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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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Hau-den-Lukas einmal ab), während Olympia wieder zu den größten Attraktionen zählt (dazu später). Der Name des Ereignisses stammt allerdings aus dem Lateinischen: Oktoberfest.
    Gleichwohl führt die heiße Spur zurück ins alte Griechenland. Hier müssen wir etwas weiter ausholen: Bei den Olympischen Spielen der Antike erzielte eine Sportart regelmäßig Zuschauerrekorde, und das waren Pferderennen. Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde dafür ein Hippodrom errichtet, das auch aus heutiger Sicht bombastische Ausmaße hatte und alle anderen Sportstätten im Olympischen Hain an Größe übertraf. 2008 entdeckte ein Team deutscher Archäologen die Überreste dieses eindrucksvollen Tribünenbauwerks. Es misst in der Länge mehrere hundert Meter und bot schätzungsweise 50 000 Zuschauern Platz. Auf dem Programm standen alle Arten von Wettbewerben, mit Wagen und auf dem Sattel, und so wie bei heutigen Autorennen verfolgte das Publikum begierig halsbrecherische Überholmanöver und spektakuläre Unfälle. Königsdisziplin war das Rennen der Vierergespanne über 13,8 Kilometer.
    Auch die großen Pferderennbahnen des antiken Rom entstanden nach dem Vorbild des olympischen Hippodroms. Diese Arenen waren sogar noch größer und pompöser: Der Circus Maximus in Rom, mit einer Grundfläche von 84 000 Quadratmetern größter Veranstaltungsort aller Zeiten, soll in seiner letzten Ausbaustufe im 4. Jahrhundert n. Chr. fast 400 000 Besucher gefasst haben.
    Nach Nordeuropa gelangte der Pferderennsport über England, das damit zu dessen zweitem Mutterland wurde. Begründer der englischen Renntradition war um das Jahr 210 der römische Kaiser Lucius Septimius Severus, ein großer Pferdeliebhaber, der nach seinem Eroberungsfeldzug gegen die Britannier in der heutigen Grafschaft Yorkshire die erste Pferderennbahn bauen ließ. Weil es auf den Britischen Inseln damals nur Ponys gab, mussten eigens für diesen Sport geeignete Rassezüchtungen aus dem Orient nach England geschafft werden.
    Viele Jahrhunderte später, wir schreiben das Jahr 1810: An einem Herbsttag in München führt die Faszination des Pferderennens, besonders aber seiner olympischen Wurzeln, auch zur Entstehung des Oktoberfestes. Griechenland grüßt Bayern! Den unmittelbaren Anlass liefert eine adelige Hochzeit: Am 12. Oktober heiratet Kronprinz Ludwig von (damals noch) Baiern die Prinzessin Therese Charlotte Louise von Sachsen-Hildburghausen. Ludwig ist ein ausgesprochener Fan des antiken Griechenland; seine Verehrung für die Hellenen geht so weit, dass er als König später sogar die Schreibweise » Baiern « durch » Bayern « mit griechischem Ypsilon ersetzen lässt. Und er ist besessen von der Idee, seine Hauptstadt München zu einem zweiten Athen zu machen– was ihm mit zahlreichen altgriechisch inspirierten Bauten auch zu weiten Teilen gelingt.
    Wie heiratet ein solcher Königssohn stilvoll und seinen philhellenischen Neigungen angemessen? Ein Unteroffizier der bayerischen Nationalgarde hat die Idee, das Hochzeitsfest nach Art der Olympischen Spiele zu begehen, also mit einem großen Pferderennen als Höhepunkt. Der aus Südtirol stammende Bankier und Kavalleriemajor Andreas Michael Dall’Armi übermittelt den Vorschlag an den Vater des Bräutigams, König Max I. Joseph von Bayern– und der zeigt sich auf Anhieb begeistert. Dall’Armi wird beauftragt, die Veranstaltung zu organisieren, und legt damit nichts ahnend den Grundstein zum heute größten Volksfest der Welt.
    Am 17. Oktober 1810 findet das Pferderennen auf einer großen Wiese statt, die damals noch vor den Stadtmauern Münchens liegt: Es ist die gleiche wie heute, nämlich die später nach der königlichen Braut benannte Theresienwiese. Das Sportereignis wird ein überwältigender Erfolg, und so beschließt der bayerische Königshof zur Freude der Münchner Bürger, es im folgenden Jahr zur gleichen Zeit zu wiederholen. Parallel dazu wird auf der Theresienwiese das erste Landwirtschaftsfest gefeiert, das noch heute alle vier Jahre im Rahmen der » Wiesn « stattfindet.
    So beginnt die Tradition des Oktoberfests– als Hommage an Olympia. Und getreu diesen Anfängen trägt das Fest auch in den Folgejahren überwiegend sportliche Züge. Es wurde damit sogar indirekt zum Vorläufer der Olympischen Spiele der Neuzeit: Bestrebungen, die antike Sportveranstaltung wieder aufleben zu lassen, sind schon aus dem Griechenland des frühen 19. Jahrhunderts bekannt. 1832 schließlich, nach der Befreiung von der

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