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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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gerade ereignet haben mochte. Der Junge hob sein Wassergewehr und zielte zum Test auf ein Mädchen, das mehr als zehn Meter von ihm entfernt stand. Ich beobachtete, wie das Wasser einen perfekten Bogen beschrieb…
    » Chair«, sagte ich mit ruhiger Stimme. Er rollte näher an uns heran. » Bleibst du mal kurz bei Ange?« Chair nickte.
    Ich kramte einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Tasche und ging damit zu dem Kind hinüber. » Ich gebe dir zwanzig Dollar für dein Wassergewehr«, sagte ich und hielt ihm den Schein hin.
    Er machte große Augen. » Okay«, sagte er und streckte mir das Gewehr hin. Ich reichte ihm den Schein, bedankte mich und lief in Anges Wohnung zurück.
    Im Kühlschrank lag ein halb voller Beutel mit Blut. Ich ließ das Wasser zum größten Teil aus dem Gewehr herauslaufen und goss das Blut hinein. Ein Teil lief daneben, tröpfelte mir über die Finger und über den Griff und den Abzug des Plastikspielzeugs. Ich spülte meine Hände und das Gewehr ab.
    Rumor war immer noch draußen auf der Straße. Er sprach gerade mit einer Asiatin, die von seiner Zuwendung offensichtlich begeistert war.
    » Rumor«, sprach ich ihn an. Er drehte sich um und senkte den Kopf, als wolle er sagen: » Du schon wieder?« Ich hob das Spielzeuggewehr.
    Rumor lachte los, als hätte er noch nie so etwas Lustiges erlebt. » Willst du mich etwa erschießen, du Schneckenbruder?«
    Ich schoss ihm direkt ins Gesicht. Immer noch lachend drehte er das Gesicht aus dem Strahl und wischte sich die Augen ab. Doch als er sah, dass seine Hände blutig waren, blieb ihm das Lachen im Halse stecken.
    » Ich heiße Jasper«, sagte ich. » Meine Freundin heißt Ange. Und ihr Hund hieß Uzi.«
    Ich rannte los, denn es würde Stunden dauern, bis Rumor seine Mordlust verlieren würde. Während ich über den Platz sprintete, krachte ein Schuss, dann noch einer. Ich hetzte die York Street hinauf, sprang dabei über Obdachlose, die sich für die Nacht hinlegten. Als ich mich umsah, entdeckte ich Rumor mit der Pistole in der Hand, aber er ging nur noch im Schritttempo. Seine Bewaffnung machte ihm das Rennen vermutlich schwer.
    » Jasper!« Das war Anges Stimme. Sie kam durch ein Seitengässchen gerannt, als sei der Teufel hinter ihr her. Sie musste über die Abercorn Street gelaufen sein. Ich wartete auf sie, dann hetzten wir gemeinsam weiter, bis wir Rumor weit genug hinter uns gelassen hatten.
    » Danke dir«, sagte Ange. Sie wischte sich die Tränen ab, aber sofort kamen neue.
    » Ich weiß, dass es dir Uzi nicht zurückbringt. Das tut mir so leid.«
    Sie nickte und wischte sich mit dem Ärmel über die Nase. » Aber du hast ihn drangekriegt. Jetzt muss er büßen.«
    Ihr Handy klingelte. Sie zog es aus der Tasche und las eine SMS .
    » Scheiße. Von Charles: › Ange, wir waren zum Dinner verabredet, oder? Hast du’s vergessen?‹« Erneut blitzten Anges Augen vor Zorn.
    » Schreib ihm einfach, hier gab es eine persönliche Tragödie, und ihr müsst euch ein andermal treffen«, schlug ich vor. Ich fand es völlig überflüssig, dass Ange sich jetzt auch noch mit Charles herumärgern sollte.
    Sie blieb stehen und starrte auf ihre Sandalen. » Denkste.« Ange nahm mich kurz in die Arme. » Er hat den falschen Tag erwischt, um sich an mich ranzumachen.«
    » Was hast du vor?«
    » Ich weiß noch nicht. Wir sehen uns später«, rief sie, während sie die Drayton Street hinaufging.
    Das Blut schwappte in dem Wassergewehr, als ich mich umdrehte und die andere Richtung einschlug.
    Hinter einem schmiedeeisernen Tor stützte ein Mann mittleren Alters in einem teuren Anzug ein junges Mädchen, das sich auf eine blühende Azalee erbrach. » Nein«, sagte der Mann wieder und wieder. Die Kotze verfärbte sich allmählich rosa. Ich ging weiter.
    Ich musste für etwa zwölf Stunden verschwinden. Aber das war kein Problem, denn im Mini-Markt gab es viel zu tun.
    » Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte ich Ange. Sie lag auf dem Bett, hatte ein Bein angezogen, und schaute aus dem Fenster. Ich saß auf der Bettkante.
    » Ich habe ihn verprügelt«, sagte sie.
    » Du hast ihn geschlagen?«
    Ange nickte zerstreut. » Mehrmals. Er musste wahrscheinlich ins Krankenhaus, aber ich bin gleich abgehauen, deswegen weiß ich es nicht genau.«
    Unter anderen Umständen hätte ich gelacht, aber wir lebten in finsteren Zeiten. An einem einzigen Tag hatte Ange ihren engsten Gefährten verloren und ihre größte Hoffnung begraben.
    » Alle paar Minuten wird mir plötzlich

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