Wie deutsch ist das denn?!
lückenlos alle Spiele der Männerrunde von 1789 bis 1829. Am 4. September 1813 taucht hier erstmals der Begriff Scat auf. Dieser Eintrag kann somit wohl als offizielle Geburtsurkunde des Skatspiels gelten. Friedrich Ferdinand Hempel entwickelte die Spielregeln später weiter und verfeinerte sie– unter anderem gemeinsam mit dem Verleger Friedrich Arnold Brockhaus und dem Ratsherrn Carl Christian Adam Neefe, auf den das für Skat typische » Reizen « zurückgeht.
Der Reiz des Spiels war damit endgültig unwiderstehlich, und so erlebte die Folgezeit eine deutsche Erfolgsstory sondergleichen. Von Altenburg aus verbreitete sich Skat zunächst in verschiedene Universitätsstädte und wurde vor allem unter Studenten zu einem beliebten Zeitvertreib. Allerdings zeigte sich, dass die Altenburger Gründerväter das Regelwerk wohl doch nicht ausreichend festgeklopft hatten– man spielte Skat, wie man es gerade gewohnt war und für korrekt hielt, was dem Frieden der Dreimännerrunden nicht immer dienlich war. Um einheitliche Regeln zu schaffen, fand deshalb am 7. August 1886 in Altenburg der 1. Deutsche Skatkongress statt, auf dem eine verbindliche Skatordnung beschlossen wurde. Aber selbst die hatte offensichtlich noch Lücken, denn erst mit dem 11. und 12. Skatkongress 1927 und 1928 war die schwere Geburt geschafft. Seitdem gelten für Skat in ganz Deutschland die Spielregeln, wie wir sie heute kennen. Eine lange Reise vom Orient durch viele Länder Europas hatte nach fast sechs Jahrhunderten ihren Zielbahnhof gefunden.
Das Beste von all Germany? Eher das Beste vieler Welten– aber immerhin haben wir mit dem Skatspiel ein dauerhitverdächtiges » Best of « daraus gemacht.
Spätzle
Europäische Nocken-Welle
Man nehme Mehl, Eier, Wasser und Salz, vermenge alles zu einem Teig und schabe von diesem dünne Streifen direkt in kochendes Salzwasser: Fertig ist eine zwar nicht gesamtdeutsche, aber zumindest in ganz Süddeutschland bekannte und beliebte kulinarische Spezialität– die Spätzle oder auch Spätzla. Die länglichen Teigklümpchen (nicht zu verwechseln mit Nudeln!) werden in den verschiedensten Varianten aufgetischt, von der schwäbischen Fixkombination » Linsen mit Spätzle « über Kässpätzle, Eispätzle und Krautspätzle bis hin zu den süßen Spielarten Apfel- und Mohnspätzle. Kurz, sie sind ein Universalgericht für fast alle Gelegenheiten.
Aber woher kommen diese putzigen Sattmacher eigentlich, und was hat ihr Name zu bedeuten? Die schwäbisch-alemannische Verniedlichung » Spätzle « wird meist als » kleine Spatzen « interpretiert– was naheliegt und worauf auch die ursprüngliche Bezeichnung » Wasserspatzen « hindeutet, die erstmals im 18. Jahrhundert auftaucht. Gesichert ist diese Herkunft allerdings nicht– es gehört wohl auch einiges an Fantasie dazu, in geschabten Teigstückchen die Form von Sperlingen zu erkennen. Eine andere Theorie vermutet die Ableitung aus dem italienischen spezzato (was so viel wie » zerstückelt « oder » auseinandergerissen « bedeutet), aber auch dafür gibt es keine eindeutigen Belege.
Schon diese Klangverwandtschaft lässt jedoch ahnen, dass hier noch andere Nationen und Sprachen im Spiel sind. Und tatsächlich: Spätzle heißen zwar nur in Deutschland Spätzle, aber weder wurden sie in Deutschland erfunden, noch werden sie ausschließlich hier gegessen. Für Schwaben, Badener und Oberbayern dürfte es ohnehin ein offenes Geheimnis sein, dass man sie auch in Österreich und der Schweiz unter verschiedenen Namen serviert. Das ist aber noch lange nicht alles. Tatsächlich gehören Spätzle zu einer Teigwaren-Großdynastie mit weiter Verbreitung und jahrhundertelanger Tradition. Im Katalog der kulinarischen Artenvielfalt stellen sie nichts anderes dar als eine deutsche Spielart der Nocken, die in einer ganzen Reihe mittel- und südeuropäischer Länder verbreitet sind.
Ob nun von Italienern bei uns eingeführt oder nicht– auf jeden Fall spielen Nocken auch in der italienischen Küche eine tragende Rolle. Hier heißen sie gnocchi und sind unseren Spätzle im Aussehen sehr ähnlich– allerdings enthalten sie keine Eier, sondern basieren wahlweise auf Maismehl (gnocchi di polenta), Weizengrieß (gnocchi alla romana) oder gekochten Kartoffeln (gnocchi di patate). Alle drei Varianten sind auf dem gesamten Stiefel verbreitet, sei es als Vorspeise, Hauptgericht oder Suppeneinlage. In Rom werden sie von alters her am Donnerstag aufgetischt, getreu dem Motto:
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