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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Gewalt. Jede Menge Explosionen, Ficken und Tod, Verzweiflung und Untreue. Sie war ein perfektes Sprachrohr unserer Zeit.
    Nach mehreren Liedern gingen immer ein paar Roadies mit Plastikeimern herum und sammelten Geld ein. Cortez stand mit verschränkten Armen bei den anderen Männern in Schwarz neben der Bühne. Er sah richtig durchtrainiert aus. Kaum zu glauben, dass dieser Mann da vorne der gleiche Cortez war, der vor fünf Jahren zu meiner Nomadensippe gehört hatte. Er hatte gute zehn Kilo an Muskelmasse zugelegt, doch das mochte zum Teil auch daran liegen, dass er jetzt regelmäßiger aß und nicht mehr Tag für Tag meilenweit zu Fuß ging.
    Nach ihrem letzten Song machte Deirdre eine steife Verbeugung und verließ unter brausendem Beifall die Bühne. Einer der Leibwächter zog sein T-Shirt aus, gab es ihr, und sie zog es über ihr Trikot. Es reichte ihr bis zu den Knien. Während die Roadies noch mit dem Abbauen der Bühne und der Anlage beschäftigt waren, brach Deirdre schon mit ihren Leibwächtern auf.
    Im Gehen sagte Cortez etwas zu Deirdre. Als sie nickte, löste er sich aus der Gruppe und kam grinsend zu mir herüber.
    » Komm«, forderte er mich auf, » wir gehen mit zur Party.«
    Die Party fand in einer Bar namens The Dirty Martini statt. Jedenfalls hatte das Lokal so geheißen, bevor es Pleite machte. Das große Fenster vorn war mit Brettern vernagelt. Die Einrichtung bestand nur aus einer olivgrünen Bar, die von einer dicken Staub- und Schmutzschicht bedeckt war. An den Deckenbalken hingen Petroleumlampen.
    Wir besorgten uns Drinks und stellten uns damit in die Nähe der Bar. Cortez fragte mich, ob ich noch Kontakt zu Ange hätte, und ich erzählte, dass wir uns immer noch ab und zu trafen. Diese Halbwahrheit war mir unangenehm, aber wieso hätte ich ihm auf die Nase binden sollen, dass unsere Freundschaft schon seit einer ganzen Weile auch gelegentlichen Sex beinhaltete? Vielleicht lag ihm ja immer noch etwas an Ange. Ich berichtete ihm von den Fortschritten bei ihrer Doktorarbeit.
    » Spricht sie manchmal von mir?«, erkundigte er sich. Als er mein Zögern sah, wehrte er die Antwort mit einer Handbewegung ab. » Macht nichts. Wahrscheinlich hasst sie mich immer noch wie die Pest.«
    Sie hatten sich wegen einer Menge Kleinigkeiten getrennt, und der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, war Anges Promotionsstipendium in Biotechnik gewesen. Cortez hatte nicht viel davon gehalten. Ange war der Ansicht gewesen, er fühle sich dadurch bedroht. Cortez dagegen hatte erklärt, sie habe seine beiläufige Bemerkung, dass so eine Arbeit nicht gerade praxisbezogen sei, als Vorwand benutzt, um mit ihm Schluss zu machen. Jedenfalls war es keine Trennung gewesen, nach der man noch Kontakt hält. Ich konnte das nachvollziehen, und weil es von keiner Seite zu Tätlichkeiten gekommen war, hielt ich es nicht für nötig, Partei zu ergreifen. Bei Trennungen gab es meiner Ansicht nach keinen Schuldigen. Schuldig machten sich Leute, die Waffen besaßen und einen zwangen, widerliche Dinge zu essen. Ich würde Ange erzählen, dass Cortez mir über den Weg gelaufen war. Vermutlich war es ihr ziemlich egal, wenn Cortez und ich uns wieder anfreundeten. Ange schien es sogar egal zu sein, wenn ich mich mit anderen Frauen traf, und meine männlichen Freunde interessierten sie schon gar nicht. Ich war erstaunt, wie gut sie mit unserer Freundschaft inklusive Sex klarkam. Sie erwartete nie mehr von mir, als man von einem guten Freund erwarten konnte, und sie gab mir auch nicht mehr.
    Cortez und ich unterhielten uns über die Sippe, über die Zeit, als wir noch ärmer gewesen waren als jetzt, und wie erniedrigend es gewesen war, kein Zuhause zu haben. Und wir erinnerten uns auch an den Tag, als wir gezwungenermaßen getötet hatten. Inzwischen war das fast fünf Jahre her, aber ich versank immer noch in einem schwarzen Strudel, wenn dieser Tag zur Sprache kam.
    In diesem Moment erschien Deirdre.
    Sie hatte sich umgezogen. Jetzt war sie von den Oberschenkeln bis unter die Achseln mit einem durchgehenden Streifen aus schwarzem Leder umwickelt. Er musste mindestens fünfzehn Meter lang sein. Einen Moment überlegte ich, wie es wohl wäre, ihn abzuwickeln, aber dann besann ich mich auf die Realität: Bei Deirdre hatte ich keine Chance. Die spielte in einer ganz anderen Liga als ich. Zwei, vielleicht sogar drei Ligen über mir.
    Eine Gruppe von Fünfzehnjährigen umkreiste sie und plapperte los, sie sei das reinste Gift,

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