Wie deutsch ist das denn?!
giovedì gnocchi, venerdì pesce, sabato trippa (donnerstags Gnocchi, freitags Fisch, samstags Kutteln). Warum das so ist, weiß allerdings kein Mensch plausibel zu begründen.
In der Schweiz wiederum kennt man die Nocken als Spätzli oder Chnöpfli, in Österreich als Nockerln– jeweils in ähnlicher Zubereitungsvielfalt wie im deutschen Süden und Südwesten. Berühmt sind vor allem die Salzburger Nockerln, die sich vom Ursprung allerdings sehr weit entfernt haben: Sie bestehen aus schaumig geschlagenem Eigelb, Eiweiß, Zucker und nur wenig Mehl. Aus dieser cremigen Masse werden sehr große Nockerln geformt, das Ganze wird im Ofen überbacken und anschließend mit Puderzucker (für Österreicher: Staubzucker) bestäubt. Das Ergebnis– wenn es denn gelingt– ist ein Kunstwerk, das offenbar nicht nur unsere südlichen Nachbarn begeistert. So priesen es die deutschen Librettisten Max Wallner und Kurt Feltz 1938 in ihrer Operette Saison in Salzburg überschwänglich als » süß wie die Liebe und zart wie ein Kuss « .
Die ungarischen nokedli oder galuska sind den schwäbischen Spätzle wieder sehr viel näher; sie werden aus den gleichen Zutaten hergestellt und genauso zubereitet. Als traditionelle Beilage schätzt man sie insbesondere zu Gulasch (pörkölt). Gleich nebenan in der Slowakei gibt es die ähnlich klingenden halušky, deren Teig allerdings aus Kartoffelmehl hergestellt wird. Als bryndzove halušky (Brimsennocken), mit Schafskäse, Speck und Zwiebeln angerichtet, bilden sie das slowakische Nationalgericht.
Selbst der französischen Küche sind Nocken geläufig– zum Beispiel als noques au beurre (Butternocken) oder noques de semoule (Grießnocken), die jeweils meist als Suppeneinlage dienen.
Ein weiteres eng verwandtes und weit verbreitetes Mitglied der Nocken-Familie sind Schupfnudeln, die wie die Nocken selbst– je nach Form– eine Vielzahl regional unterschiedlicher Namen tragen. In Altbayern heißen sie auch Fingernudeln oder Dradewixpfeiferl, in Teilen Oberfrankens und in der Oberpfalz nennt man sie Schopperla, in Franken auch Bauchstecherla, im Odenwald Krautnudeln, und in der Pfalz findet sich die deftig-direkte Bezeichnung Buwespitzle (Knabenpenis). Auch die Schupfnudeln bestehen je nach Region und Machart aus den unterschiedlichsten Zutaten– in der einfachsten Version sind es Roggenmehl und Wasser, daneben gibt es aber auch Rezepte mit Kartoffelpüree, Eiern und Weizenmehl. In der österreichischen und böhmischen Küche bevorzugt man sie als Mohnnudeln, also in süßer Form.
Ob nun Schupfnudeln, Spätzle, Nockerl, Gnocchi oder Galuska– bei allen Spielarten und Namen haben wir es mit Angehörigen einer paneuropäischen Großfamilie zu tun. Da behaupte noch einer, die schwäbische und bayerische Küche seien nicht international!
Stammtisch
Die Gentlemen bitten zum Talk
» Do hogga de de wo oiwei do hogga « (Hier hocken die, die immer hier hocken): So ist es in vielen bayerischen Wirtshäusern zu lesen, und nichts könnte Wesen und Charakter des Stammtischs besser auf den Punkt bringen. Wobei die augenzwinkernde Dialektform beweist: Die Bajuwaren pflegen ihre Bierkultur, aber nicht unbedingt den Bierernst.
Was hier so urgemütlich klingt, trägt im landläufigen Sprachgebrauch allerdings oft eher martialische Züge. Da ist von Stammtischparolen die Rede, mit denen natürlich immer Haudrauf-Parolen gemeint sind– und will man als Partei oder Politiker Wahlen gewinnen, empfiehlt es sich bekanntlich, die Lufthoheit über den Stammtischen zu erobern.
Aber mal kritisch nachgefragt: Werden mit solchen Redensarten nicht bloß althergebrachte Klischees beschworen? Sicher mag es in vielen Fällen zutreffen, dass an Stammtischen eher grob argumentiert und versimpelt wird. Auch ist Alkohol ja nicht unbedingt dafür bekannt, dass er intellektuell anspruchsvolles Argumentieren fördert. Wer aber im Stammtisch nichts anderes sieht als politische Unkultur, stellt ihn in ein schlechteres Licht, als er verdient– ganz abgesehen davon, dass sich das Wort heutzutage als Oberbegriff für nahezu jede feste Gesprächsrunde eingebürgert hat. Inzwischen gibt es sogar » Online-Stammtische « (übrigens eine Erfindung aus den USA ), die ganz ohne Tisch und Kneipe auskommen. Und auch als klassische Männerbastion hat der deutsche Stammtisch längst ausgedient– heute ziehen sich Tausende von Frauenstammtischen quer über die ganze Republik. » Der Stammtisch erweist sich als bemerkenswert flexibel
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