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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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und wir leben hier.«
    Der Mann sah in die Eichenkronen hinauf und schaute dann wieder Cortez an, als habe er nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    » Das hier ist ein Park«, mischte ich mich ein. » Diese Bäume wurden gepflanzt, damit der Park schön aussieht.« Ich liebte die Lebenseichen, liebte ihre knorrigen Äste, die schattige Dächer über den Straßen bildeten. Ich mochte auch ihre Zähigkeit– sie überlebten die klimatischen Veränderungen und die chemischen Ablagerungen, während die Kreppmyrten und die Azaleen sowie die kleinen gelben Singvögel und die grünen Fröschlein, die sich an der Fensterscheibe festhalten konnten, größtenteils eingegangen waren. Sie waren braun oder blau geworden und verfault. Wer hatte Schwarz zur Farbe des Todes ernannt? Die eigentlichen Todesfarben waren Braun und Blau. Schwarz war die Farbe der Nacht und einer möglichen kühlen Brise.
    » Hackt einfach keine Äste mehr ab, okay?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Cortez sich um. » Leute, ich hab’s echt eilig. Wenn ich jetzt nicht ordentlich reinhaue und einen Haufen Erde für die Erweiterung des Dachgartens hochschaffe, macht der Alte Hackfleisch aus mir.«
    » Ich dachte, wir wollten uns noch was ansehen«, sagte Dice.
    » Ein andermal.«
    Während Dice und Slinky sich entfernten, hielt Cortez mich zurück.
    » Ich wollte die beiden einfach mal für eine Weile los sein«, erklärte er, als sie außer Hörweite waren. » Sie sind in Ordnung, aber man kann sich nicht richtig mit ihnen unterhalten, verstehst du?«
    Ich nickte. Wir machten uns auf den Weg zu seiner Wohnung, dabei hielten wir uns möglichst im Schatten der Gebäude.
    » Wusstest du, dass ich heute vierunddreißig werde?«, fragte Cortez.
    » Nein. Herzlichen Glückwunsch.«
    » Ja, danke. Aber eigentlich bedrückt es mich.« Er seufzte tief und schüttelte den Kopf. » Vierunddreißig Jahre alt, und ich hänge immer noch mit meinen Freunden draußen rum, als wäre ich fünfzehn, oder ich hocke in der Saunahitze in meiner Wohnung vor der Glotze, wenn wir gerade Empfang haben, oder ich ziehe Erde aufs Dach hoch, damit wir nicht verhungern.«
    » Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir in unserem Alter so leben würden«, antwortete ich. » Ich habe immer erwartet, dass die Lage wieder besser wird und dass sich damit auch für uns mehr Möglichkeiten ergeben.« Allerdings musste ich zugeben, dass Cortez noch schlechtere Aussichten hatte als ich. Er hatte keinen richtigen Beruf, nur einen Highschool-Abschluss.
    » Ja. Ich denke immer, wenn ich früher geboren wäre, bevor man im Boot durch Los Angeles fahren musste und so, dann hätte ich richtig was werden können, dann hätte ich mir mit irgendwas einen Namen machen können.« Er sah mich an, vielleicht wollte er abwarten, ob ich lachen würde. » Keine Ahnung, vielleicht ein Meister in einer Kampfkunst, oder ein einflussreicher Geschäftsmann. Verstehst du? Aber jetzt stehe ich bloß eine Stufe über diesen Zigeunern im Park.«
    » Mensch, habt ihr das gesehen?« In der Tür von Pinky Masters stand ein alter Mann und winkte uns in die Bar hinein. Wir sahen, dass drinnen alle wie gebannt auf den Fernseher starrten. Auf dem Nachrichtenkanal lief eine Sondersendung, was am roten Flackern rings um den Bildschirm zu erkennen war.
    » Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte ich, als wir die Kneipe betraten. Ein Mann mit einem künstlichen Auge, das zu groß für sein Gesicht war, schrie den Bildschirm an: » Atombomben drauf und fertig! Worauf warten wir denn noch?! Auslöschen!«
    » Was ist passiert?«, fragte Cortez den Alten an der Tür.
    » Sie haben den Lake Superior radioaktiv verseucht, das Wasser ist nicht mehr trinkbar.«
    Ich spürte, wie mir flau wurde. » Wer hat das getan?«
    » Nordkorea. Angeblich, weil wir ihre Fischtrawler versenken.«
    » Wenn die ihre gigantischen Fabrikschiffe bis vor unsere Küsten schicken, dann versenken wir sie, ist doch klar«, sagte der Mann mit dem Glasauge.
    Die US -Navy versenkte praktisch alle fremden Fischerboote, die sie innerhalb von zweihundert Meilen vor unseren Küsten fand, obwohl die internationalen Gewässer theoretisch schon zwölf Meilen von der Küste entfernt begannen. Aber das sagte ich nicht laut. Und der Grund war schließlich auch egal. Der Lake Superior war radioaktiv verseucht worden. Welche Konsequenzen das im Einzelnen haben würde, wusste ich nicht, aber es war schlimm, denn er war unser größte Binnensee, und jetzt war er

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