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Wie deutsch ist das denn?!

Wie deutsch ist das denn?!

Titel: Wie deutsch ist das denn?! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Ahrens
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europäische Orientreisende, die es in den betreffenden Ländern kennenlernten.
    Fest steht jedenfalls, dass Spielkarten seit Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa bekannt sind. Erstmals werden sie 1367 in Bern schriftlich erwähnt, und gleich im Zusammenhang mit einem Verbot– denn wie das Würfelspiel hatte auch das Kartenspiel von jeher einen schlechten Ruf. » Gebetbuch des Teufels « nannte man damals das Kartenset. Als solches musste es der Obrigkeit, besonders aber dem Klerus, zwangsläufig ein Dorn im Auge sein. Doch das Kartenspielen hatte offenbar auch seinen teuflischen Reiz, und so breitete es sich schnell über den ganzen Kontinent aus. 1370 taucht in Spanien und Portugal erstmals das Wort naipe (Spielkarte) auf, dessen Herkunft nicht gesichert ist; wenig später finden sich Belege auch in Italien und Deutschland. Im Lauf der Zeit entwickelten sich aus den anfangs handbemalten Spielkarten verschiedene Symbolsysteme, wobei die französische Variante mit Herz, Karo, Pik und Kreuz (in Österreich Treff nach trèfle, dem französischen Wort für Klee) nach und nach die Oberhand gewann.
    Skat, wie wir es heute kennen, vereint in sich Regeln und Symbole aus drei zum Teil sehr viel älteren Kartenspielen: dem spanischen El Hombre, dem daraus abgeleiteten deutschen Schafkopf und dem französischen Tarot. Das älteste von ihnen, El Hombre ( » der Mann « ) , stammt wahrscheinlich aus der abendländischen Frühzeit des Kartenspiels im 14. oder 15. Jahrhundert. Auf dem Umweg über den französischen Hof fand es später als L’hombre Eingang in ganz Europa– wie Skat ein Spiel für drei Personen, allerdings mit so komplizierten Regeln, dass die breite Masse damit kaum zurechtkam. So blieb L’hombre ein Privileg höherer Stände, das sich aber in Deutschland und Dänemark bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hielt.
    Das genaue Gegenteil davon, nämlich ein bodenständiges und volkstümliches Spiel, ist Schafkopf– sozusagen die Arme-Leute-Version von El Hombre. Als Wendischer Schafkopf war es ursprünglich im Erzgebirge und im Thüringer Wald angesiedelt. Seine erste schriftliche Erwähnung findet sich 1782 in einem sächsischen Bußgeldkatalog (wo sonst!), der es aber ausdrücklich von den Glücksspielen ausnimmt und deshalb im Gegensatz zu anderen Kartenspielen erlaubt. Heute ist Schafkopf am stärksten verbreitet in Bayern, wo es auf der Beliebtheitsskala weit vor Skat rangiert.
    Das französische Tarot (im Deutschen Tarock, im Italienischen Tarocchi ) ist erstmals am Anfang des 16. Jahrhunderts schriftlich bezeugt und stellt eine Weiterentwicklung des italienischen Kartenspiels Trionfi dar (übrigens der direkte Ahn des deutschen Wortes » Trümpfe « ). Dem italienischen Tarocchi -Vokabular entstammt auch der Begriff scarto als Vorläufer des Skat, denn hier wie dort geht es ja– unter anderem– um das Weglegen von Karten. Im 18. Jahrhundert eroberte das Tarotspiel zahlreiche europäische Länder, doch mit der Zeit schwanden das Interesse und damit das Tarot als Gesellschaftsspiel. Heute werden Tarotkarten mit ihren zahlreichen mystischen Symbolen praktisch nur noch zum Kartenlegen verwendet. Wer wissen möchte, ob er in absehbarer Zeit den Lotto-Jackpot knacken wird, kann es ja mal mit einem entsprechenden Wahrsager probieren.
    Aus diesen drei Vorläufern entstand irgendwann zwischen 1789 und 1813 in der späteren thüringischen Kartenmacher-Metropole Altenburg das Skatspiel. Der Wendische Schafkopf diente als Grundlage; von L’hombre und einer weiteren vereinfachten Version, dem Deutschen Solo, übernahm man das Reizen,vom Tarot das Spielprinzip der weggelegten Karten. Als geistige Väter des Skats gelten drei Altenburger Honoratioren– Hofadvokat Friedrich Ferdinand Hempel, Medizinalrat Dr. Carl Ludwig Schuderoff und Kanzler Hans Carl Leopold von der Gabelenz. Die drei trafen sich des Öfteren auf Schloss Poschwitz, dem Sitz des Adelsgeschlechts von der Gabelenz, zum Kartenspiel– und da sie sich offenbar nicht über die Regeln einigen konnten, mischten sie sich eben ihre eigenen zurecht. Vielleicht war es auch pure Experimentierfreude: Mal sehen, was herauskommt, wenn man ein paar Kartenspiele aus verschiedenen Ecken Europas miteinander vermengt.
    Irgendwann war es dann so weit, dass sich aus den Schöpfungsnebeln unser neues Nationalspiel erhob. Wir kennen sogar das genaue Datum. Die Spielkladde des Herrn von der Gabelenz ist im Thüringischen Staatsarchiv bis heute erhalten und dokumentiert

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