Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
dieser Ballungsraum verfügt damit über eine der höchsten Dichten an Höllenengeln weltweit.
Der Staat stoppte seine Bemühungen gegen die Hells Angels keineswegs, sondern profitiert nach wie vor von Sondergesetzen, umfangreichen Lauschangriffen und verdeckten Ermittlern in seinem Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Regelmäßige Durchsuchungen, Festnahmen und Verurteilungen stören die Höllenengel bei ihren Geschäften. Doch mögen sie auch unangenehm sein und Geld kosten, so stellen die Maßnahmen bisher keine existenzielle Bedrohung für die Höllenengel dar. Der Hells Angels MC hat den Krieg siegreich ausgefochten und ist letztlich gestärkt aus ihm hervorgegangen. Kein Einprozenter-Club konnte sich in Nordamerika mehr mit ihm messen. Sie waren nun die Nr. 1 und Kanada war unumstößlich Hells-Angels-Land geworden.
Aber was ist mit dem Rest der Welt?
Haben die blutigen Konflikte der Neunziger und Anfang des neuen Jahrtausends, haben Siege und Niederlagen auf den verfeindeten Seiten weitere Auseinandersetzungen ausgelöst?
Waren die vielen Toten, die verlorenen Territorialkämpfe und der Verlust von Macht und Millionen-Dollar-Einnahmen aus illegalen Geschäften das Saatgut für weitere Kriege?
Schließlich führten auch in der Welt der Biker benutzte Begrifflichkeiten wie Respekt und Ehre und das vorherrschende Machogebaren zu einer weiteren Belastung der betroffenen Subkultur. Wie sollten sich demnächst Hells Angels und Bandidos auch nur halbwegs auf Augenhöhe begegnen und miteinander umgehen, nach all den Verlusten und Demütigungen und den zahllosen Toten? Nach Beendigung des Krieges in Kanada hatte der Konflikt seine globale Dimension keineswegs verloren. Im Gegenteil, es entstand neuer Zündstoff.
Außerdem vergifteten die internationalen Auseinandersetzungen die Atmosphäre in dem Land, in dem in den vergangenen zehn Jahren ein rapides Mitgliederwachstum und eine zügellose Expansionspolitik sämtliche Landesteile erfasst hatten. Einem Land, das die bedeutend angewachsenen Hells-Angels-Charter und die in großer Zahl neu gegründeten Bandidos-Chapter zu einer starken Bastion in den internationalen Netzwerken der OMCGs hatte werden lassen: Deutschland.
Barg die weltweite Konfrontation der Bruderschaften die Gefahr, in Deutschland einen Flächenbrand auszulösen?
8. Kapitel
Hells Angels vs. Bandidos, Teil III:
Deutschland – der Krieg beginnt
Aggressive Expansionen
Das Auftreten des Bandidos MC in Kanada, das in einem Fiasko und mit einer demütigenden Niederlage endete, verursachte eine Verschärfung der globalen Spannungen zwischen den beiden größten Einprozenter-Vereinigungen der Welt.
Gerade die deutschen Hells Angels, die mit dem Patchover von 16 Chaptern des Bones MC plötzlich weite Teile des Landes dominierten, mussten wütend zur Kenntnis nehmen, dass die deutschen Bandidos auch bei der internationalen Expansion der Bandido Nation eine entscheidende Rolle gespielt hatten. Den Übertritt aller 16 Chapter der (gelben) Ghostrider’s in den Bandidos Motorcycle Club und die Aufnahme weiterer regional starker MCs empfanden sie nicht als Herstellung einer Balance zwischen den größten Einprozenter-Clubs der Welt in Deutschland, sondern als offene Herausforderung. Die Hells Angels hatten immer noch nicht verwunden, dass es dem Bandidos MC gelungen war, sich auf dem europäischen Kontinent zu etablieren. Trotz des Mordanschlags auf das erste europäische Bandidos-Chapter in Marseille und des grausamen Blutvergießens in Skandinavien leistete die Bandido Nation der mächtigsten Bruderschaft der Biker in Europa erbitterten Widerstand.
Der Hells Angels Motorcycle Club war Anfang des Jahres 2000 mit über 150 Chartern in 21 Ländern aktiv. Und eines fällt besonders auf: Das Zentrum der Bruderschaft verlagerte sich nach 50 Jahren US-Dominanz immer augenfälliger und schneller nach Europa.
Von den 21 Ländern, in denen der geflügelte Totenkopf zu dieser Zeit seinen Machtanspruch behauptete, befand sich die Mehrzahl auf dem europäischen Kontinent: die Schweiz, Großbritannien, Österreich, Niederlande, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Schweden, Italien, Finnland, Liechtenstein, Spanien und Belgien.
Von den damals 154 Chartern waren 67 in Europa, wobei der Schwerpunkt mit 21 Chartern in Deutschland und 16 Chartern in Skandinavien lag. Von diesen 67 europäischen Chartern wurden allein 55 in den 90er-Jahren gegründet.
Doch wer meinte, die 90er würden als das
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