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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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zwingen ihn, den Safe zu öffnen. Es fallen ihnen aber nur einige Kutten, weitere Clubinsignien und Kleingeld in die Hände. Die Angels zerschlagen noch eben Einrichtung und Inventar mit ihren Axtstielen und schleppen den Bandido zu seinen Leidensgenossen zurück. Dann sind sie weg. Zur Verschleierung der Tat werden anschließend die Sturmhauben und die Axtstiele verbrannt.
    Die Marter für die Gepeinigten endet erst nach Stunden.
    Der erste Polizeinotruf erreicht die zuständige Polizeidienststelle um 19.26 Uhr. Die eintreffenden Streifenwagen finden sechs stark blutende männliche Personen vor dem Clubhaus der Bandidos. Die schwer verletzten Männer sind teilweise nicht mehr ansprechbar.
    Nur einen Monat später, im April 2006, sprach das Bremer Bandidos-Chapter beim deutschen Präsidium des Bandidos MC im Münsteraner Clubhaus vor. Die Bremer Bandidos hatten für ein Leben genügend Prügel eingesteckt und äußerten den Wunsch, aus der Bandido Nation auszutreten. Die deutsche Club-Führung billigte den Austritt, klassifizierte den Status der Männer aber augenblicklich als »bad standing«. Dies beinhaltete die Abgabe sämtlicher mit dem Color oder dem Namen versehener Bekleidungsstücke und Devotionalien und bedeutete auch, dass alle in Bezug zu den Bandidos stehenden Tätowierungen entfernt oder überstochen werden mussten. Der Vollzug musste umgehend durch Fotos belegt werden.
    Heino B., selbst schwer verletztes Opfer dieser Attacke, war das einzige Bremer Member, das in der Bandido Nation verbleiben wollte, aller Attacken der Angels gegen ihn zum Trotz. Das Präsidium stimmte dem zu, degradierte B. jedoch zum einfachen Mitglied. Sein Chapter existierte nicht mehr.
    Verrat in der Bruderschaft
    Die Landeskriminalämter und Polizeibehörden kamen in ihren Ermittlungen zu dem vernichtenden Angriff auf die Bandidos keinen Schritt voran. Die schwer verletzten Bandidos schwiegen wieder einmal. Die dringend verdächtigen Bremer Hells Angels schwiegen sowieso, und es meldete sich weder ein unbeteiligter Zeuge, noch ergaben die Auswertungen von Handys oder Überwachungskameras (Tankstellen, Verkehrslenkung, lokale Geschäfte) in der Gegend etwas Brauchbares. Die Akte des Überfalls war schon auf dem Weg zur Ablage der ungelösten Fälle, als sich Kommissar Zufall meldete.
    Im Dezember 2007 folgte im Leben des Thomas P. mal wieder eine Kehrtwende. Nach seiner Teilnahme an dem brutalen Überfall wurde er zwar vom Hangaround zum Prospect befördert. Er blieb aber weiterhin unzufrieden mit seinem Standing im Hells-Angels-Charter West Side. Monatelange Fron- und Drecksarbeiten hinter der Theke im »Angels Place«, kostspielige Taxifahrten für betrunkene Member und schikanöse Behandlungen verärgerten ihn nachhaltig. Auch der monatliche Mitgliedsbeitrag von 130 Euro machte dem chronisch klammen Rocker schwer zu schaffen.
    Seine Brüder schienen nicht unter finanziellen Problemen zu leiden. Ganz im Gegenteil war Geld, das hatte Thomas P. beim Wechsel vom Gremium MC zu den Höllenengeln sofort festgestellt, in der Welt des Hells Angels MC kein Problem. Und auch mit dem Drogengebrauch schienen sie es nicht so genau zu nehmen. Thomas P. bezichtigte später zehn bis 15 Mitglieder der West Side, im Widerspruch zu den penibel gehüteten World Rules der Hells Angels Kokain konsumiert und damit gehandelt zu haben.
    Im Mai 2007 hieß es für Thomas P. dann doch noch »Welcome to the family«, und er wurde zum offiziellen Member des Bremer Charters ernannt. Das änderte an seiner negativen Grundeinstellung gegenüber den Brüdern allerdings nichts. Sie verfestigte sich im Gegenteil noch. Die Lage spitzte sich zu, als er zugedröhnt mit Kokain und Alkohol auf einer Party ein Member aus Heilbronn angriff und verletzte.
    Die Sanktionen des Clubs folgten umgehend und Thomas P. wurde nach nur zwei Monaten Vollmitgliedschaft rausgeschmissen. Nachdem sie ihm alle Clubutensilien weggenommen hatten, sprach der Sergeant at Arms noch ein Sprech- und Arbeitsverbot für den gesamten Bremer Raum aus. Niemand im Umland würde ihm einen Türsteher- oder Securityjob in Gastronomie oder Rotlichtmilieu geben. Auch seine Freundin verlor ihren Job beim Ordnungsdienst im Stadion von Werder Bremen, der von einer Sicherheitsfirma besorgt wurde, die angeblich den Red Devils, dem wichtigsten Supporter-Club der Angels, nahestand.
    Die einstige Bewunderung für die 81er schlug bei Thomas P. endgültig in blanken Hass um. Trotzdem kann man seinen nächsten

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