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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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antwortete Medb, die Königin. »Wie kommst
    du denn darauf?«

    * Beachten Sie bitte die Ausspracheregeln für die wichtigsten irischen Worte hinten im Buch 65
    »Ich dachte nur, wieviel besser es dir heute geht im Vergleich zu damals, als ich dich heiratete.«
    »Mir ging es ohne dich auch ganz gut.«
    »Dann muß dein Wohlstand etwas gewesen sein, wovon ich nichts
    wußte oder wovon ich nicht viel gehört hatte – abgesehen von deinen Weiberdingen und deinen feindlichen Nachbarn, die sich mit der
    Beute davonmachten.«
    Medb ignoriert die Richtung, die die Unterhaltung nimmt, und er-
    innert Ailil daran, daß ihr Vater der Hochkönig von Irland war –
    Eochaid Feidlech der Zuverlässige. Sie gibt ihm einen kurzen Abriß ihres Stammbuchs, falls er ihn vergessen haben sollte. Von Eochaids sechs Töchtern war Medb die »höchste und hochmütigste«:
    »Ich schlug sie alle in Anmut und Gaben, im Streit und in der
    Schlacht. Ich hatte fünfzehnhundert Soldaten, die in meinem königlichen Sold standen, und die gleiche Anzahl freigeborener Einheimi-
    scher, und für jeden bezahlten Soldaten hatte ich zehn weitere Männer und neun weitere, und acht und sieben und sechs und fünf und vier und drei und zwei und einen. Und das war nur unser normaler Haus-stand! «
    Deutlich gekränkt, braust sie auf und läßt Ailil wissen, wer hier wen in sein Bett gelassen hat:
    »Mein Vater schenkte mir eine ganze Provinz von Irland, diese Provinz, die von Cruachan aus regiert wird, und deshalb heiße ich auch
    ›Medb von Cruachan‹.« Medb erinnert sich an die Könige von Irland, die um sie warben. »Und ich wollte keinen von ihnen. Denn ich
    verlangte ein größeres Hochzeitsgeschenk, als je eine Frau in Irland von einem Mann verlangt hat: das Fehlen von Geiz und Eifersucht
    und Angst. « Sie hatte beschlossen, daß Ailil diese Qualität besaß, und sich für ihn entschieden. »Als wir einander versprochen waren, machte ich dir das beste Hochzeitsgeschenk, das eine Braut machen kann: Kleidung für ein Dutzend Männer, einen Wagen im Wert von dreimal
    sieben Sklavinnen, die Fläche deines Gesichts aus rotem Gold und das Gewicht deines linken Arms aus hellem Gold. Wenn also irgend
    jemand dich beschämt oder ärgert, dann habe ich das Recht auf Entschädigung, denn du bist ein gekaufter Mann.«
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    Ailil antwortet erhitzt, daß er zwei Könige als Brüder hat und daß er sie »regieren läßt, weil sie älter sind, nicht weil sie mehr Anmut und Großzügigkeit besitzen. Ich habe in ganz Irland von keiner Provinz außer dieser gehört, die von einer Frau regiert wurde, und deshalb kam ich und wurde hier König.«
    »Es bleibt trotzdem dabei«, sagt Medb zähneknirschend, »daß ich
    reicher bin als du.«
    »Du erstaunst mich. Niemand besitzt mehr«, ruft Ailil mit großartiger Geste, »als ich, das weißt du!«
    Nun gut, dann muß eben nachgezählt werden! In dieser Nacht

    wurden auch die unbedeutendsten ihrer Besitztümer hervorgeholt,
    um festzustellen, wer mehr Reichtum und Juwelen und schöne
    Dinge besaß: ihre Eimer und Wannen und Eisentöpfe, ihre Kübel
    und Waschschüsseln und Kessel mit Griffen. Dann wurden ihre
    Ringe, Armbänder, Daumenringe und Goldschätze hervorgeholt
    und ihre Stoffe in purpur, blau, schwarz, grün und gelb, grau und farbig, gelbbraun, gefleckt und gestreift. Dann wurden die Schaf-herden von den Feldern und Wiesen und Ebenen geholt. Sie wur-
    den gemessen und verglichen, und man fand heraus, daß es genau
    gleich viele waren.
    Sogar der große Bock, der Medbs Herde anführte, allein so wert-
    voll wie eine Sklavin, hatte einen gleichwertigen Gegner bei Ailils Herde.
    Von den Weiden und Ställen wurden die Pferde geholt. Dem
    schönsten Hengst in Medbs Herde vom Wert einer Sklavin konnte
    Ailil einen Hengst entgegensetzen. Ihre riesigen Schweineherden
    wurden aus den Wäldern und Schluchten geholt. Sie wurden ge-
    messen und verglichen und bewertet, und Medb hatte einen schö-
    nen Eber, doch Ailil hatte auch einen. Dann ließen sie ihre freizie-henden Rinderherden aus den Wäldern und Einöden der Provinz
    holen. Sie wurden verglichen und gemessen und bewertet, doch sie
    waren in Anzahl und Größe gleich. In Ailils Herde aber gab es ei-
    nen großen Stier, das Kalb einer von Medbs-Kühen – Finnbennach
    war sein Name, der Weißgehörnte –, und Finnbennach wollte nicht

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    von einer Frau geführt werden und hatte sich der Herde des Königs angeschlossen. Medb konnte in ihrer Herde keinen

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