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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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die Vergewaltiger richtig totgestochen, oder hast du aufgehört, als sie sich nicht mehr wehren konnten?«
    » Sie haben bis zum letzten Atemzug gekämpft. Zum Schluss war es allerdings wohl nur noch Selbstverteidigung.«
    Deirdres Augen wurden schmal. » Das gefällt mir. Hast du einen Stift?«
    » Nein.«
    Eine Frau unterbrach uns. Sie war groß, trug einen viel zu kurzen blauen Rock und hatte langes, leuchtend magentarotes Haar.
    » Weißt du noch, diese Ringe, von denen ich dir erzählt habe?«
    » Ja?« Deirdre zog ihren Arm aus meinem.
    » Chetty hat eine Quelle aufgetan.«
    » Wirklich?«
    Plötzlich war ich nicht mehr an der Unterhaltung beteiligt, sondern hörte nur noch zu– eine Situation, die mir nur allzu vertraut war. Mein Moment an der Sonne war offenbar vorbei. Doch ich hatte so viel getrunken, dass ich bereit war, einen letzten Versuch zu wagen. Ich fasste Deirdre an der Schulter, und sie drehte sich um.
    » Hast du Telefon?«
    Sie nickte abwesend, zog eine Visitenkarte aus einer unsichtbaren Tasche und reichte sie mir. Es war eine schöne Karte, mit einem elektronischen Fenster, in dem man sich durch Fotos von Deirdres Auftritten scrollen konnte. Ich winkte ihr zum Abschied, ohne dass sie es sah, und überließ sie ihrem Gespräch über Ringe. Ihre Karte hielt ich fest umklammert.
    » Kann ich ihr nicht einfach eine SMS schreiben?«
    » Nein«, stöhnte Ange. » Ruf sie an.« Irgendwie kriegte sie es hin, bei unserem Gespräch gleichzeitig in einem Lehrbuch der Mikrobiologie zu lesen. Sie hatte ein Bein über die Armlehne des Klappsessels gehängt.
    » Ja, ruf sie an«, stimmte Jeannie ihr zu.
    Ich hatte eine Stunde lang vorn auf der Veranda gesessen und eine SMS nach der anderen entworfen und wieder gelöscht, bis Ange und Jeannie aufgetaucht waren. Jetzt wünschte ich, ich hätte eine dieser Nachrichten abgeschickt, bevor sie von meinen Versuchen erfuhren. » Aber das ist mir peinlich, und ich hab Schiss davor«, erwiderte ich. » Überhaupt, sie macht mir ein bisschen Angst.«
    » Eben, genau deswegen. Hör mal.« Ange klappte ihr Buch zu und schaute mich an. » Wenn ein Mann nicht den Mut hat, mich direkt zu fragen, sondern erst lange um den heißen Brei herumredet, dann weiß ich gleich, dass das mit uns nichts werden kann. Er muss Rückgrat haben.«
    » Das ist ja, als müsste ich durch einen Reifen springen«, sagte ich, während ich abspeicherte, was Ange gerade gesagt hatte. War das der Grund, weshalb sie nicht zuließ, dass es zwischen uns so richtig funkte? War ich ihr nicht selbstbewusst genug?
    » Nein, du musst eher eine Hürde nehmen«, widersprach sie.
    » Jasper, das klingt nach einer ganz schön selbstbewussten Frau«, mischte Jeannie sich ein.
    » Ja. Sie ist unglaublich.« Sie war die dynamischste, coolste, selbstbewussteste, couragierteste, aufregendste Frau, die mir je begegnet war. Mir wurde schwindlig, wenn ich mir vorstellte, mit ihr zusammen zu sein.
    » Dann musst du sie unbedingt anrufen«, sagte Jeannie. » Du weißt doch, wie sehr Männer Brüste mögen? Frauen, besonders selbstbewussten Frauen, ist Selbstbewusstsein bei Männern genauso wichtig wie euch Männern bei uns der Busen.«
    » Ach so.« Ich war wirklich ein bisschen autistisch, wenn es um die Feinheiten von Liebe und Dating ging.
    Auf der Straße machten sich zwei Jungs, vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, an einen jüngeren dritten heran, der eine Maske trug und in einem abgestellten LKW spielte. Einer der beiden größeren hatte eine mit roter Flüssigkeit gefüllte Spritze dabei– Blut, oder wahrscheinlich eher Lebensmittelfarbe.
    » He, komm mal her«, sagte der Junge mit der Spritze und beugte sich ins Fahrerfenster hinein, aus dem die Scheibe herausgebrochen war. » Kannst du mir ’nen Dollar leihen?«
    » Hey«, brüllte ich, » haut ab, lasst ihn in Ruhe.«
    Der Kleine streckte den Kopf aus dem Fenster, und alle schauten zu mir herüber. » Was geht denn dich das an?«, rief das Spritzen-Bürschlein.
    Ich griff nach dem Baseballschläger, der neben der Verandatür lehnte, und sie trollten sich.
    » Danke«, rief der Junge im Lastwagen, als die beiden außer Hörweite waren.
    » Gern geschehen.« Ich betrachtete mein Handy.
    » Verabreden Frauen wie Deirdre sich überhaupt mit Männern?«, fragte ich. » Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich sie nach einem Date nach Hause begleite und ihr vor der Tür einen Gutenachtkuss gebe.«
    » Es gibt nur einen Weg, das rauszukriegen, mein Lieber«,

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