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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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schlagen sollte. Von Natur aus neigte ich dazu, diejenigen zu unterstützen, die sich gegen das Establishment wandten. Die herrschenden Mächte gaben immer vor zu wissen, was sie taten, aber hinter dieser Fassade waren sie völlig unfähig. Auf der anderen Seite gingen diese rebellischen Wissenschaftler ungeheure Risiken ein, wenn sie die Welt als riesiges Experimentierfeld missbrauchten. Es schien hier keine sichere Seite zu geben, und das quälte mich.
    Schließlich fand ich in den Schlaf. Durch das offene Fenster brachten mir die Bambusschösslinge mit ihrem Knistern und Knacken ein Ständchen. Sie übertönten damit sogar zum großen Teil die nächtlichen Schüsse und die Schreie der Opfer.
    Am Morgen hatte sich die Lage beruhigt. In den Nachrichten sahen wir, dass die Jumpy-Jumps wieder in der Bevölkerung untergetaucht waren. Der Bambus aber breitete sich weiter aus.
    Ein Brummen weckte mich. Unser Telefon war so alt, dass es keine Klingeltöne mehr produzierte, sondern nur noch ein tonloses, brummelndes Geräusch von sich gab.
    » Jasper?« Anges Stimme klang panisch.
    » Was ist los?«, fragte ich. Ein Adrenalinstoß vertrieb den letzten Rest meiner Schläfrigkeit.
    » Uzi ist weg.«
    » Weg? Wo hast du ihn denn zuletzt gesehen?«
    » Ich hatte ihn heute ganz früh am Fahrradständer vor dem Supermarkt angebunden und war dann kurz einkaufen. Als ich wieder rauskam, war er weg.«
    » Ist die Leine auch weg? Oder hat er sie zerrissen?« Ich sprang aus dem Bett und zog eine Jeans aus demHaufen von Klamotten, die ich gestern getragen hatte.
    » Nein, die Leine ist auch weg.«
    » Trotzdem, vielleicht hat er sich losgerissen. Wahrscheinlich ist er ganz in der Nähe.«
    » Uzi würde doch nie weglaufen, auch nicht, wenn er sich losgemacht hätte.«
    » Aber er muss weggelaufen sein«, sagte ich. » Wer sollte denn so eine große Promenadenmischung klauen?«
    Ange fing an zu weinen. » Weiß ich nicht. Aber er ist weg.«
    » Bin schon unterwegs«, sagte ich. » Ich bringe Colin und Jeannie mit. Wir finden ihn.«
    Ich scheuchte die beiden aus dem Bett. Ein Hund war verschwunden– mit solchen altmodischen Problemen hatte man es heutzutage nur noch selten zu tun. Einen Moment lang überlegte ich, ob der Bambus die Lebensmittelversorgung vielleicht so weit eingeschränkt hatte, dass die Leute schon Hunde entführten und verzehrten, aber das war eher unwahrscheinlich. Es gab genug herumstreunende Köter, wenn man schon Hunde essen wollte, und niemand würde sich mit einem so großen, gefährlich aussehenden Tier wie Uzi anlegen.
    » Pscht, pscht, wir finden ihn schon.« Ich saß mit Ange auf der Treppe vor ihrem Haus und hatte den Arm um sie gelegt. In ein paar Stunden würde die Sonne untergehen. Ich wusste, was Ange dachte: Dann würde Uzi allein sein, im Dunkeln.
    Ein elektrisches Surren kündigte an, dass Chair gleich um die Ecke kommen würde. Erwartungsvoll stand Ange auf.
    Aber Chair war allein. Er schaute Ange hoffnungsvoll an, als er um die Ecke bog. Sie schüttelte den Kopf. Chair hämmerte auf die Armlehme seines Rollstuhls. Sebastian, Colin, Jeannie und ein paar andere waren noch unterwegs. Noch gab es Hoffnung.
    » Es geht ihm gut«, sagte ich. » Hier in der Stadt laufen doch Tausende von streunenden Hunden herum. Niemand würde ihn mitnehmen, er hat sich einfach losgerissen. Wir finden ihn bestimmt.«
    Gerade als ich Sebastian entdeckte, der, ebenfalls allein, auf uns zukam, hörte ich aus der anderen Richtung ein jammervolles Winseln. Ich fuhr herum. Das Geräusch war aus der Richtung des Platzes gekommen, aber dort war niemand zu sehen.
    Ich dachte schon, ich hätte es mir nur eingebildet, aber da hörte ich wieder ein Jaulen, und jetzt hatte Ange es auch gehört. Sie sprang von der Treppe auf, rief Uzis Namen und rannte los. Ich folgte ihr auf den Fersen.
    Wir entdeckten ihn auf der anderen Seite des Platzes. Er schleppte sich mühsam vorwärts, sein Kopf schleifte fast auf dem Boden.
    » Uzi!«, schrie Ange. Der Hund heulte jämmerlich. Als Ange auf ihn zustürzte, blieb er stehen. Etwas Schreckliches musste ihm zugestoßen sein. Er sah irgendwie… verdreht aus. Als ich näher kam, konnte ich erkennen, dass etwas aus seinem Bauch heraushing.
    Ein Draht.
    Ich packte Ange am T-Shirt und riss sie zurück.
    » Warte!«, brüllte ich.
    » Lass mich los!« Sie schaffte es, sich zu befreien.
    Ich jagte hinter ihr her.
    » Was hat er denn? Was ist mit dir?«, rief Ange, während sie die Arme um Uzis großen

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