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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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mir.
    » Hier.« Jeannie streckte uns unsere Küchenmesser hin. Ich wählte ein Fleischermesser mit schwarzem Griff. Meine Hand zitterte.
    Es gab nicht genug Messer für alle, und so schnappte Jim sich eine rostige Schaufel, die neben der Einfahrt lag, und Edie nahm die Grillgabel mit den zwei Zinken, die Jeannie ihm reichte.
    » Ein paar sollten von der Garage aus ins Haus gehen«, sagte Colin. » Wir müssen sie alle gleichzeitig erwischen.« Er schaute mich an. » Wir müssen das tun. Wir dürfen nicht einfach aufgeben.« Er zitterte vor Angst. Ich nickte, war mir aber nicht sicher, ob ich es wirklich konnte. Ich wünschte, Cortez wäre bei uns. Cortez war ein Mann der Tat, wir waren bloß sarkastische Clowns.
    Wir rannten zu den Türen. Ich schob die Fliegengittertür auf, zuckte zusammen, als sie quietschte, und dann sah ich die Männer drinnen. Sie standen um den Esstisch herum, und auf dem Esstisch lag Ange. Ihr T-Shirt und ihr BH lagen zerrissen auf dem Fußboden. Einer der Männer drückte ihre Arme herunter, ein anderer zerrte an ihren Jeans, während sie strampelte und schrie. Die Kerle grinsten und machten Witze, sie ließen sich Zeit. Etwas in mir behauptete hartnäckig, dies sei nur ein Film, aber das Messer in meiner schweißnassen Faust fühlte sich sehr real an.
    Der Kerl mit der Brille sah uns und stieß einen Warnruf aus. Als er nach dem Gewehr griff, das am Tisch lehnte, blieb ich wie erstarrt stehen.
    » Los, weiter«, sagte Colin hinter mir. Ich ging weiter.
    Mit hoch erhobener Schaufel stürzte Jim durch die Seitentür herein und schlug genau in dem Moment zu, als der Kerl das Gewehr herumschwenkte. Der Schuss ging los, traf aber nicht.
    Ich erreichte den Kahlköpfigen, als er gerade nach dem anderen Gewehr griff, und stach unterhalb des Schlüsselbeins zu. Ich spürte, wie die Klinge in seinen Körper glitt.
    Er schrie wie am Spieß. Hatte ich wirklich ein Messer in einen Menschen gestochen? Der Mann hob die freie Hand, um einen weiteren Angriff abzuwehren, aber diesmal schlug ich mit dem Messer zu, und die Klinge fuhr zwischen zwei Fingern hindurch und zerschnitt ihm den Handteller bis fast zum Handgelenk hinunter.
    Ist das scharf, dachte ich.
    Der Mann rief etwas, wobei er jedoch so sehr röchelte, dass ich ihn kaum verstand.
    In seinem Rücken steckte die Grillgabel; hinter ihm stand Edie. Mit einer Drehbewegung schlug er mir die gespaltene, blutende Hand ins Gesicht, dann sank er auf ein Knie nieder, kippte um und kroch über den Fußboden wie eine Kakerlake, die mit einem Insektizid besprüht wurde.
    Ich fuhr herum und sah, wie Jim dem taumelnden Kriegsveteranen das Schaufelblatt über den Schädel zog. Jeannie sprang ihm auf den Rücken und versuchte, ihn auf dem Boden zu halten. Er blutete aus einem halben Dutzend Rückenwunden. Jim und Jeannie schrien beide hysterisch. Dann schlug Jim noch einmal mit der Schaufel zu, und der Kriegsveteran rührte sich nicht mehr.
    Colin, Carrie und Ange starrten auf den dritten Mann hinunter. Der Plastikgriff eines Steakmessers ragte an der Stelle, wo man Luftröhrenschnitte macht, aus seiner Kehle. Colins Gesicht war mit Blut besprüht, überall war Blut. Der Fernseher, in dem gerade eine DVD mit irgendeiner blöden Komödie lief, war voller Blutspritzer. Die Ziegelumrandung des Kamins hatte Blutflecken. Auf dem Fußboden lag ein gerahmtes Foto von einer adretten Familie, das mit Blut getränkt war.
    Wir rannten weg, vorbei an den Nachbarn, die sich vor dem Haus auf dem Bürgersteig gesammelt hatten und uns fassungslos nachsahen.
    » Ich muss immer wieder an Herr der Fliegen denken«, sagte ich, als wir endlich in gemächlicherem Tempo weitergingen.
    » Uns blieb gar nichts anderes übrig«, sagte Colin, doch seine Stimme bebte, und es klang nicht besonders überzeugend.
    Jeannie nahm es am schwersten. Sie weinte nur und schaute uns an, als würde sie von bösen Geistern verfolgt.
    Wir waren nicht von animalischen Instinkten erfasst worden, als wir das Haus stürmten. Nein, wir waren ein Grüppchen furchtsamer College-Absolventen geblieben und hatten etwas getan, was wir uns nie hätten vorstellen können. Wir müssen uns abhärten, hatte Jeannie einmal vor einer Ewigkeit gesagt. Jetzt waren wir richtig abgebrüht. Ein Hoch auf uns alle!
    Mein Handy bimmelte. Adrenalin durchflutete mich, reinigte meine Nebenhöhlen und beschleunigte meinen Herzschlag.
    Sorry, ich weiß, du willst das nicht. Hab aber Neuigkeiten! Rufst du an? Vermisse dich so.
    Kann

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