ersten Exemplare dieser Rasse gelangten möglicherweise schon im 16. Jahrhundert von Frankreich nach England und wurden dort ab dem 19. Jahrhundert systematisch weitergezüchtet. Der englische Name basset ist vom französischen bas ( » niedrig « ) abgeleitet.
    Diese multikulturelle Ahnenreihe zeigt: Einerseits ist der Dackel zwar ein Deutscher, andererseits kann man ihm aber auch einen beachtlichen Migrationshintergrund bescheinigen– ganz im Gegensatz übrigens zum Deutschen Schäferhund. Ein solcher Weltbürger unter den Hunden steht uns als internationales Maskottchen tatsächlich nicht schlecht zu Gesicht.
    [7] Der Spiegel, 24.1.1972.

Deutsche Eiche
    Buchen sollt ihr suchen
    Wie ihr zu dem Wahn gekommen,
    Deutsche, daß für euern Baum
    Ihr die Eich’ habt angenommen,
    Zu begreifen weiß ich’s kaum.
    Eine perfekte Einleitung, die uns der Dichter Friedrich Rückert (1788 – 1866) da liefert! Zwar meinte er mit diesen Zeilen eher das Aussehen der Eiche, die er als » verkrüppelt « bezeichnet und somit nicht zum deutschen Wesen passend– aber so recht begreiflich ist der Rang der Eiche als deutsches Quasi-Nationalsymbol auch aus anderen Gründen nicht.
    Dass in unserem Land tatsächlich ein ziemlicher Eichenwahn herrscht, zeigt schon die Zahl der Suchmaschinen-Treffer: Unter dem Stichwort » Deutsche Eiche « listet Google fast eine halbe Million Seiten auf, geradezu ein Kantersieg im Vergleich zu anderen hierzulande wachsenden Bäumen. » Deutsche Buche « erreicht nicht mal ein Zehntel dieser Menge, » Deutsche Birke « kommt auf rund 1700 Treffer, » Deutsche Linde « gar nur auf 1200– und selbst diese Ergebnisse beziehen sich größtenteils gar nicht auf den Baum, sondern auf das von Carl Linde gegründete gleichnamige Industrieunternehmen. Die deutsche Eiche dagegen scheint fest in unsere Volksseele eingewachsen zu sein. Unzählige Schützen-, Burschen-, Sport- und Gesangsvereine, Gasthäuser, Restaurants und Hotels heißen so, und nicht zuletzt enthalten Hunderte von Textstellen in der Literatur

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