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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Jasper?«, fragte Jeannie. Ich drehte mich wieder um. » Was ist mit Ange passiert?«
    Ich setzte mich auf den Bettrand und erzählte ihnen die wahre Geschichte. Cortez hörte mich und kam ebenfalls herein. Phoebe stand in der Tür. Es war zwar schwer, aber als alles heraus war, war ich froh. Geheimnisse nagen an uns, sie sind nichts anderes als verkleidete Lügen.
    » Hey, Jasper«, sagte Colin, als ich aufstand und gehen wollte. » Danke, dass du meinen Sohn gerettet hast.«
    Ich nickte. Mehr brauchte ich nicht.
    Die Tür zum zweiten Schlafzimmer war einen Spaltbreit geöffnet; drinnen stand Sophia mit einer Decke in der Hand, die sie im Schrank gefunden haben musste. Unsere Blicke begegneten sich kurz, dann wandte sie sich ab.
    Bis zum letzten Jahr hatten meine Erinnerungen an Sophia mir als Beweis gedient, dass wahre Liebe möglich war– wäre sie nicht verheiratet gewesen, dann hätten wir die vergangenen Jahre gemeinsam verbracht, glücklich und zufrieden. Ich glaube, Sophia war es ebenso ergangen, und nun hatte ich ihre Illusionen zerstört und ihr nur noch den zynischen Jean Paul gelassen. Meine eigenen Illusionen hatten sich längst in Luft aufgelöst, aber dafür konnte Sophia nichts. Ich fand es schade, dass ich sie so enttäuschen musste, auch wenn das auf lange Sicht vielleicht das Beste für sie war. Wenn sie ein paar Illusionen verlor, weil ich diese Kerle erschossen hatte, schlief ich deswegen nicht schlechter.
    » Oh, Mist«, zischte Cortez. Durch ein offenes Fenster drangen gedämpfte Stimmen herein. Ein Lichtstrahl sickerte durch den Bambus.
    Rasch holte ich die anderen. Wir kauerten uns ins Wohnzimmer und horchten, wie die Männer draußen suchend von Haus zu Haus gingen.
    Cortez gab mir eins der Maschinengewehre. Ich nahm es, schüttelte aber den Kopf. » Wenn sie uns hier drin umzingeln, brauchen sie bloß abzuwarten, und mit ihren Walkie-Talkies können sie noch Verstärkung holen.«
    Cortez nickte. Mit einer Geste bedeutete er uns, ihm zur Hintertür zu folgen. Von draußen hörten wir Blätterrascheln und leise Stimmen, keine zehn Meter entfernt.
    » Ich gehe raus. Mit etwas Glück kann ich sie überrumpeln. Wartet auf mein Zeichen, und dann rennt ihr los.« Geräuschlos drehte Cortez den Türknauf und schob die Tür einen Fußbreit auf. » Wenn du schießen musst, ziele niedriger, als du eigentlich denkst, und dann halte drauf.« Er zeigte mir, wie er das meinte, schwenkte seine Waffe von links nach rechts und wieder zurück, dann gab er Phoebe sein Sturmgewehr, zog eine Pistole aus der Tasche und huschte ins Freie, wo er sofort zwischen schwarzen Blättern verschwand.
    Wir warteten, kauerten an der Tür und wagten kaum zu atmen. Das Sturmgewehr war schwer. Ich ließ einen Finger über den Abzug gleiten, damit ich ihn notfalls gleich finden würde. Cortez hatte das Gewehr schon entsichert. Die Zeit für solche Sicherheitsvorkehrungen war vorbei.
    Wir hörten einen dumpfen Schlag, einen Warnschrei, der sich rasch in ein ersticktes Gurgeln verwandelte, dann drei Schüsse.
    » Jetzt!«, rief Cortez. Ich rannte nach draußen, sprang zur Seite und deckte die anderen, während sie vorbeiliefen. Dann jagte ich mit vorgestreckten Händen hinter ihnen her, während das Maschinengewehr heftig gegen meine Hüfte schlug. Von der anderen Seite des Hauses hörten wir Rufe. Ein Bambusrohr schlug mir gegen die Stirn, und ich hob die Hände höher. Obwohl der Mond schien, war es im Bambus fast ganz dunkel, und ich konnte nichts weiter sehen als graue Formen auf schwarzem Hintergrund und dann einen Lichtstrahl, der von hinten kam. Das war gar nicht gut– wenn unsere Verfolger Licht hatten und wir nicht, würden sie uns mühelos einholen können.
    Ich blieb stehen und ließ mich auf ein Knie fallen, so wie ich es bei Cortez gesehen hatte. Ich zielte mit dem Maschinengewehr, niedriger, als ich es eigentlich für richtig hielt, dann feuerte ich blindlings drauflos.
    Es war schwer, das Gewehr in der richtigen Position zu halten– es bockte, als hätte ich einen Marlin an der Angel. Das ohrenbetäubende Knattern klang, als würde jemand direkt neben meinem Kopf eine Harley voll aufdrehen. Ich ließ den Abzug los.
    » Stopp. Bleibt hier«, sagte eine Männerstimme. » Ist zu gefährlich.« Erleichtert drehte ich mich um und lief hinter den anderen her.
    » Wir kriegen euch noch, ihr Arschlöcher«, brüllte die gleiche Stimme hinter mir her. » Keine Sorge, bald haben wir euch.«
    Jemand rief meinen Namen. Ich

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